Aszese

Aszese

Lothar Penners

Aszese (von griech. askeo = üben) meint das programmatische Bemühen um Selbstvervollkommnung. Als solche ist sie für J. Kentenich selbstverständlicher Teil der >>Selbsterziehung. Im Unterschied zu dieser, welche die Gesamtheit der Lebensgestaltung nach dem >>Persönlichen Ideal in den Blick nimmt, kreist Aszese vor allem um die Überwindung ungeordneter oder sündhafter Neigungen (Erbsünde) durch vorsatzmäßiges Handeln (“liebebeseeltes agere contra”; “sportmäßige Abtötung). Der natürliche “Ort” von Aszese als “Übung” ist zunächst der freie Wille, der nach der Auffassung J. Kentenichs allerdings nur in dem Maße eine positive Veränderung der Person erreicht, als ihm die Erfassung und Läuterung der Haupttriebkräfte im Menschen samt der Klärung des unterbewussten Seelenlebens überhaupt aus der umfassenderen Liebesbindung gelingt.

Die Ausrichtung der Aszese in der >>Spiritualität Schönstatts (“organische Aszese”) kennt verschiedene Maximen, um dem “Ent-Werden” des alten Menschen und “Neuwerden” des Menschen nach dem Bilde Christi und Mariens nachzukommen:

1. Sie sucht “Übung” vornehmlich in der konkreten Lebensbewältigung (“Treue im Kleinen”), der Bewährung im Alltag, ohne der Herbheit im Konkreten auszuweichen (“kein Süßholzgeraspel!”).

2. Im “Ernstmachen”, erst recht bei der Praktizierung der sog. außergewöhnlichen Mittel der Buße und des Verzichts (wie Fasten, nächtliches Gebet, “Selbstverleugnung” etc.) orientiert sie sich am Zielbild der Integrität des Menschen oder der “Harmonie von Natur und Gnade”. Das heißt, organische Aszese sucht nicht ein Maximum aszetischer Leistungen, sondern sucht die Heilung der gefallenen “Natur” des Menschen (“Ich Dreh”; Weltsucht). Ihr zentrales Gestaltungsmoment, gerade auch im besonderen Vorsatz (>>Partikularexamen), ist die Veredlung (nicht Unterdrückung!) der so genannten Hauptleidenschaften (>>Trieb) Hingabe und Selbstbehauptungstrieb.

3. Aszese als Bemühen von Seiten des Menschen ist immer zu sehen im Zusammenhang mit dem, was Gott selbst, seine Gnade, im Menschen bewirkt. Sie kreist letztlich um die Verbindung von Lieben und Geliebt werden. Schönstättisch geprägte Aszese ist Bündnisaszese oder Einheit von Eigentätigkeit und >>”Mystik”. Sie rechnet damit, dass die Integrität des Menschen letztlich nur auf Grund der Gaben des >>Heiligen Geistes möglich ist. Sie weiß um ein gegenseitiges Sich bedingen von Caritas und Passio, von Graden der Selbsthingabe (>>Blankovollmacht, >>Inscriptio) und entsprechenden Graden der Vereinigung mit dem Göttlichen (>>Gebet der Einfachheit und der eingegossenen Beschauung).


Literatur:

  • J. Kentenich, Allgemeine Prinzipienlehre der Apostolischen Bewegung von Schönstatt (gleichnamige Tagung aus den Jahren 1927-1929, verschiedene Mitschriften)
  • J. Kentenich, Der erlöste Mensch. Priesterexerzitien 1935/1936, verv.S, A 4, 112 S.
  • J. Kentenich, Der heroische Mensch. Priesterexerzitien 1936/1937, verv.W, A 5, 302+5 S.
  • M. A. Nailis, Werktagsheiligkeit. Ein Beitrag zur religiösen Formung des Alltags, Limburg 1937 (1964) – Vallendar-Schönstatt 1974
  • J. Kentenich, Wachstum im höheren Gebetsleben. Priestertagung vom 20. bis 22.1. 1941 in Schönstatt, Vallendar 1977, 149 S.
  • J. Kentenich, Marianische Werkzeugsfrömmigkeit (geschrieben 1944 in Dachau), Vallendar-Schönstatt 1974.
  • H. Schmidt, Organische Aszese, Paderborn 1939.
  • Historisches Wörterbuch der Philosophie I, Darmstadt-Basel 1971, 538 ff.
  • R. Guardini, Ethik I, Paderborn 1993, 399 ff.

Schönstatt-Lexikon:

Herausgeber: Internationales Josef-Kentenich-Institut für Forschung und Lehre e.V. (IKF)

Verlag: Patris-Verlag, Vallendar-Schönstatt – All rights by Patris-Verlag – www.patris-verlag.de

Online-Präsentation: Josef-Kentenich-Institut e.V. (JKI) – www.j-k-i.de

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