Man spricht heute so gerne von der Botschaft von Fatima. Hat nicht auch Schönstatt eine Botschaft? Worin sie besteht? Die Welt wieder hineinzuführen in dieses tiefgreifende Bündnis mit der lieben Gottesmutter, damit das Liebesbündnis mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist ein unverlierbares, tiefes, unzerreißbares wird und bleibt. Da steht die große Welt vor uns. Wir ringen ja nicht nur um ein neues Gesellschaftsbild, sondern (auch) um ein neues Weltbild. Die Seelenlosigkeit und Sinnlosigkeit der Welt verliert (sich) in dem Maße, als wir durchdrungen sind von der Überzeugung: Der liebe Gott ist ein Liebesbündnis mit seinen Geschöpfen eingegangen.
Ach, es ist so schön, was man durch die Dogmatik von den Eigenschaften Gottes weiß, aber Zugkraft bekommt das alles erst, wenn (man) dahinter den Gott der Liebe stehen (sieht), den Gott der Weisheit. Es reizt uns, aber wir müssen es uns versagen, darauf einzugehen, gerade aus dem Atem der Zeit heraus diese Gedanken zu erweitern: Liebesbündnis Gottes! Unsere Aufgabe besteht nun darin, dieses Liebesbündnis der Welt zum Bewußtsein zu bringen. Wir tun das dadurch, daß wir die Welt wieder in das Liebesbündnis mit der lieben Gottesmutter einschalten. Das ist die große Botstaft Schönstatts.
Den Gott des Lebens sehen wir überall auf der Zinne des Tempels. Der Gott des Lebens hat durch das Leben uns jeweils seine Wünsche als Ausdruck dieses Liebesbündnisses gezeigt. So war es im Anfang schon. Lesen Sie bitte nach, wie vollkommen dieser Vorsehungsglaube gewesen (ist): »Wer die Geschichte der Familie kennt, dem fällt es nicht schwer zu glauben, daß die göttliche Vorsehung noch etwas Besonderes mit der Familie vorhat.« (Das ist) der große, starke Vorsehungsglaube, der den Gott des Lebens überall erblickt. Statt dessen erleben wir heute (die) Trennung von Gott und Welt. Prüfen Sie bitte einmal, was die heutige Welt erzittern läßt. Sie werden sagen: Ist es nicht immer so gewesen? (Ja, aber es trifft für die Gegenwart besonders zu.) Darum (ist) das Heilmittel für die heutige Zeit (das) Liebesbündnis zwischen Gott und uns. Das ist das Heilmittel: (ein) lebendiger Vorsehungsglaube. Das alles hat die Gottesmutter uns geschenkt. Dieser vollkommene Vorsehungsglaube, der uns Gott überall sehen läßt, ist eine Voraussetzung für das, was wir Werktagsheiligkeit nennen. Die Antwort des Lebens auf alle Taten des Gottes des Lebens, das ist Werktagsheiligkeit, das ist der Geist der Gründungsurkunde.
Nun muß ich Sie bitten, alle diejenigen, die (diese) Worte nicht bloß hören wollen, studieren Sie, wie das Wort für Wort in der Gründungsurkunde steht. Wenn wir, die wir ein Reich bauen und als Elitegemeinschaft dastehen wollen, nicht eigenständig das ganze Gedankenmaterial durchdringen, (dann) sollen Sie sehen, wie schnell wir abfallen in einer Zeit, die so oberflächlich ist.
Der vage Universalismus, der wohlgeformt sprechen kann, aber keine Formkraft mehr kennt, ist der Tod der Familie. Deswegen zurück zu den Urquellen, zum Geist der Gründungsurkunde, aber auch (zu) der Lebenskraft, die das Werk ins Dasein gerufen hat. Da sehen wir das Liebesbündnis, wie es charakterisiert ist durch den Vorsehungsglauben.
Und auswirken darf sich das Liebesbündnis und der Vorsehungsglaube in einem elementaren, vollkommenen Sendungsbewußtsein. Man mag das befehden wie man will, wir lassen uns nicht irremachen. Wir Katholiken sind heute leider dankbar, wenn wir neben den anderen sitzen dürfen, wenn wir eine Mansarde oder Kellerwohnung beziehen dürfen! Wir wissen nicht, daß Christus und die Gottesmutter da sind, (daß sie) die »Herren der Welt« (sein) werden. Sicher, man spricht von Sendungsstolz. Hätten wir nur mehr Sendungsstolz! Das praktische Leben reißt uns so stark in die Niederungen hinein. Schauen Sie auf die Ehrentafel. In ausgesprochener Absicht habe ich alle Namen darauf gesetzt, obwohl ich wußte, daß die meisten als Bruch zu bezeichnen sind! Hilflosigkeit überall! Es ist doch wahrhaftig nicht schlimm, wenn wir ein starkes Sendungsbewußtsein haben. Haben wir nicht heute morgen darstellen dürfen, daß das Sendungsbewußtsein der Kirche der Tradition der abendländischen Völker entsprach. Weltgestaltung ist immer die große Aufgabe des Abendlandes gewesen. Schauen Sie noch einmal auf die Karte. Das kleine Europa hat die ganze Zivilisation der Welt vermittelt. Deswegen (Weltgestaltung), das ist der Geist der Gründungsurkunden.
Aus:
Josef Kentenich
Krönung Mariens – Rettung der christlichen Gesellschaftsordnung (Krönungswoche 1946)
Schönstatt-Verlag. Vallendar-Schönstatt 1977, 279 S.
ISBN: 978-3-920849-29-4
S. 64 – 68
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