Wie sieht das Verhältnis des Heilandes zu seiner Mutter aus? Es ist ein kindliches und bräutliches Verhältnis.
Ein kindliches Verhältnis. Der Heiland hat sein Leben und sein Lebenswerk abhängig gemacht von seiner Mutter. Studieren Sie, ob das stimmt. Da können Sie verstehen, wie recht die haben, die diese Zuständigkeiten, Akte und Handlungsweisen auch für sich als Vorbild betrachten, für ihr ganzes Leben. Auch ich mache mich in meinem ganzen Leben und Arbeiten wie der Heiland abhängig von seiner Mutter. Ist das christozentrisch? Zweifellos, in einzigartiger Weise. Wir dürfen nebenbei uns sagen lassen, wie der Heiland in feinsinniger Weise es fertigbrachte, daß er sich von ihr total abhängig gemacht und doch auch seine Mutter erzogen hat zur Schmerzensmutter. So wurde sie Mutter des mystischen Christus und dadurch fähig, auch uns zu erziehen. Er hat sich als Kind hingegeben und formen lassen; und somit weiß sie, wie sie auch uns zu formen hat. Ich mache mich abhängig wie der Heiland von seiner Mutter.
Sie müssen zugeben, daß dieser organische Ansatzpunkt berechtigt ist; und das ist das Wichtigste. Jedenfalls geben Sie zu: Das ist ein überaus wertvoller Heilsweg; der Weg, den der Heiland selbst gegangen ist – ein überaus wertvoller Weg. Aber damit ist das Verhältnis des Heilandes zu seiner Mutter noch nicht erschöpft.
Beide stehen auch in einem bräutlichen Verhältnis zueinander. Der Heiland hat an seinem Verhältnis zu seiner Mutter sein Verhältnis zur kindlichen und zu jeder gottinnigen Seele gezeigt. Was muß ich also deswegen wiederum studieren? Ein Doppeltes: die Haltung des Heilandes der Kirche, der Seele, auch mir gegenüber, und andererseits die bräutliche Aufgeschlossenheit der Gottesmutter – und damit meine bräutliche Aufgeschlossenheit – dem bräutlichen Einfluß des Heilandes, des Gottmenschen, gegenüber.
Sie merken, wie universell das Marianische hier eingebaut ist im gesamten Organismus.
Erschienen in:
Joseph Kentenich
Christus mein Leben
Ausgewählte Texte zum Christus-Jahr 1997
Herausgegeben von Günther M Boll, M. Pia Buesge, Peter Wolf
Patris-Verlag Vallendar-Schönstatt
www.patris-verlag.de
blaue links führen zur Seite,
grüne Links führen zum Lexikon