CS67 CAUSA SECUNDA Text 67

CS67 CAUSA SECUNDA Text 67

Aus: Vorträge in Oberkirch (I) 1967

Unsere Mädchenjugend hat sich außerdem eine Parole gewählt, die nach derselben Richtung geht: „Geborgen im Vater – Zeugen seiner Liebe!“ Ich habe dieser Jungmädchenwelt vor einigen Tagen nachweisen dürfen, wie sie diese Parole auszudeuten hätte. Sie hat nämlich einen doppelten Sinn.

So wie sie hier steht, hat sie einen eigengesetzlichen Sinn. Was heißt:

„Im Vater geborgen“? Es ist damit unmittelbar der Abglanz des Himmelsvaters, der Vater der Familie gemeint. Ich habe deshalb darstellen dürfen, daß man sich tatsächlich einem Transparent des Himmelsvaters verschenken kann. Aber das kann nur ein entsprechender organischer Durchgangspunkt sein. Ganz gleich wie dieser Mensch aussieht, ob es die Gottesmutter ist, ob es der Papst oder ein Heiliger ist oder wer auch immer, letztlich gehören wir mit unserem ganzen Sein keinem Menschen, sondern nur dem ewigen, dem unendlichen Gott. Wohl ist wahr, daß bei Menschen von heute die Kontaktfähigkeit gefährdet, ja weitgehend verloren ist. Wenn wir nicht Vorerlebnisse in der natürlichen Ebene, vor allem keine Kind-Vater-Erlebnisse im natürlichen Leben haben, ist es ungemein schwer, nicht selten unmöglich, kindliche Erlebnisse dem Vatergott gegenüber zu haben. In Ehren also der Ausdruck „im Vater geborgen und verborgen“.

Im besagten Sinne ist er wohl richtig gedeutet. Wir müssen aber, so wie das die ganze Familie ja tut, es immer getan hat und tun wird, auch die symbolträchtige Deutung dieses Ausdrucks immer vor Augen haben und halten. Dann heißt das Motto: Im Vatergott geborgen! Das Geborgensein in einer Kreatur soll Ausdruck sein, Mittel und Sicherung sein der letzten Geborgenheit im Absoluten, im Vatergott.

Wenn ich hier einen Augenblick stehenbleiben darf, dann meine ich vor allem das Schönstätter Familienwerk darauf aufmerksam machen zu dürfen, von welcher Bedeutung es ist, daß unsere Väter Abglanz des göttlichen Vaters sind. Man sagt heute vielfach von wissenschaftlicher Seite aus, die Welt sei flüchtig vor dem Vatergott, wir würden ihn nicht mehr kennen, hätten ihn

nie in der rechten Weise kennengelernt, weil die Welt keine gesunden, kraftvollen Vatergestalten in der natürlichen Familie zur Verfügung gestellt habe. Wollen also wir, die wir das Familienwerk konstituieren, Schönstatt, der Gottesmutter einen Siegeszug bereiten, wollen wir ihr helfen, das ganze Schönstattwerk hineinzuführen in das Herz des lebendigen Vatergottes, dann kennen wir den Weg! Dann wissen auch wir, die wir uns Schönstattpriester nennen, wie das Priesterideal aussehen darf und muß. Wir alle müssen in irgendeiner Weise Transparent des ewigen Vaters sein und bleiben.

Wir haben in der Familie seit Jahr und Tag einen Ausdruck, der von Mund zu Mund weiter gegeben wird; er lautet so: Vaterhände – eben handelte es sich um die Vateraugen; es gilt von beiden -, Vaterhände sind immer gütig. Aber Vaterweisheit hat wohl bestimmt, daß diese Vaterhände nicht selten in eisernen Handschuhen stecken, und diese eisernen Handschuhe tun weh. Es ist schmerzlich, wenn ich mit einem eisernen Handschuh ingrimmig angefaßt, ergriffen werde. Worin besteht dann meine Aufgabe? Im Lichte des Glaubens durch diesen Handschuh hindurchzuschauen und in den Handschuhen die Vaterhände, die gütigen Vaterhände zu erblicken.

Ein anderes, überaus schönes Wort, das hierher paßt, stammt von einer modernen Mystikerin. Sie meint, wir sollten „überall die Hände des ewigen Vaters küssen“. Sie hebt aber hervor, wie diese Hände aussehen. Das sind die Menschen, sagt sie, die uns Übles tun. Das sind auch die Menschen, die uns gut sind. Die Weiterführung des Gedankens lautet dann: Es gibt in meinem Leben Menschen, die mich den Kreuzweg führen, die mich kreuzigen, die mir die Ehre nehmen. Sie sind als Hände Gottes aufzufassen. Es sind Vaterhände, die soll ich küssen. Wir spüren, wie urgewaltig diese Forderung ist. Das ist undenkbar, wenn wir nicht total in der Welt eines tiefen übernatürlichen Glaubens leben. Die Hände küssen! Das können auch wohltätige Hände sein, Hände, die für uns beten; Hände, die Balsam haben für unsere Wunden; Hände, die trösten, wenn wir Kreuz und Leid haben. Greifen wir auf einen der ersten Gedanken zurück: Wenn wir alle Bauopfer geworden sind für das Schönstattwerk, wie wären wir dann berechtigt, einander die Hände zu küssen, um aber damit die Hände Gottes zu küssen. Die Mystikerin hebt schließlich hervor, daß es darüber hinaus auch Gotteshände sind, die uns unmittelbar berühren durch Einsprechungen, die tief in unserem Seelenleben Gehör finden und beantwortet werden wollen.

vervielfältigt/Offset 81 Seiten 44, als: Victoria Patris I, S. 21-23 **