GdL-1950-05 Liebesgaben Gottes – Liebeswerben – Liebesantwort

GdL-1950-05 Liebesgaben Gottes – Liebeswerben – Liebesantwort

Aus: Familientagung 1950, 31. Mai – 4. Juni

2. In allen Dingen die Liebesgaben Gottes auffassen als ein Liebeswerben und darauf unsere Liebesantwort geben.

Da müssen wir es alle dem Huhn gleichtun. Wie macht es das Huhn, wenn es trinkt? Kopf herunter, hoch und wieder herunter. So müssen auch wir es machen: Immer die Dinge nach oben verarbeiten, Sursum corda! (Ebenso das Beispiel vom Dünger, der im natürlichen Bereich dieselbe Wirkung hat, wie unsere Sünden und Fehler im übernatürlichen Bereich). Unsere Fehler und Armseligkeiten sind das wertvollste Mittel, /

uns in die Arme des allmächtigen Gottes zu bringen. Wenn wir unsere sittliche Schwäche immer wieder erleben, dann wird das wahr, was Paulus gesagt hat: Ich rühme mich meiner Schwächen und Dummheiten, weil sie mich ins Herz Gottes hineinbringen. Wir müssen Kapital schlagen aus unseren Dummheiten, aus unseren Fehlern, aus unseren Sünden. Unsere Fehler sollen nach Gottes Absicht Dünger sein. Gott ist ein Gott der Liebe. Wir müssen deshalb alles als Liebesgabe werten. Er will unser Herz haben, er wirbt um unsere Gegenliebe.

Ich wurde gefragt, wie man betrachten könne. Das beste Betrachtungsbuch sollte für uns das praktische Leben sein. Ich schlage das Buch von gestern auf, gehe den ganzen Tag durch von morgens früh bis abends spät. Ich frage mich: Wo ist der liebe Gott mir gestern begegnet? Er begegnet uns viel öfter, als wir es wissen. Der Herrgott ist außerordentlich vornehm. Er bereitet uns auf jede Kleinigkeit vor. Aber wir sind meistens nicht vorbereitet, weil wir nicht auf ihn geachtet haben. Deshalb: Wo ist der liebe Gott mir gestern begegnet? Wo hat er mir Liebe erwiesen? Habe ich ihm eine Antwort gegeben? Kein Ereignis im Leben unserer Familie dürfen wir übersehen. Denn nicht einmal ein Härchen fällt vom Haupt, ohne daß Gott es will, ich muß alles zurückführen auf den Plan Gottes, den Plan Gottes deuten. Was will er mir damit sagen?

Jedes Ereignis fasse ich auf als einen Dom. Ich lege die Leiter an für den Verstand und für das Herz. Auf der Spitze eines jeglichen Ereignisses sehe ich den lieben Gott, selbst dann wenn mir jemand Leid bereitet hat. (Beispiel vom Schneeball). Hinter jedem Leid steht als letzte Instanz unser bester Freund, der liebe Gott. Das ist schlichter Vorsehungsglaube. Wir müssen den Gott des Lebens viel mehr sehen. Der Herrgott steht hinter allem. Da mache ich zwar ein saures, aber auch ein süßes Gesicht. Damit habe ich die Leiter angelegt für den Verstand und ich sehe Gott in seiner göttlichen Erbarmung. Wo ist mir Gott in meinem Leben begegnet? Ich lege auch die Leiter an für das Herz. Dann muß ich dem Herrgott sagen, daß ich ihn gesehen habe, daß ich weiß, daß alles von ihm kommt und mich bedanken dafür. Das ist wahre Religiösität, wahre Frömmigkeit. Das ist die Verwirklichung des Wortes: „Betet ohne Unterlaß!“ Das ist ein ständiges Fühlunghalten mit Gott. Das müssen wir uns aneignen. Wir müssen unsere Frömmigkeit nicht messen nach den äußeren Übungen, dann können wir nicht viel tun, aber ständig Fühlung halten mit Gott, Leiter anlegen für Verstand und Herz. Haben unsere Großeltern das nicht auch gemacht?

Und dann tun wir gut daran, uns ein paar Merkworte einzuprägen. Es wird erzählt von einem Missionar, der sich angewöhnt hat, hinter allem Gott zu sehen, auch hinter dem Schwersten. Seine Antwort war immer: „Genau das, was ich wollte!“ Ist das obJektiv richtig? Ja, es ist genau das, was der Herrgott wollte. Es ist ein Trick, hinter allem, was mir zustößt, den Willen Gottes zu sehen, immer zu sagen: Das ist genau das, was ich wollte. Der Herrgott sagt: Und wenn die Mutter eines Kindes vergäße, ich vergesse dich nicht! Oder Sie erwarten ein Kind und suchen die besten Windeln. So tut auch Gott: Das sind die besten Windeln für mich! Der Herrgott ist immer vornehm. Wenn man ein klein wenig auf ihn achtet, kommt kaum etwas, worauf man nicht vorbereitet ist. Darum alles in Beziehung zu Gott setzen, über alles sich herzlich freuen und dann damit zu Gott emporsteigen.

Pater Kolb wollte sich in der Zeit der Gestapo einen Zivilanzug machen lassen. Um gerechtfertigt zu sein, sollte ich mir auch einen machen lassen. Ich tat es auch, Pater Kolb zulieb. Der Anzug hing nun im Schrank unbenutzt. Dann kam ich ins Gefängnis. Nach 4 Wochen Bunker sollte ich meinen Habit ablegen. Ich willigte ein, wenn ich einen Zivilanzug tragen dürfe, nicht Sträflingskleider. So bekam der Zivilanzug im Schrank eine Aufgabe. Darf ich mich darüber freuen, mich so von der Vorsehung geführt zu wissen. O ja. Und ich sollte dankbar dafür sein. „Freu dich über jeden Dreck!“

Das ist ja gar kein Dreck. Gerade diese kleinen Dinge sind überaus bedeutungsvoll. Oder ich habe die Grippe gehabt und ich bin gut darüber hlnweggekommen. Sich darüber freuen und Gott dankbar sein. Das ist eine Frömmigkeit, die sollen wir alle pflegen, dann erobern wir die Welt. Wenn wir zeigen können, daß unsere Familien echt marianisch, diesseits und jenseits orientiert sind, dann sind wir ein lebendiges Schönstattgeheimnis, ein lebendiges Schönstattheiligtum

Aus: Familientagung 1950, 31. Mai – 4. Juni (E), Seite 80 – 84

verv.W, A 5, 102 S.