Die Gottesmutter ist schlechthin das Inbild der Kirche, Gleichbild der Kirche. Ein gleiches Bild hüben und drüben: Mutter und Mutter, innerlich miteinander verbunden, wo es sich um die Funktion und wo es sich um die Fruchtbarkeit handelt.
(Josef Kentenich)
Das zentrale dogmatische Dokument des Konzils über die Kirche, Lumen Gentium, spricht in seinem achten Kapitel ausführlich über die Gottesmutter Maria. In ihr sieht die Kirche ihr eigenes Wesen am vollkommensten verkörpert. An ihr will sie Maß nehmen und bekennt sich zu ihrer fortdauernden Mutterschaft in der Gnadenökonomie (LG 62). Ihre eigene mütterliche Rolle sieht die Kirche in der Parallele zur Mutterschaft Marias (LG 64). Maria ist Urbild (Typus) der Kirche und die Kirche ist ihr Nachbild. Es entspricht also ganz dem Denken des Konzils, dass die Kirche in ihrem Wesen marianisch ist und die erneuerte Kirche eine marianische Kirche sein soll.
Dieser Mutter hat Papst Paul VI. während des Konzils die Hirten und die Gläubigen anvertraut, indem er ihr den Titel „Mutter der Kirche“ gab. Diese Mutterfunktion ist unserem Gründer kostbar und wertvoll. Sie ist ihm Unterpfand, dass die erneuerte Kirche zutiefst eine marianische und mütterliche Kirche sein wird.
Er sieht die Sendung der Gottesmutter darin, auch heute Christus neu zu gebären. Sie will Christen formen, durch die Christus neu präsent wird in der modernen Welt.
In Kentenichs Denken steht Maria nicht für eine konservative Variante des Christentums, sondern für einen bleibenden Lebensimpuls. Die Kirche tut gut daran, im Vertrauen und in der Hingabe an Maria den Weg in die Zukunft zu gehen. Dies ist eine Wegweisung des Konzils, die bisweilen übersehen und vergessen wird. Kentenich erinnert an dieses Anliegen des Konzils.
Aus:
Peter Wolf (Hrsg.)
Erneuerte Kirche in der Sicht Josef Kentenichs
Ausgewählte Texte
Patris-Verlag, Vallendar-Schönstatt
www.patris-verlag.de
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