JoBr52-06_045-056 Der heilsgeschichtliche Gottesbund III

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Der heilsgeschichtliche Gottesbund III

Der Gottesbund ist Grundform, Grundkraft und Grundnorm der Heilsgeschichte

Der Gottesbund ist Grundform der Heilsgeschichte

Die Philosophie macht darauf aufmerksam, daß die causa finalis die causa formalis(10) bestimmt. Füglich muß das Liebesbündnis, das in seiner Vollendung den Sinn allen Weltgeschehens darstellt, auch die Grundform der Heilsgeschichte in ihrer Gesamtheit und in ihren einzelnen Teilen sein. Das heißt: es gibt jeglichem Ereignis Form und Gestalt der Liebe. Liebe hat es bereitet und gesandt, Liebe soll es wecken und vertiefen, Liebe soll es rückwirkend schöpferisch mitgestalten und vollenden.

Die heiligen Bücher werden nicht müde, in mannigfachen Wendungen, in Berichten und Schilderungen dafür den Beweis, die Bestätigung zu erbringen. Wie ein roter Faden durchzieht alle Ereignisse der Gedanke: Der Herr der Geschichte ist der Bundesgott. Er hält alle Fäden in der Hand und webt sie zu einem kunstgerechten Gewebe. Das Grundverhältnis, in dem er zur Menschheit steht, ist das Bundesverhältnis. Es prägt und bestimmt jede Handlung des Weltenlenkers. Es verlangt die schöpferische Mitwirkung des gelenkten Bündnispartners.

Bei Adam und Noe tritt Gott schlechthin als Bundesgott der ganzen menschlichen Gesellschaft auf(11); bei Abraham und Moses beschränkt er sich unmittelbar auf das aus- /

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erwählte Volk, auf das Volk Gottes(12), das im Neuen Bund als das Kirchenvolk in die Geschichte eintritt. Das Neue Testament spricht vom Bündnis des Herrn mit seiner Kirche(13), das den Weg öffnet und sichert für das Liebesbündnis mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.

Die Geschichte von Adam und Eva kennt zwar den Ausdruck »Bund« nicht. Das Verhalten jedoch, in dem Gott zu ihnen und sie zu Gott stehen, trägt deutlich die Zeichen eines Bundesverhältnisses an der Stirne. Die Wechselbeziehungen der beiden Partner sind eine ideale Verwirklichung und Ausstrahlung des gegenseitigen Liebesbündnisses. Ihre Wechselreden sind Zwiegespräche von Liebenden, die zueinander gefunden und zueinander gehören. Die Bundespflichten sind nur angedeutet, sie lassen sich aus den Wirkungen des Bundesbruches bis in alle Einzelheiten erschließen.

Noe hört als erster aus dem Munde Gottes das Wort »Bund«. Jahwe spricht:

»Ich treffe mit dir ein Abkommen, einen Bund, daß du samt deinen Söhnen, deinem Weibe und deinen Schwiegertöchtern in die Arche gehen sollst… Fürwahr, ich schließe einen Bund mit euch sowie mit euren Nachkommen …; und zwar errichte ich meinen Bund mit euch, daß kein Geschöpf mehr durch der Flut Gewässer vernichtet werden soll. Dies sei das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und euch errichte und allen Lebewesen, die bei euch sind, für ewige Zeiten: Ich stelle meinen Bogen in die Wolken, daß er mir zum Bundeszeichen zwischen mir und der Erde diene« (Gn 9,9-13).

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Gott bleibt seinem Plane treu. Er hält am Bündnis fest, das er mit der Rilenschheit geschlossen hat, beginnt aber bei gegebener Gelegenheit eine neue Methode: Er führt das Elite-Prinzip in die Heilsgeschichte ein. Abraham wird mit seinen Nachkommen aus den Völkern ausgesondert. Jahwe schließt mit ihm ein Bündnis. Gott verspricht ihm dadurch das Gelobte Land – ein Land, das von Milch und Honig fließt(14) -, eine Nachkommenschaft so zahlreich wie der Sand am Meere(15) und die Geburt des Erlösers aus seinem Geschlechte(16). Dafür verlangt er vollkommene Hingabe von seinem Bündnispartner bis zum Ende der Zeiten.

Zur Zeit der Wüstenwanderung unter Moses schloß Gott das Bündnis, das er bislang nur mit den Patriarchen als Vertretern des Volkes eingegan- [[107]] gen war, unmittelbar mit dem ganzen Volk am Berge Sinai. Die Heilige Schrift berichtet:

»Als Moses sich anschickte, zu Gott hinaufzusteigen, rief ihm der Herr vom Berg herab zu: Zum Jakobshause sollst du sprechen und so den Söhnen Israels ankünden: Ihr selber habt gesehen, was ich an Agypten getan und wie ich euch auf Adlerflügeln getragen und zu mir hergebracht habe. Wenn ihr auf meine Stimme hört und meinen Bund festhaltet, dann sollt ihr aus allen Völkern mir zu ganz besonderen Zwecken dienen; denn mir gehört die ganze Erde. Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern sein, ein heilig Volk… Und das ganze Volk erwiderte einstimmig und sprach: Was immer der Herr befiehlt, das wollen wir tun« (Ex 19,3-8).

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Das Ereignis war so tiefgreifend, daß es das Lebensgefühl des Volkes bis ins Innerste erfaßte und ein Bündnisbewußtsein großzog, das trotz aller Schwankungen und zeitweiliger Lahmlegung Lebensmut, Schwungkraft und Sieghaftigkeit immer neu beschwingte.

Als die Fülle der Zeiten gekommen war, erschien die zweite Person in der Gottheit im Fleische. Sie erfüllte den Sinn des Alten Bundes(17). Durch sein Blut, durch seinen Tod am Schandpfahl des Kreuzes erkaufte der gekreuzigte Bräutigam sich seine Braut, die Kirche, und führte sie heim. So steht der Neue Bund vor uns, besiegelt im Blute des Herrn. Dadurch ist seine Kirche, sind auch wir um einen teuren Preis erkauft(18). Das matrimonium ratum, das am Kreuze vollzogen worden ist, wird zum consummatum(19) in der subjektiven Erlösung. Damit ist das Brautsymbol ins Neue Testament übergegangen, mit dem Unterschied jedoch, daß es von nun an sinngerechter Ausdruck des Bundes und Liebesverhältnisses zwischen Christus und Kirche und begnadeter Einzelseele ist, während als Sinnbild für die gleiche Grundeinstellung dem Vater gegenüber die »Vater-Kind-Beziehung« gilt. Man vergesse nicht, daß es sich hier immer nur um Bilder, um Symbole handelt, und bleibe dabei nicht zu lange hängen. Man übersehe jedenfalls nicht das Kernstück: den gegenseitigen Liebesbund.

Was die Beschneidung für das Alte, das ist die Taufe für das Neue Testament: die Einbeziehung, die Eingliede- /

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rung in das entsprechende Bundesverhältnis. Danach haben alle Getauften ein Bündnis mit dem Herrn geschlossen. Sie sind auf seinen Tod getauft, sie stehen in Todesgemeinschaff mit ihm. Sie sollen in heiliger, geheimnisvoller Seins-, Lebens-, Liebes- und Schicksalsgemeinschaft unzertrennlich mit ihm verbunden bleiben und in ihm und mit ihm hineingezogen werden in seine Liebeseinheit im Heiligen Geiste mit dem Vater.

Paulus hat den Brautgedanken aufgegriffen und mit Liebe verarbeitet. Die Gemeinde von Korinth nennt er die Braut des Herrn. Er setzt voraus, daß alle Glieder Christi und Kinder des Vaters sind. Deswegen schreibt er: »Ich eifere um euch mit Gotteseifer. Ich verlobte euch ja einem einzigen Manne, um euch als keusche Jungfrau Christus darzustellen« (2 Kor 11,2).

Danach kann jede begnadete Seele »Braut Christi« im weiteren Sinne des Wortes genannt werden. Im engeren Sinne ist es, wer dieses Brautverhältnis freigewählt zum ausschließlichen und dauernden macht. So verstehen wir den kirchlichen Stand der Jungfrauen und die altübliche Jungfrauenweihe. Vom Brautgedanken aus löst Paulus eine Anzahl schwerwiegender Lebensfragen, vor allem das Problem der Körperkultur und der Ehe.

Den Korinthern prägt er ein, daß der Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist. Der Grund ist einsichtig: Wir sind ja Glieder Christi, sind deshalb von seinem Geist beseelt: füglich gehören wir nicht uns(20). [[108]] Der Leib ist /

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ein Heiligtum(21). Er ist für den Herrn da(22). Noch deutlicher: Der Leib ist Glied Christi. Wer Unzucht treibt, ist ein Tempelschänder. Er entweiht und entwürdigt Christi Glieder zu Gliedern einer Buhlerin(23). Deshalb die furchtbare Drohung: »Wenn jemand den Tempel Gottes entheiligt, so wird Gott ihn zugrunde richten; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr« (1 Kor 3, 17).

Größe und Würde der christlichen Ehe leitet der Völkerapostel aus ihrer Abbildlichkeit zur bräutlich-gemahlhaften Verbindung zwischen Christus und seiner Kirche ab. So belehrt er die Epheser:

»Die Frauen seien ihren Männern untergeben wie dem Herrn. Denn der Mann ist das Haupt für die Frau, wie Christus das Haupt für die Kirche ist: er, der Erlöser seines Leibes. Wie die Kirche Christus untertan ist, so seien es in allem auch die Frauen ihren Männern. Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat. um sie durch das Wort in der Wassertaufe zu reinigen und zu heiligen. Auf diese Weise wollte er sich eine Kirche bereiten, strahlend rein, ohne Flecken, ohne Runzeln oder dergleichen, sondern heilig und makellos. So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Kein Mensch hat je sein eigenes Fleisch gehaRt, sondern er hegt und pflegt es. So macht es auch Christus mit der Kirche. Wir sind ja Glieder an seinem Leibe. Darum wird der Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die beiden werden zu einem Fleische. Darin liegt ein großes Geheimnis: ich meine das Verhältnis Christi zu seiner Kirche. Jeden- /

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falls soll von euch jeder seine Frau lieben wie sich selbst. Die Frau aber habe Ehrfurcht vor ihrem Manne« (Eph 5,22-33).

Ähnlich wie Paulus verwendet Johannes zur Klärung des Gottesbundes das Symbol der Brautschaft. Auch bei ihm ist der Bräutigam nicht einfachhin Gott, sondern Christus. Ihm ist die gegenwärtige Weltzeit eine einzig große Wartezeit der Braut auf den Bräutigam. Darum schließt er die Geheime Offenbarung mit den Worten:

»Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, dies euch für die Gemeinde zu bezeugen: Ich bin die Wurzel und der Sproß Davids, der leuchtende Morgenstern. Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm!« (Apk 22,16 f.)

Und noch einmal:

»Der hiervon Zeugnis gibt, spricht: Ja, ich komme bald. Amen. Komm, Herr Jesus!« (Apk 22,20).

Der Gottesbund ist Grundkraft der Heilsgeschichte

Wie Grundform und Grundsinn, so ist der Gottesbund für Israel auch Grundkraft, das heißt ständig sprudelnde Kraftquelle. Jahwe verspricht seinem auserwählten Volke kraft des Bündnisses seinen Schutz. Er leiht ihm seinen Arm, den Arm der Allmacht, und Israel fühlt sich in diesem Schutz geborgen. Es baut und vertraut in allen Lagen darauf und wird nicht müde, sich dann vor allem darauf zu berufen, wenn die Wasser der Trübsal überschäumen. In allen geschichtlichen Schwankungen und Verirrungen sucht und findet es den Weg /

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zum Gottesbund zurück. Zu Jakob spricht der Herr der Heerscharen:

»Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abrahams und Isaaks; das Land, worauf du ruhst, will ich jetzt dir und deinem Stamm geben. Dein Stamm soll wie der Staub der Erde werden. Du sollst dich ausbreiten nach Westen, Osten, Norden und Süden. Es sollen sich mit dir der Erde Geschlechter alle segnen, ebenso mit deinem Stamme. Sieh, ich bin mit dir und behüte dich überall, wohin du gehst; ich bringe dich auch auf diesen Boden zurück; denn ich verlasse dich nicht mehr, bis daß ich ausgeführt, was ich dir schon verheißen habe« (Gn 28, 13-15).

[[109]] Noch deutlicher ergeht das Wort des Herrn an Moses:

»Ich bin der Herr. Ich bin Abraham, Isaak und Jakob als allmächtiger Herr erschienen … Auch habe ich meinen Bund mit ihnen aufgerichtet, das Land Kanaans ihnen zu verleihen, das Land, worin sie als Fremde geweilt. Ich habe auch die Klagen der Söhne Israels vernommen, die die Ägypter knechteten. Da gedachte ich meines Bundes … Ich bin der Herr und befreie euch vom Druck des Frondienstes der Ägypter und reiße euch aus der Sklaverei heraus, und ich erlöse euch mit ausgerecktem Arm und mit gewaltigen Gerichten. Ich nehme euch mir zum Volk und will euch ein Schutzgott sein: Ihr sollt erfahren, daß nur ich der Herr bin, euer Gott, der euch befreit vom Druck des Frondienstes der Ägypter. Ich bringe euch in das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob durch feierlichen Schwur verheißen. Ich will es euch zum Erbbesitze geben, ich der Herr« (Ex 6,2-8).

Israel baut unerschütterlich auf das Bündnis, das Gott mit ihm geschlossen hat. Läßt Oberflächlichkeit, Weltsinn und Leidenschaft des Volkes es in Vergessenheit geraten, so stehen die Propheten auf und bringen es /

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wieder ins öffentliche Bewußtsein. Osee muß auf Gottes Befehl eine Dirne heimführen. Die Begründung lautet: »Es war ja auch das Land dem Herrn ungetreu« (Hos 1,2).

Israel »ist mir keine Ehegemahlin mehr, und ich bin keineswegs ja weiter ihr Gemahl – auf daß von ihrem Antlitz ihre Buhlerkünste sie entfernen und weg von ihrem Busen ihre ehebrecherischen Zeichen … Sie hat die Treue gebrochen. … sich der Schande hingegeben; sprach sie doch so: Ich folge eben denen, die mich gerne haben … Deshalb fürwahr, verzäun ich deinen Weg mit Dornen … Und sollte ihren Buhlen doch sie folgen können, so wird sie nirgends diese treffen … Dann wird sie endlich sprechen: Wohlan, ich will zurück zu meinem ersten Manne gehen; denn damals ging es besser mir als jetzt. Doch jetzt sieht sie’s nicht ein … Drum will ich’s anders machen … Aufheben will ich alles, was sie fröhlich macht … So will ich sie bestrafen für die Baalsfeste, wo sie räucherte, wo sie, geschmückt mit Ringen und Geschmeide, nach ihren Buhlen lief und mich dabei vergaß … Ist es dann so, fürwahr, lock’ ich sie wieder an … und rede ihr zu Herzen … Da rufst du wieder: O mein Ehgemahl … Und ich verlobe mich mit dir auf ewig; und ich verlobe mich mit dir rechtskräftig und gesetzlich in Zärtlichkeit und Liebe; und ich verlobe mich mit dir aufs festeste. Erkennen wirst du dann den Herrn« (Hos 2,4.7-10.13.15 f.18. 21f.)

Bei Isaias lesen wir:

»Dein Gatte ist ja der, der dich erschuf … Ja so. wie ein verlassen tiefbetrübtes Weib hat dich der Herr zurückgerufen, als wie ein Weib, geliebt in seiner Jugend, und darauf verstoßen. Es spricht dein Gott: Nur einen kleinen Augenblick verließ ich dich; mit starker Lieb’ erfaß’ ich dich aufs neue. Im großen Zorn verbarg ich einen Augenblick /

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mein Angesicht vor dir; nun heg’ ich dich mit ewiger Zärtlichkeit … Es mögen Berge weichen, Hügel wanken; doch meine Liebe soll von dir nicht weichen, mein Friedensbund nie wieder wanken, so spricht der Herr, der dich so zärtlich liebt« (Js 54,5-8.10). »Verlassen nennt dich niemand mehr, dein Land nicht mehr geschieden. Man nennt dich meine Lust, dein Land vermählt; denn seine Lust hat wiederum an dir der Herr, sein Land wird abermals vermählt. Gleichwie ein Jüngling eine Jungfrau freit, so freit um dich dein Wiederhersteller, und wie ein Bräutigam sich seiner Braut erfreut, so wird dein Gott sich deiner freuen« (Js 62, 4 f).

[[110]] Das Neue Testament lebt ganz aus dem Bündnis, aus der Liebeseinheit und Lebensgemeinschaft mit Christus. Wie die Rebzweige ohne Verbindung mit dem Weinstock verdorren(24), wie die Glieder ohne das Haupt nicht leben und wirken können(25), so geht es auch den Christen. Sie haben keine Ruhe, bis sie mit Paulus beten können: »Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir« (Gal 2, 20) – Christus, der feierlich erklärt hat: »Ohne mich könnt ihr nichts tun« (Jo 15,5); »Niemand kommt zum Vater, es sei denn durch den Sohn« (Jo 14, 6). Sie sprechen mit Paulus: »Alles kann ich in dem, der mich stärkt!« (Phil 4, 13); »Ich rühme mich meiner Schwäche, damit die Kraft Christi in mir offenbar wird« (2 Kor 12,9).

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Der Gottesbund ist Grundnorm der Heilsgeschichte

Aus all dem wird verständlich, weshalb das Alte und Neue Testament Leben und Streben am Gottesbund mißt. Er ist die Grundnorm für Gesinnung, Handel und /

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Wandel. Vornehmlich das Alte Testament sah und erlebte den Gottesbund als die große Schicksalsmacht seiner Geschichte. Bundestreue brachte Segen, Bundesbruch Fluch auf Fluch. Wirren und Schicksalsschläge drängten jeweils zur Rückbesinnung auf den Bund und zum erneuten Bundesschluß. Verwarf Gott sein untreues Volk im Laufe der Jahrhunderte nicht ganz, so geschah es mit Rücksicht auf die Treue der Patriarchen und Propheten.

»Der Herr«, so heißt es, »erwies huldvoll seine Gnade und wandte sich dem Volke wegen des Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob wieder zu« (2 Kön 13, 23).

Am lebendigsten ist das Bundesbewußtsein dort, wo der Abschluß noch miterlebt worden ist und frisch im Gedächtnis lebt. Periodenweise drängen die Propheten zur feierlichen Erneuerung, um ihn wiederum zur Daseinsnorm und Lebensform zu machen. Um aus den vielen Belegen wenigstens ein Beispiel herauszugreifen, weisen wir auf Josias hin. Von ihm steht geschrieben:

»Hierauf trat der König an die Säule und schloß vor dem Herrn den Bund, daß sie dem Herrn nachwandeln und seine Gebote, Gebräuche und Satzungen von ganzem Herzen und aus ganzer Seele beobachten wollten, um so die Bundesworte, die in diesem Buche standen, zu erfüllen. Alles Volk trat in den Bund ein« (2 Kön 23, 3).

Im Neuen Testament steht der Bund mit Christus, der im Taufbund grundgelegt und durch die Sakramente, durch göttliche Führungen und Fügungen und durch persönliches Ringen und Streben vervollkommnet wird, schlechthin im Mittelpunkt des christlichen Lebens. Er ist die Achse, um die sich alles dreht, die Norm, die alle /

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Heilsfragen klärt und über Segen und Fluch im Diesseits und Jenseits entscheidet.

9. Vgl. a.a.O., 58-60.

10. Zielursache – Formalursache.

11. Vgl. Gn 1,28-30; 2 und 3; 9,8 ff.

12. Vgl. Gn 17; Ex 19,5; 24,7 f.

13. Vgl. Eph 5,23 ff.

14. Vgl. Gn 15,7; Ex 3,8.

15. Vgl. Gn 15,5.

16. Vgl. Gn 17,7 in Verbindung mit Gal 3,16.

17. Vgl. Gal 4,4.

18. Vgl. 1 Kor 6,20.

19. Das heißt, der Liebesbund zwischen Christus und seiner Braut, der Kirche, wurde durch Jesu Kreuzestod gestiftet, wird aber erst wirksam und fruchtbar im je persönlichen Ja des einzelnen Gliedes der Kirche zu diesem Bund.

20. Vgl. 1 Kor 6,19.

21. Vgl. 1 Kor 3,17.

22. Vgl. 1 Kor 6,13.

23. Vgl. 1 Kor 6,15-18.

24. Vgl. Jo 15,6.

25. Vgl. 1 Kor 12,12-26.

Aus: Das Lebensgeheimnis Schönstatts. II. Teil: Bündnisfrömmigkeit, Vallendar-Schönstatt 1972, 278 S. – www.patris-verlag.de