Evangelische Räte

Evangelische Räte

Peter Wolf

Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam können erzwungenes Geschick im Leben eines Menschen sein. Selbst gewählt und als bewusster Lebensentwurf im Horizont der Gottesreichsbotschaft sind sie existentielle Phänomene im Leben Jesu und seiner Gefolgschaft. Jesus wählt ein Leben ohne die Geborgenheit und Bindung an eigenen Besitz und Familie mit Frau und Kind und lebt eine vollkommene Orientierung am Willen seines Vaters im Himmel. Die Berufung in die Nachfolge und Teilnahme an seiner Sendung kennt die gleiche Konsequenz auch für das Leben in seinem Jüngerkreis.

Was von Anfang an als das Ideal der Nachfolge in der Kirche lebt und das frühe Mönchstum wie das werdende gemeinschaftliche Ordensleben prägt, hat man ab dem 12. Jahrhundert als die “drei evangelischen Räte” bezeichnet. Bereits die Zeit der Kirchenväter und der mittelalterlichen Theologie hat ausgehend von der Perikope vom reichen Jüngling den “Weg der Räte” und den “Weg der Gebote” unterschieden. Der Weg der Räte galt als “Weg der Vollkommenheit”, der in der Regel durch die entsprechenden drei Gelübde verbindlich wurde.

Das Konzil hat bei großer Wertschätzung der evangelischen Räte und des Ordenslebens an die Berufung aller Christen in allen Verhältnissen und in jedem Stand zur Vollkommenheit erinnert (LG 11) und allen Gläubigen die evangelischen Räte vor Augen gestellt (LG 39).

J. Kentenich hat in seiner Bewegung schon früh eine große Hochschätzung der evangelischen Räte gekündet. Es kam ihm darauf an, Menschen für den “Geist der Räte” und den “Gelübdegeist” zu wecken. Daraus wuchsen viele und vielfältige Berufungen, welche die evangelischen Räte der Armut, des Gehorsams und der Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen verwirklichen. In der Schönstattfamilie gibt es Gemeinschaften, die den Geist der evangelischen Räte leben und Gemeinschaften, die sich ausdrücklich auf die evangelischen Räte verpflichten, ohne jedoch ein Gelübde abzulegen (Vertragsweihe).


Literatur:

  • J. Bours / F. Kamphaus, Leidenschaft für Gott. Ehelosigkeit – Armut – Gehorsam, Freiburg 61986
  • P.M. Zulehner, Leibhaftig glauben. Lebenskultur nach dem Evangelium, Freiburg 41987.

Schönstatt-Lexikon:

Herausgeber: Internationales Josef-Kentenich-Institut für Forschung und Lehre e.V. (IKF)

Verlag: Patris-Verlag, Vallendar-Schönstatt – All rights by Patris-Verlag – www.patris-verlag.de

Online-Präsentation: Josef-Kentenich-Institut e.V. (JKI) – www.j-k-i.de

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