CS06 CAUSA SECUNDA Text 6

CS06 CAUSA SECUNDA Text 6

Aus: Lehrerexerzitien 1925

Und nun spricht Jesus vom Vater, ja seine Sprache wird dabei dichterisch verklärt. Der Vater liebt euch mit einer unendlichen Liebe und Fürsorge, mehr als die Vögel des Himmels, mehr als die Blumen des Feldes. Ja sogar auf das Kleinste, •Unbedeutendste geht seine Vaterliebe. Die Haare auf eurem Haupte sind gezählt. Unsere Zeit hat ganz den Vatergott notwendig. Wir leiden allgemein unter Mutlosigkeit und Furcht. Daher können Bücher, die von diesen negativen Affekten befreien wollen und Gottes übergroße Liebe zum Inhalt haben (sofern sie diesen Gedanken nicht bis ins Extrem versteifen) großen Segen anstiften, zumal unter Nervösen und Psychopathen… Wir dürfen die Liebe andererseits auch nicht verweichen. Eine Errungenschaft der Psychoanalyse ist die Erkenntnis, daß Glaubenszweifel auch aus krankem Gemüte kommen können. Menschen, die als Kinder keine Vaterliebe gekannt haben, können sich Gottes Vatergüte einfach nicht vorstellen. Hierzu ist zu bemerken, daß man Kindern nie Angst vor der Hölle machen sollte. Es bildet sich dann oft ein Zwangswille des Psychopathen aus dadurch, daß die Eigenschaften des Vaters und die Abneigung gegen ihn auf die Person dessen, der von Gott-Vater spricht, auf den Inhalt seiner Lehre und auf Gott selber übertragen werden…

Gott ist die causa prima aller Dinge. Der Christ bleibt niemals bei Naturerscheinungen, bei der causa secunda, stehen. So taten wenigstens die Alten. überall spürten sie Gottes Wirken und Segen. Die naturwissenschaftliche Zeit ist fast überstanden. Sie scheint wie ein Gewitter, das vorüber rauschte.

Paulus: Diligentibus Deum omnia… Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum besten gereichen. Die einzig gegebene Haltung dem Willen Gottes gegenüber ist Ergebenheit darein.

Man muß den Widerstand und sich selber aufgeben. Dann weiß ich: Wenn ich alle Mittel angewendet habe, das Unglück abzuwenden, so darf ich mich ergeben (…) Nicht den Widerstand des Gefühles, das haben wir nicht in der Gewalt. Sogar die Sünde gereicht zum besten, auch Belastung. Wir müssen überzeugt sein, daß ein übernatürliches, inneres Leben wirklich existiert. Daß ich so bin, wie ich bin, ist von Gott, um besser zu werden, oder mich in Ergebung zu üben…

Der Angelus des Kindes muß uns helfen, wenn es nicht weitergeht. Ihn müssen wir anrufen, das machen tiefgläubige Lehrer. Der eigentliche Erzieher ist der Heilige Geist. Wir Handlanger beten zu ihm: Sei doch tätig in ihrem und in meinem Herzen. Wir sind nur insoweit besser geworden, als der Heilige Geist in uns gearbeitet hat. In der Klasse hilft segnen, wenn es nicht weitergeht, segnen, ohne daß jemand etwas merkt. Wir dürfen auch segnen, weil wir Vaterstelle an den Kindern vertreten. -(s.5)-

Der Mensch ist im Werden und Sein von Gott abhängig. Gott erhält die Welt. Alles Seiende muß erhalten werden, sonst geht es ins Nichts zurück. Keine actio tn Distanz, man kann nicht da handeln, wo man nicht ist. Causa prima, concursus divinus generalis… Der Glaube bestätigt: Wo Gott tätig ist, da muß er sein.

Wie ist Gott überall? Per essentiam, potentiam, scientiam. Das sind Realitäten. Diese für das Kindergemüt auswerten. Hier ist das Mittel gegen das Triebleben. Dieses wahrhaft konkret durchgeführt macht den Heiligen aus. „Wo ich bin und was ich tu, sieht mir Gott. mein Vdter, zu.“ Man führe einen Blinden zu seinem Wohltäter. Er steht in ehrfürchtiger Haltung vor ihm. Aber wenn der Wohltäter nicht spricht, so vergißt der Blinde ihn und läßt ihn und läßt sich in der Haltung gehen. So haben wir die Ehrfurcht vor dem allgegenwärtigen Gott verloren. Unser Wissen ist nicht wertgesättigt. Wie soll man es reell machen? Dadurch: Gott oft anschauen, mit ihm sprechen und Opfer bringen. Wandel in Gottes Gegenwart. Ihn anschauen lernen in Gegenwart, ihn anschauen lernen im Glauben. Es ist eine andere Art der Gegenwart Gottes im Sakrament (praesentia sacramentalis) mit Gottheit und Menschheit..

Aus dem Glaubensgeist muß nun andere Haltung wachsen. Aber uns ist die Gegenwart wie eine schöne Idee, wie ein Nebelkreis. Wenn ich Gott überall habe, spreche ich auch mit ihm: Arbeitsschulprinzip. Dies immer mit Kindern machen. Den Akt des Glaubens selbst mit ihnen formen und formen lassen Von Minute zu Minute steigern sich die Gnaden, wenn der Heiland im Sakramente bei uns ist. Deshalb ihn aus dem Herzen heraus alles sagen.

Es ist Wirklichkeit, daß die allerheiligste Dreifaltigkeit in mir ist. „Du warst in mir, ich aber war außer mir.“ Wir werden nicht glücklich, wenn wir nicht in irgendeiner Form den Wandel mit Gott üben und lieben. Hinter der Kreatur steht der Creator. Alles ist Schickung Gottes, das ist keine Schwäche, kann aber eine sein. Die Form ist durchaus gleichwertig, aber durchaus nicht gleichartig. Männer fehlen da oft. Klemens Maria Hofbauer empfiehlt, im Glauben im Gedanken an den Tabernakel zu gehen… Ich bin personifizierte Abhängigkeit von Gott. Mein Wesen heißt Anhänglichkeit. So muß mein ganzes Denken, Handeln, Wollen dies zum Ausdruck bringen. -(S.8)-

maschinenschriftlich, 16 Seiten A4, S. 5; S. 8 *