C. VON EINER THEORIE, DIE ZUR PRAXIS WIRD
1. “TAG FÜR DICH“: ein neues Projekt
1.1 Der TAG FÜR DICH im Kontext: eine Jahresplanung
1.2 Die Wichtigkeit moderner Kommunikationsmittel: die Vorbereitungsphase
1.3 „Sie sieht durch die Wolken die Sonne“: TAG FÜR DICH mit Übernachtung
1.3.1 Was ein Lied Mädchen zu sagen hat: Themenbegründung
1.3.2 Verlaufsplan: christliche Persönlichkeitserziehung im Überblick
1.3.3 Einheiten und Elemente: mit exemplarischem Charakter
1.3.4 Die Kunst der Ausgewogenheit: zum Beispiel Medien und Methoden
1.4 Aus und vorbei?: von den Chancen einer Nachbereitung
1.5 Das Wochenende in der Praxis: ausgewählte Anlagen
1.5.1 „Sie sieht die Sonne“: der Text
1.5.2 Ohne Werbung läuft gar nichts: Einladung
1.5.3 Willkommen sein: Begrüßungskärtchen
1.5.4 Textkärtchen: Wer sucht, der findet
1.5.5 Sich selbst vor Gott bringen: eine Textauswahl
2. Anschauungsobjekte: weitere Anlagen für den Praxisteil
3. Eindrücke: christliche Persönlichkeiten, die es sind und noch werden
D. DAMIT LEBEN GELINGT: WERDE, WAS DU BIST
Die Problematik anspruchsvoller Ideen: weil Papier geduldig ist
Zu Papier gebracht, denkt sich vieles leicht, doch umso schwieriger ist manches Mal die praktische Umsetzung einer pädagogischen Theorie. Da gibt es noch dieses oder jenes, das beachtet werden muss, den kleineren oder größeren Haken oder fehlende Mittel. Es ist offensichtlich, dass die Ansprüche an eine kirchliche Jugendarbeit, die 12-16-jährige Mädchen zu christlichen Persönlichkeiten erziehen will, damit ihr Leben gelingen kann, sehr hoch sind. Die Schwierigkeit besteht nun darin, aus vielerlei Konzepten, Theorien und Vorstellungen eine konkrete Praxis zu entwerfen. Dass eine solche in ihrer Ausführung nicht annähernd so vollkommen sein wird, wie ursprünglich konzipiert, ist keine große Überraschung.
Ich möchte nun im Folgenden ein Projekt vorstellen, das ich vor etwa drei Jahren im Rahmen der Schönstatt-Mädchenjugend Bamberg entwickelt habe und beständig weiter entwickle. Es ist aber eine Art von Veranstaltung, die nicht auf die Jugendarbeit innerhalb der Schönstatt-Bewegung beschränkt sein müsste, sondern Beispiel einer allgemein kirchlichen Jugendpastoral sein kann. Dieses Projekt, der “Tag für dich“, war die Konsequenz auf viele Schwierigkeiten und Anfragen, die nicht nur damals, sondern auch heute noch aktuell sind. Es handelt sich um ein Angebot, das aus der vorher sporadischen Arbeit mit 13-14-jährigen Mädchen innerhalb der Schönstatt-Mädchenjugend entwachsen ist, und nunmehr seit dieser Zeit Bestand hat und zu einem wichtigen Aufgabenfeld geworden ist. Von den Gründen, dieses Projekt zu initiieren, von meinen Erfahrungen und einem speziell geplanten und analysierten Programm möchte ich im Folgenden berichten.
Zeit, den Kurs zu ändern: warum ein neues Konzept nötig war
Über viele Jahre hinweg wurden innerhalb der Schönstatt-Mädchenjugend vereinzelt Treffen für Mädchen im Alter von etwa 13/14 Jahren angeboten, die parallel zu den regelmäßigen, für diese Altersgruppe gehaltenen Gruppenstunden innerhalb einiger Pfarreien stattfanden. Die allgemeine Tendenz, dass wöchentliche Treffen innerhalb der Katholischen Jugend immer schlechter angenommen wurden, machte sich auch hier deutlich. Volle Terminkalender der Jugendlichen, wenige Verantwortliche, die bereit waren, sich in diesem Maße zu engagieren, oder Nebenjobs, die beide Seiten in ihrer Freizeit – v.a. am Wochenende – in Anspruch nahmen,[465] führten dazu, dass es während des Jahres kaum Angebote für die interessierten 12-16-jährigen gab. Diese Beobachtung ist nicht nur innerhalb der Jugendarbeit der Geistlichen Gemeinschaften auszumachen, sondern ist landläufig, auf Pfarrei-, Dekanats- oder Diözesanebene, auszumachen. Um den jugendlichen Mädchen eine Antwort auf ihren Wunsch nach Programm geben zu können, war es unumgänglich, ein neues Konzept auf die Beine zu stellen, das sowohl hinsichtlich des Personalen als auch des Sach-Angebots, zu realisieren war.
So entstand die Idee von einem “Tag für Dich“. Eine “Gruppenstunde“ für Mädchen im Alter von zwölf bis 16 Jahren, die einmal im Monat an einem Samstag von 11 bis 16 Uhr stattfindet.
Der Wunsch nach “Mehr“: warum Mädchen kommen
Die interessierten Mädchen, und das sind gar nicht so wenige, wie man bisweilen glaubt,[466]nehmen am Tag für Dich aus verschiedenen Gründen teil. Da sind z.B. die, die sich in ihrem Umkreis sehr alleine fühlen mit ihrer Religiosität, die wenig Anschluss an die eigene Pfarrgemeinde haben oder die zur Minderheit der Jugendlichen aus ihrem Dorf, in ihrem Stadtteil, in ihrer Klasse gehören, denen gelebter Glaube in Gemeinschaft mit anderen wichtig ist. Es kommen aber auch jene, die bereits Verantwortung in der Gesellschaft übernommen haben, wie z.B. (kirchliche) Jugendgruppenleiter. Sie genießen es, dass sie einmal im Mittelpunkt einer Veranstaltung stehen, dass ihnen etwas geboten wird, dass sie einfach Teilnehmer sein können, auftanken, Impulse mitnehmen, um die eigene verantwortliche Tätigkeit erfrischt wieder durchführen zu können. Denn wer selbst innerlich leer ist, der kann auch anderen nichts geben. Für wieder andere ist es aber einfach eine tolle Freizeitbeschäftigung, sie haben hier Freunde gefunden, es tut ihnen gut, gestaltete Zeit zu erfahren und Gemeinschaft zu erleben. Der religiöse Inhalt der Veranstaltung wird aufgenommen, meist auch gut geheißen, ist aber vorerst nicht das Wesentliche für sie.
Antwort auf die veränderten Bedingungen der Zeit: Besonderheiten des Tag für Dich
Der Tag für Dich ist ein Angebot von jungen Frauen für jugendliche Mädchen, er reagiert auf das veränderte Freizeitverhalten, dem Wunsch nach Gemeinschaft und der Suche nach Sinn im eigenen Leben und einer guten Lebensgestaltung. Im Vordergrund steht also „die Bearbeitung von Lebensthemen der Jugendlichen, die Hilfe zur Identitätsfindung und Persönlichkeitsbildung geben soll.“[467]
Der Tag für Dich verspricht, was der Name beinhaltet: Es ist ein Tag, an dem die jungen Mädchen im Mittelpunkt stehen, wo sich alles um sie dreht. Das Programm enthält Impulse zur eigenen Lebensgestaltung, Auszeiten für Körper und Seele, Momente der Reflexion und der Visionen, Zeiten zum Alleinsein, Zeiten für Gemeinschaft. Und doch wird den Jugendlichen keine rein bedürfnisorientierte Jugendarbeit geboten. Selbstverständlich bringen sie ihre Wünsche und Vorschläge ein, doch gehen auch wichtige Impulse von den Verantwortlichen aus, die anleiten wollen, über Dinge nachzudenken, über die man bisher noch nicht nachgedacht hat, etwas aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, wie man es bisher noch nicht betrachtet hat, etwas auszuprobieren, was man bisher noch nicht probiert hat. Die Mitarbeiter haben das Ziel “Christliche Persönlichkeit“ vor Augen, ihr Engagement basiert auf dem Wunsch, jugendliche Mädchen auf ihrem Weg zu begleiten und sie zu unterstützen, dass ihr Leben gelingt. Die Teilnehmer erfahren, dass es in den fünf Stunden ganz um sie geht, nicht um ihre Leistung und nicht um gute Noten. Sie haben die Chance in dieser Zeit ganz sie selbst sein zu dürfen, nicht in der Rolle des Kindes, der großen oder kleinen Schwester, der Partnerin, der Gruppenleiterin, der Schülerin, der Auszubildenden. Niemand verlangt von ihnen, sich angepasst zu verhalten, sondern nur einfach da zu sein und sich – wenn möglich – auf die Angebote einzulassen. Jugendliche spüren, wenn es einer ernst mit ihnen meint, und es tut ihnen gut, gerade weil sie in der Gesellschaft oftmals nur unter dem Aspekt des “Problemalters“ gesehen werden und funktionieren müssen, wie es die Rahmenbedingungen verlangen.
Der Tag für Dich findet in der Regel im Reinisch-Haus am Schönstatt-Zentrum Marienberg statt. Dieses Haus wurde erst 2004 eingeweiht, ist daher noch recht neu, und einige Mädchen waren sogar aktiv beim Bau dabei. Das Haus ist besonders für Jugendliche konzipiert und wird von ihnen sehr gut angenommen, sie können im angemessenen Rahmen die Räumlichkeiten selbst gestalten, dürfen es also zu ihrem Haus machen. Das hat eine große Bedeutung für die Mädchen: sie erleben das Gefühl von Heimat, sie spüren, dass sie an einem Ort sein können, der auffordert sich einzubringen und sich selbst zu verwirklichen, der Wiedererkennungseffekt hat, ohne langweilig zu wirken. Sie nehmen wahr, dass sie in diesen Stunden das Haus mit Leben füllen können und dass es gut tut, hier zu sein. In Zeiten, in denen Beziehungen schnell entstehen – oft nur auf virtuelle Art und Weise – und sich schnell wieder verflüchtigen, tun die tragenden Bindungen, die hier zustande kommen können, gut.
Den Tag für Dich gibt es einmal im Monat, an einem Samstag von 11 bis 16 Uhr. Es besteht die Schwierigkeit, dass die interessierten Mädchen natürlich über die ganze Diözese verstreut sind, und dass jede einzelne außer ihrem Interesse an kirchlicher Jugendarbeit noch viele andere Hobbys und Verpflichtungen hat. Das Schönstatt-Zentrum des Bistums Bamberg ist daher als Veranstaltungsort meist nur für die interessant, die relativ nahe wohnen oder sich damit sehr verbunden wissen, und deshalb gerne längere Fahrtzeiten auf sich nehmen. Es ist nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, daher braucht es einen Turnus, der auch für die Eltern stimmig ist, die in der Regel zum “Chauffeur“ ihrer Tochter werden. Der zeitliche Rahmen reagiert also auf das Ausschlafbedürfnis der Mädchen, ihren vollen Terminkalender und ihren eventuellen Nebenjob, und bietet ihnen die Möglichkeit, rechtzeitig wieder zu Hause zu sein, um am Abend noch mit anderen Freunden etwas unternehmen zu können.
Der Tag für Dich ist offenes Projekt für alle interessierten Mädchen, die kommen können, wann immer sie wollen. Es ist keine Jugendgruppen-Atmosphäre, so gibt es weder einen Gruppennamen, noch Gruppenbeitrag, und doch entsteht Gemeinschaft, weil bei den meisten Treffen die gleichen Mädchen kommen. Die Übergänge sind fließend, bei einer Altersgrenze von zwölf bis 16 kommen die neu hinzu, die die untere Altersgrenze überschritten haben und es gehen die, die die obere erreicht haben. So kommt immer wieder neuer Schwung, und die Gemeinschaft entwickelt sich weiter. Das wird auch zur Chance für sich entwickelnde Gruppenstrukturen: die Kleinen werden irgendwann die Großen sein, die Neuen irgendwann die alten Hasen, die Lernenden die Lehrenden. Für die Entwicklung von Persönlichkeit ist dies sehr entscheidend. Wer neu hinzukommt, muss lernen Kontakte zu knüpfen, Beziehung zu wagen, wird aber von den anderen eingeführt und kann sich an ihnen orientieren, d.h. die Älteren können Vorbild sein und so Selbsterziehung fördern. Auf der anderen Seite müssen die 16-jährigen lernen, sich immer wieder neu hinterfragen zu lassen, sie übernehmen im kleinen Rahmen Verantwortung, was das eigene Selbstbewusstsein stärkt, und üben ein, Abschied zu nehmen.
Der Tag für Dich wird von jungen Frauen vorbereitet und durchgeführt. Je nach Teilnehmerzahl kann das eine Person oder ein kleineres Team sein. Es ist wichtig, dass die Verantwortlichen zu einem Kontinuum werden, so wissen die Jugendlichen, wer das Treffen leitet, können Beziehung aufbauen und spüren, dass sie diesen jungen Frauen wichtig sind. Als wichtige Bezugspersonen kann ein Erzieherverhältnis entstehen, wie unter B 3.2 -3.3 beschrieben, das dem Aufbau einer christlichen Persönlichkeit dient. Die Verantwortlichen versuchen den Mädchen das Gefühl zu vermitteln, wichtig und besonders zu sein, z.B. durch intensive Beziehungspflege auch außerhalb der Treffen, dazu zählen Telefonate, E-Mail-Kontakt, usw., oder der Liebe zum Detail in den Vorbereitungen. Auf die Mädchen wartet ein leckeres Essen, ein kleiner Willkommensgruß, ausgefallene Einladungen, selbst gebastelte Karten, o.ä.. Im Sinne des personalen Angebots stellen sich die Mitarbeiter in den Dienst der Jugendlichen, bringen ihnen Wertschätzungen entgegen und schenken ihnen v.a. ihr Herz. Jugendliche Mädchen spüren das ganz genau, ob man ihnen nur etwas serviert, oder ob sie einem am Herzen liegen. Es ist daher wichtig, dass die Verantwortlichen keine Scheu vor dieser Altersgruppe haben, die so oft als eine sehr problematische dargestellt wird.
Weil der Tag für Dich alleine nicht genügt, gibt es weitere Angebote, die die Bedürfnisse und Sehnsüchte der 12-16-jährigen Mädchen aufgreifen. Der Tag für Dich mit Übernachtung oder auch die Ferientage im Sommer „Auf großer oder kleiner Fahrt“ bieten die Möglichkeit eines intensiveren Sich-Einlassens auf ein Thema und auf die anderen Teilnehmer. Die Erfahrung zeigt, dass ein Wochenende bei Jugendlichen besonders beliebt ist, gerade aufgrund der Nächte, in denen gefeiert, getanzt und stundenlang geredet wird, also meistens ausgelassene Stimmung herrscht. Charakteristisch für diese zusammenhängenden Tage ist ein gemeinsamer Gottesdienst, zusammen mit dem verantwortlichen Priester der Schönstatt-Mädchenjugend Bamberg, der den Mädchen gut bekannt ist. Die gemeinsame Eucharistiefeier verstärkt die Verbundenheit untereinander im Sinne der Koinonia und dient einer Vertiefung der eigenen Gottesbeziehung. Im Sinne einer christlichen Persönlichkeitserziehung sind auch die umrahmenden spirituellen Angebote von Morgen-, Tisch- und Abendgebet für die Entfaltung eines persönlichen Glaubens unverzichtbar und wesentlich für die Arbeit mit den 12-16-jährigen Mädchen.
Der Tag für Dich greift Strömungen[468], „Trends und Ausdrucksformen junger Menschen [auf], ohne dabei – in zeitlicher Verzögerung – nur den jugendkulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen hinterherzulaufen“[469]. Er will Alltagserfahrung und -begleitung sein als Ergänzung zu verschiedenen Events wie z.B. dem Weltjugendtag, und formt „Netzwerke des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe“[470] und versucht Wesenselemente der christlichen Botschaft wirksam zu machen für veränderte Bedingungen in einer veränderten Gesellschaft.[471] Er versteht sich als ein Angebot einer Jugendpastoral, die „bewahrt vor aktionistischer Oberflächlichkeit […], vor realitätsflüchtiger Innerlichkeit und Spiritualisierung […], vor Fanatismus und Ideologie.“[472]Die verantwortlichen jungen Frauen versuchen ihren Teil dazu beizutragen, dass das Leben der 12-16-jährigen Mädchen gelingt.
Im Folgenden möchte ich nun die Vorüberlegungen und Hintergründe des Projekts in ein konkretes Jahreskonzept münden lassen. Aus diesem werde ich einen Tag für Dich mit Übernachtung herausgreifen als ein Angebot, das ich ausführlicher betrachten werde. Meine Ausführungen werden vielmehr eine gute Übersicht bieten denn detaillierte Beschreibung sein. Ich nehme aber Bezug auf die Vorbereitungsphase und betrachte die äußeren Rahmenbedingungen, erläutere die Medien- und Methodenwahl und füge die nötigen Anlagen bei.
Der Tag für Dich ist keine einmalige Veranstaltung, sondern eingebunden in eine Reihe von Angeboten. Eine kirchliche Jugendarbeit, deren Ziel die Erziehung zu christlichen Persönlichkeiten ist, kann nicht nur auf Events und zusammenhangslose Projekte setzen. Den jugendlichen Mädchen muss die Chance auf eine längerfristige Wegbegleitung gegeben werden, damit sie sich soziale Schlüsselqualifikationen, ein positives Selbstkonzept, ein christliches Wertesystem und eine persönliche Spiritualität aneignen können.
So umfasst denn ein Jahreskonzept insgesamt zwölf Treffen, von denen der Tag für Dich die am häufigsten angebotene Veranstaltung ist. Die Jahresarbeit verläuft in Ausrichtung an ein Schuljahr in Bayern, d.h. von September bis August des folgenden Jahres. Idealerweise würden die einzelnen Treffen in regelmäßigen Abständen stattfinden, was allerdings aufgrund der Hausbelegung und der Ferien bzw. Feiertage nur bedingt möglich ist. Bei der Planung der Wochenenden muss außerdem Rücksicht genommen werden auf die Anforderungen in Schule und Pfarrei. Natürlich ist es ebenfalls unmöglich, nicht auf aktuelle Geschehnisse einzugehen, Strömungen nicht aufzugreifen oder Stimmungen der Mädchen zu übergehen. So bleibt die Ausarbeitung nur Orientierungslinie und muss in ihrer konkreten Durchführung neu überdacht und auf Wichtigkeit der geplanten Inhalte überprüft werden, um so den Anforderungen an eine zeitgemäße und lebensnahe Jugendpastoral gerecht zu werden.
Ein tabellarischer Überblick zeigt die Möglichkeit einer Realisierung der im vorangegangenen Kapitel erarbeiteten Gesichtspunkte für das Jahr 2006/07 auf.
Monat | Veranstaltung | Thema | Inhalt |
September | Tag für Dich | … und sie zogen auf einem anderen Weg heim in ihr Land | Die Mädchen kosten das Ereignis Weltjugendtag nach und entdecken Berührungspunkte mit dem eigenen Leben |
Oktober | Tag für Dich mit Übernachtung | Wenn ich wäre wie du, wer wäre dann wie ich? | Die Mädchen betrachten ihr eigenes Leben und wissen sich einzigartig von Gott geschaffen und geliebt |
November | Traditioneller Diözesantag der Bamberger Mädchenjugend | ? | Alle Mädchen der SMäju[473] (8-? J.) kommen zusammen. Thema und Inhalt des Tages erarbeitet das Leitungsteam der Diözese |
Dezember | Tag für Dich | If god is a dj | Die Mädchen setzen sich mit ihren eigenen Gottesbildern auseinander |
Januar | Tag für Dich mit Übernachtung | Sie sieht durch die Wolken die Sonne | In Auseinandersetzung mit dem Lied lernen die Mädchen sich selbst besser kennen und denken über ihre Lebensgestaltung nach |
Februar | Tag für Dich | Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum | Die Mädchen kommen ihren Träumen und Wünschen auf die Spur (Fasching) |
März | Tag für Dich | Wahre Schönheit kommt von innen | Die Mädchen genießen einen Wohlfühltag und lassen es sich gut gehen |
April | Tag für Dich | Immer wieder Sonntags | Die Mädchen erarbeiten auf kognitive und affektive Weise die Feier der Hl. Messe. Anschließend wird ein erarbeiteter Gottesdienst gefeiert. |
Mai | Tag für Dich mit Überraschung | Wem Gott, will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt… | Traditioneller Ausflug, mit Spiel, Spaß und Picknick; das Ziel ist wetterabhängig |
Juni | Tag für Dich mit Übernachtung, Johannisfeuer | Größenwahnsinn | Die Mädchen entdecken ihre eigene Größe, überlegen, was für sie und für Gott das Große im Leben ist |
Juli | Tag für Dich | Rechtsradikal – radikal gegen rechts | Information über Rechtsradikalität Mädchen entwickeln wie Franz Reinisch[474] die Bereitschaft, Farbe gegen rechts zu bekennen |
August | Auf kleiner oder großer Fahrt | ? | Reiseziel und Inhalt der Ferientage bestimmen die Mädchen im Laufe des Jahres selbst |
Damit der Tag für Dich stattfinden kann, ist jedes Mal aufs Neue einiges an Vorbereitung neben der thematischen Konzeption nötig.
Bereits im Herbst des Vorjahres müssen die Termine für die Belegung des Reinisch-Hauses bei der Hausleitung eingereicht werden. Bei den Terminüberschneidungen mit anderen Gruppen muss manches Mal erneut auf Suche gegangen werden, manches Mal muss sich mit anderen arrangiert werden.
Viele der Mädchen, die an den Angeboten für 12-16-jährige teilnehmen, haben zuvor schon Kontakt mit der Schönstatt-Mädchenjugend gehabt. An den jährlichen Ferienwochen oder Ferientagen für 8-12-jährige Mädchen erfahren die 12-jährigen, die im Folgejahr zu alt wären für diese Veranstaltungen, vom Tag für Dich. Eine Jugendleiterin stellt dieses Projekt vor und gibt ihnen einen Brief an die Hand, der weitere Informationen – auch für ihre Eltern – beinhaltet.[475]Des Weiteren stoßen aber auch Interessierte dazu, die bis zu diesem Zeitpunkt keine Berührungspunkte mit der Schönstatt-Mädchenjugend hatten. Sie werden v.a. durch die Werbung im Bistumsblatt “Heinrichsblatt“[476], durch die Verteilung von Flyern[477] oder Vermeldungen an Großveranstaltungen am Schönstatt-Zentrum Marienberg aufmerksam. Manche Mädchen erfahren durch die Teilnahme eines Bekannten oder Verwandten an Angeboten der Schönstatt-Bewegung Bamberg vom Tag für Dich.
Die jungen Mädchen, die schon an Veranstaltungen für 12-16-jährige teilgenommen haben, werden regelmäßig über die laufenden Angebote informiert. Etwa um Pfingsten erhalten sie zusammen mit einem Brief und ein paar persönlichen Worten das neue Jahresprogramm, um sich die Termine rechtzeitig zu reservieren und auch mit den Eltern absprechen zu können. An Weihnachten erhalten alle Mädchen der Schönstatt-Mädchenjugend einen Kalender mit allen Terminen, der daher die Angebote für diese Altergruppe ebenfalls umfasst. Für den Tag für Dich mit Übernachtung werden gesondert Einladungen verschickt, die das Thema und die Rahmenbedingungen umfassen. Aus der Erfahrung zeigt sich, dass diese Einladungen, die die Jugendlichen per Post oder E-Mail erreichen, nicht genügen, sondern dass vielmehr telefonisch und in Form einer “Countdown-E-Mail“ immer wieder auf den Termin hingewiesen werden muss, damit dieser bzw. der Anmeldeschluss nicht vergessen wird.
Um manchen Mädchen die Teilnahme zu ermöglichen, bieten die verantwortlichen jungen Frauen einen Fahrdienst an. Mit dem Privatauto oder mit einem Bus der Gemeinde – der drei Monate zuvor vorbestellt werden muss – können die Jugendlichen zuhause oder an zentralen Treffpunkten abgeholt werden. So kommt man v.a. den Eltern entgegen, die relativ oft einen Fahrdienst übernehmen müssen, und den Interessierten, die von niemandem gebracht bzw. geholt werden können. Damit die Teilnehmer lernen Verantwortung zu übernehmen, Beziehung untereinander zu pflegen und die Leitung zu entlasten, bietet es sich an, Adressen auszutauschen und in einer Art Telefonkette wichtige Informationen weiter zu geben.
Für einen Tag für Dich mit Übernachtung – wie er im Folgenden konkret vorgestellt werden soll – gibt es weitere Punkte, die bereits im Vorfeld geklärt werden müssen. So fördert es die Selbsttätigkeit und das Selbstbewusstsein der Mädchen, wenn sie selbst etwas zum Gelingen des Treffens beitragen können. Die verantwortlichen jungen Frauen bitten daher einzelne Mädchen, z.B. Kuchen, Süßigkeiten oder Musikinstrumente mitzubringen.
Der Abschlussgottesdienst muss rechtzeitig mit dem Priester besprochen werden und beim Messner angemeldet werden. Damit die Predigt und Impulse der Messfeier thematisch mit dem Tag für Dich übereinstimmen, ist eine gute Absprache wichtig. Die Mädchen können die Liturgiefeier als bereichernd erleben, wenn das Thema der Tage noch einmal in einem anderen Licht betrachtet wird und sie spüren, dass Gottesdienst nichts weltfremdes, sondern sie in ihrer Existenz, in ihrem Inneren berührendes ist.
Anhand der Ausführungen eines geplanten Tag für Dich mit Übernachtung soll deutlich werden, wie einige theoretischen Erkenntnisse über eine zeitgemäße und lebensnahe Jugendarbeit innerhalb der Kirche umgesetzt werden können. An diesem Wochenende steht ein Lied im Mittelpunkt, das – auch wenn es nun schon einige Jahre alt ist – einigen Mädchen bekannt sein dürfte. In „Sie sieht die Sonne“[478] besingt die Gruppe PUR eine junge Frau, die aufgrund ihres Verhaltens und ihrer Lebenseinstellung sehr faszinierend ist. 1999 erklärte das Leitungsteam der Schönstatt-Mädchenjugend Bamberg dieses Lied zu ihrer “Hymne“, d.h. es wurde zu einer Art Leitlinie für die jugendpädagogische Arbeit und für viele Mädchen zur Orientierung und Lebenshilfe. Daher kennen v.a. die Mädchen, die des Öfteren an Veranstaltungen teilgenommen haben, Text und Inhalt des Musikstückes. Weil Traditionen nicht um ihrer selbst willen bestehen, ist es wichtig, sie immer wieder mit Leben zu füllen und sie auf ihre Aktualität hin zu hinterfragen, d.h. der persönliche Zugang zu dieser Hymne ist notwendig und soll u.a. bei diesem Treffen ermöglicht werden.
Zum Zweiten sind Jugendliche auf der Suche nach Vorbildern und Menschen, an denen sie sich orientieren können. In dem Lied wird eine junge Frau besungen, die zwar nicht perfekt ist, aber mit Sicherheit eine Persönlichkeit darstellt, die nicht nur die Gruppe PUR fasziniert. Sie zeigt, wie Leben gehen kann und wesentliche, charakterstarke Merkmale zeichnen sie aus und können anregen, ihr ähnlich zu werden. Der Text gibt die Möglichkeit, die eigenen Talente und “Macken“ in den Blick zu nehmen, ihn auch unter religiösen Aspekten zu betrachten und sich davon angesprochen zu fühlen.
Das Lied „Sie sieht die Sonne“ zieht sich nicht nur thematisch durch das Wochenende, es “bestimmt“ auch den äußeren Rahmen. Die einzelnen Einheiten – mit Ausnahme der Essenszeiten – entsprechen verschiedenen Versen oder aber auch nur bestimmten Wörtern, die dem Liedtext[479] entnommen sind.
Zeit | Einheit | Inhalt | Medien |
Freitag | |||
17:00 | Dann ist sie einfach da | Ankunft und Bettenverteilen, Begrüßungsgeschenk erwartet Mädchen | |
18:00 | Abendessen | ||
19:30 | Sie leistet sich ihren eignen Stil I | Typberatung, kleines Fotoshooting incl. Gruppenfoto |
Tücher, Farben, Infomaterial Foto |
22:00 | Wenn die Sterne günstig stehn | Kurzer Nachtspaziergang und Betrachtung des Sternenzeltes | Karte von Sternbildern, Kompass |
Samstag | |||
8:00 | Aus-zu-ruhn | Wecken der Mädchen anschließend Morgengebet |
CD-Player Musikinstrumente, Liederbücher, Texte |
9:15 | Frühstück | ||
10:30 | Sie | Verschiedene Frauenbilder und eigene Werte, abschließend Lied hören |
Wertetabelle, Frauenbilder, Lied: Sie sieht die Sonne |
11:30 | Sie stellt sich hart in den Wind | Brainstorming zu einigen Textstellen, weitläufig auf dem Gelände des Marienbergs verteilt | Textstreifen |
12:15 | Mittagessen | ||
14:30 | Wenn sie ihre Hand | Kreativer Bastelworkshop | Verschiedenste Materialien |
16:30 | In ihr wohnen kleine kostbare Talente | Gruppenstunde über die Faszination der besungenen Frau und Entdecken eigener Talente | |
18:00 | Wenn die Stille spricht | Zeit in der Kapelle zum Alleinsein und Tagebuch schreiben | Tag für Dich-Tagebücher |
18:30 | Ob sie durch die Küche tanzt | Gemeinsames Kochen für den Nobel-Hobel-Abend | Zutaten für verschiedene Fleisch-/Gemüsespieße und dazugehörigen Soßen |
20:30 | Atmosphäre schafft | Nobel-Hobel-Abend, d.h. Mädchen ziehen ihre schicken Kleider an, tanzen Walzer, und es gibt ein stilvolles Essen | Festlicher Tischschmuck, Walzermusik |
21:30 | Sie leistet sich ihren eigene Stil II | Das Brettspiel Life Style wird gespielt | Life Style |
0:00 | Traditionelles “Hymnensingen“ und Abendgebet | Musikinstrumente, Liederbücher, Texte | |
Sonntag | |||
8:30 | Aus-zu-ruhn | Wecken der Mädchen und Morgenlob | Musikinstrumente, Liederbücher, Texte |
9:30 | Frühstück | ||
10:15 | An ihrer Seite | Gruppenstunde, in der die Mädchen Parallelen von der Frau im Lied zu Maria entdecken und sich der Frage stellen: Wer ist Maria für mich? | |
12:00 | Mittagessen | ||
13:00
|
Wenn du dich auf sie verlässt | Letzte gemeinsame Gottesdienstvorbereitung; Fürbitten + Musik | Musikinstrumente, Liederbücher |
14:00 | Sie ist nie zu bequem | Packen und Reinigung des Hauses | CD-Player und Musik |
15:00 | Dann ist sie allem Unbegreiflichem so nah | Gottesdienst zusammen mit den Familien der Mädchen | Musikinstrumente, Liederbücher, Plakate |
Im Folgenden soll der tabellarische Überblick durch Beschreibungen wichtiger Einheiten ergänzt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem persönlichen Angesprochensein der Teilnehmer; ihre Sichtweise über einzelne Programmpunkte und die Wirkung auf eine christliche Persönlichkeitserziehung wird darzustellen versucht.
Freitag
„Dann ist sie einfach da“
Die Mädchen kommen an und sind in der Regel voller Vorfreude auf die kommenden Tage und haben viel Gesprächsstoff dabei. Ankommen heißt auch, erst mal reden können, was mich beschäftigt, wo ich gerade stehe, wie es mir geht. Das geht am Marienberg sehr gut, einfach da sein, das weite Gelände, das neue Reinisch-Haus, die anderen Mädchen wahrnehmen und in mir aufnehmen.
„Sie leistet sich ihren eigenen Stil I“
Jede möchte etwas Besonderes, Einzigartig sein und das Beste bzw. das Schönste aus sich machen. An diesem Abend soll es Inhalt sein, den eigenen Typ mit professionellen Tipps und gegenseitiger Beratung kennen zu lernen. Welche Farben stehen mir, welche Frisur passt zu mir, welche Schnitte, u.v.m.. Am Ende erwartet die Mädchen ein kleines Fotoshooting, auf dem die jeweils eigenen Stile festgehalten werden.
„Wenn die Sterne günstig stehn“
Bei klarem Himmel am Marienberg Sterne beobachten ist ein einmaliges Erlebnis. Die endlose Weite, die ich auf einmal spüren kann, wenn ich gar nicht weiß, wohin ich als nächstes schauen soll, weil so vieles so beeindruckend ist. Die Mädchen spüren: Es tut gut hier zu sein.
Samstag
„Sie“
Die erste thematische Einheit dreht sich um Frauenbilder, um eine Bestandsaufnahme des eigenen Lebens rund um das Lied, anschauen, was mir wichtig ist, was bei mir eine Rolle spielt, wo ich Schwerpunkte setze. Wenigen Mädchen ist das Lied unbekannt, den meisten vielleicht zu bekannt. Deswegen noch einmal neu hinhören, “wer und was wie“ besungen wird, ohne Kommentar.
„Sie stellt sich hart in den Wind“
Anschließend gehen die Mädchen auf Suche. Auf dem ganzen Gelände sind einige Textpassagen versteckt[480], die in Zweiergruppen entdeckt werden müssen. Aufgabe ist es, den ersten Gedanken nach dem Finden und Lesen des Zitats, aufzuschreiben. Was bewegt mich, womit verknüpfe ich diesen Satz, woran stoße ich mich aber auch? Später fließen diese Brainstormings in die Gruppenstunde mit ein.
„Wenn sie ihre Hand“
Der nächste Programmpunkt ist ein intensiver Bastelworkshop, der wieder ganz auf das Lied ausgerichtet ist. Es gilt auszuwählen: Ein Windspiel, das an Leichtigkeit erinnert, Socken bemalen, mit denen man einem Streit nicht aus dem Weg geht, einen Taschenspiegel verschönern, der bewusst hilft, den eigenen Stil zu leben oder Briefpapier gestalten, mit dem man einfach für andere da sein kann.
„In ihr wohnen kleine kostbare Talente“
In der Gruppenstunde geht es in die Tiefe. Was sind meine Talente, was zeichnet mich aus, und dabei „Sie“ im Blick: was fasziniert mich an dieser Frau, was kann ich von ihr lernen, was kann ich von ihr in mir erkennen? Dabei werden die Gedanken des Gelände-Brainstormings zum Thema gemacht, die eigenen kostbaren Talente symbolisch in eine Schatzkiste gelegt.
„Wenn die Stille spricht“
Dieses Treffen zeichnet sich durch die bewusste Ergänzung von stillen Momenten aus, in denen ich ganz für mich sein kann, nachdenken, in mich hören kann. Sich einfach in die Kapelle setzen, sich von Gott anschauen lassen, ihm und mir selbst Zeit schenken. Dabei ist das Tag für Dich-Tagebuch zur Hand, in dem die vielen Eindrücke festgehalten werden können.
„Ob sie durch die Küche tanzt“
Vorbereitung des Abendessens mal ganz anders: Mit Musik, Tanz und Kreativität zaubern die Mädchen selbsttätig ihr Nachtmenu. In Teamwork werden verschiedenste Fleisch- und Gemüsespieße kreiert, Soßen entworfen und eine Nachspeise ausprobiert. Die Mädchen spüren, das macht nicht nur Spaß, sondern auch stolz.
„Atmosphäre schafft“
Die letzten Vorbereitungen für den “Nobel-Hobel-Abend“[481] werden getroffen, die besten Kleider ausgepackt, der Tisch festlich von den Verantwortlichen gedeckt, während die Mädchen in Spannung vor der verschlossenen Tür warten. Dann erklingen die ersten Walzertakte, die den Abend einleiten. Das ist lang erprobte Tradition und “gehört einfach dazu“, ebenso wie ein stilvoller Umgang bei Tisch und ein besonderes Essen.
„Sie leistet sich ihren eigenen Stil II“
Auch wenn sich einige Mädchen untereinander schon ziemlich lange und gut kennen, ist es immer wieder interessant, neue Seiten am andern zu entdecken. Eine Runde Life Style[482] spielen zeigt so manche Vorlieben und Sehnsüchte auf und macht jede einzelne noch einmal neu liebenswert in ihrer Art und in ihrem Stil.
Sonntag
„An ihrer Seite“
In der zweiten Gruppenstunde geht es um die Frage: Wer ist Maria für mich? Wie mag sie wohl gewesen sein, was hat sie mir zu sagen, wo fasziniert sie mich und wo fordert sie mich heraus? Die Mädchen können einen neuen Zugang zu der Mutter Jesu entdecken, in ihr evtl. ein Vorbild für die eigene Lebensgestaltung entdecken und sie als Schwester im Glauben erfahren. Sie begegnen Maria als der Frau, die zu Christus führen will.
„Wenn du dich auf sie verlässt“
Ein Gottesdienst ist nicht allein Sache des Priesters, sondern ein Fest der Gemeinschaft. So wird lebendiger und gelebter Glaube auch in der Liturgie möglich, wenn ich schon in der Vorbereitung spüren kann: da geht es auch um mich, mein Gott nimmt mich mit meinen Fragen, meinen Bitten und Sehnsüchten ernst; er lädt mich ein, zu ihm zu kommen.
„Sie ist nie zu bequem“
Das Reinisch-Haus ist ein Selbstversorgerhaus, das am Ende geputzt werden will. Auch das schafft Beziehung, gemeinsam wird gearbeitet, gepackt, gekehrt, u.v.m.. Es wird deutlich, dass sich einer auf den anderen verlassen muss, ich spüre, auf mich kommt es an, meine Hilfe ist nötig, ich strenge mich an, weil ich weiß, die anderen tun es auch.
„Dann ist sie allem Unbegreiflichen so nah“
Der Gottesdienst steht am Ende eines erlebnisreichen und tiefsinnigen Treffens. Die Mädchen erleben, dass diese Stunde der Liturgiefeier eine „Stunde für Dich“ wird, wo sie spüren können: Gott will mir nahe sein. Auf eine unbegreifliche Weise ist er unter uns, tritt mit mir in Beziehung. Jede bringt sich ein, damit die Feier auch zu einer wird, die mich selbst berührt, wo ich meinen Glauben zur Sprache bringe, wo ich andere durch meine Aufgabe erfreuen kann.
Nach den kurzen Beschreibungen einzelner Einheiten sollen im Folgenden drei wesentliche herausgegriffen werden, die auf ihre ganz eigene Art einer christlichen Persönlichkeitserziehung dienen.
Mahl halten: damit Essen Freude macht
Einer Gesellschaft, in der das Thema Essen zu einem sehr problematischen geworden ist, steht das bewusste gemeinsame Essen, das Mahl halten, an den Treffen für 12 – 16-jährige entgegen. Essen und Trinken kann sowohl Beglückendes als auch Belastendes und Erschreckendes mit sich bringen. Tischgemeinschaft als positives Erlebnis steht dem Zwischendurchessen, das man an der nächsten Ecke holt, entgegen. Viele Familien in Deutschland setzen sich nur aus einem Elternteil und einem Kind zusammen. Da ist kein so ausgeprägtes Erleben von Tischgemeinschaft möglich. Oft sind Jugendliche auch gezwungen alleine zu essen, weil Vater und/ oder Mutter arbeiten. Des Weiteren können viele junge Menschen, aber auch Erwachsene, das Geschenk der Nahrung nicht richtig wahrnehmen, da in unserer Welt Essen im Übermaß vorhanden ist, und man leicht auf Fertiggerichte zurückgreifen kann, die die Mühen anderer und Vorraussetzungen, die Essen möglich machen, oft vergessen lassen.
Hier setzt die Jugendpastoral an, denn ein ganzes Wochenende darf diesen Aspekt des Essens und des miteinander Mahlhaltens nicht außer Acht lassen. Der Wahrscheinlichkeit nach sind unter den Teilnehmern einige Vegetarier, aber auch Mädchen, die unter Essstörungen leiden oder besonders gefährdet sind. Wenn das Essen in diesem Alter eine so wichtige Rolle spielt, dann muss das beachtet werden und kann nicht als pubertäres Gehabe abgetan werden. Dazu gehören dann auch ernährungsbewusste Verpflegung, regelmäßige Mahlzeiten, Essen, das einfach gut schmeckt, sodass die Mädchen Freude daran haben. Es lohnt sich, von dem Selbstversorgerstatus des Reinisch-Hauses zu profitieren, denn die Jugendlichen können bei der Vorbereitung bzw. Zubereitung aktiv dabei sein. Sie können kochen – man könnte auch erfinden sagen – was und wie es ihnen schmeckt. Aus der Erfahrung zeigt sich, dass gerade gemeinsames Arbeiten in der Küche sehr positive Auswirkungen auf die Gemeinschaft hat und das Essen einen viel höheren Wert bekommt. Die Mädchen können so ansatzweise spüren, dass ein gutes Körpergefühl und ein damit verbundenes Selbst-Bewusstsein und Selbstwertgefühl nicht mit Fasten oder körperschädigendem Essverhalten zu erlangen ist. Die persönlichkeitsstärkende Gemeinschaft versus einer ungesunden und Energie in Anspruch nehmenden Körperfixierung gilt es zu fördern.
Dem Gott des Lebens begegnen: Aus-Zeiten
Diese Verbundenheit, die bei Tisch spürbar ist, wird an den Wochenenden regelmäßig übertragen auf das liturgische miteinander Mahlhalten. Die Jugendlichen spüren die Besonderheit des miteinander Essen und können diese bei der Sonntagsmesse als etwas besonders Berührendes, Heiliges erfahren. Wer die alltägliche Tischgemeinschaft erlebt und die dadurch bindende Kraft untereinander, der kann erahnen, welche Tiefe das religiöse Mahl der Eucharistiefeier hat. Gleichzeitig soll der Festcharakter deutlich werden, alles andere also, als dass der „Gottesdienst zu einer Art ‚Happening’ umfunktioniert und […] der Ablauf der Heiligen Messe eher einem liturgischen ‚Geländespiel’ ähnelt“[483]. Eine gute Verbindung von Liturgie und Gemeinschaft macht es möglich, „dass Erfahrungen und Erlebnisse auf tieferer Ebene zur ganzheitlichen Persönlichkeitsbildung beitragen“[484], als durch Belehren und kognitiver Wissensvermittlung. Die Mädchen können sich auf eine Begegnung mit ihrem Gott einlassen, der zur Quelle ihrer Persönlichkeitsentwicklung werden soll, sie erfahren von Jesus, der als der Christus zum gelebten Vorbild werden kann und nehmen den Geist auf, der das Alltagsleben durchdringen will.
Um die Jugendlichen an eine persönliche Gottesbeziehung und eigene Spiritualität heranzuführen, sind regelmäßige Gebete und meditative Elemente nötig. Frei formulierte Morgen- und Abendgebete bieten die Chance, das eigene Leben, das, was am Wochenende erlebt wird, und die eigenen Sehnsüchte vor Gott zu bringen. Die Verantwortliche muss daher gut in Fühlung mit den Teilnehmerinnen sein, um nicht völlig an deren Leben und Stimmung vorbeizureden. Sie muss vielmehr versuchen aufzugreifen, was im Kopf und im Herzen ist und zur Sprache gebracht werden will. Die Zeiten des Gebetes nehmen während des Wochenendes einen wichtigen Platz ein, wo ganz bewusst Persönlichkeitserziehung geschehen kann. Die Zusage Gottes zu jeder einzelnen wird immer wieder betont. Aus der Erfahrung zeigt sich, dass die Mädchen sich ansprechen lassen und teilweise versuchen, darauf zu antworten, indem sie ganz bewusst an sich arbeiten wollen, sich kleine oder größere Vorsätze nehmen. Diese Minuten, in denen auch das gemeinsame Gebet, meditative Impulse und das miteinander Singen und Schweigen zum Tragen kommen, sind für die Teilnehmer sehr wertvoll. Sie erfahren eine Stärkung ihres eigenen Selbst und können von dem Glauben, der Hoffnung und der Liebe ein Stück weit erfüllter den (All-)Tag leben und bekommen eine andere Sichtweise, die zum Motor für das eigene Handeln und die eigene Erziehung zu christlichen Persönlichkeiten werden kann. So kann eben eine Gottesbegegnung zur Selbstbegegnung führen.
Selbstreflexion: Tag für Dich-Tagebuch
Unterstützt werden diese Momente der Stille und des “ganz bei sich Seins“ von der Möglichkeit, die Gedanken, die da sind, aufschreiben zu können. Jedes Mädchen besitzt ein eigenes Tag für Dich-Tagebuch, das sie während der Veranstaltung begleitet, das mit nach Hause genommen und persönlich gestaltet werden kann. So werden Impulse, eigene Ideen, wichtige Infos festgehalten – auch aus den Gruppenstunden oder anderen Impulsen – und die Mädchen erfahren das als etwas, das auch im Alltag immer wieder an das Thema erinnert, das durchträgt und motiviert. Dem liegt zugrunde, dass jugendliche Mädchen tendenziell dazu neigen, gerne Tagebuch zu schreiben, sich schriftlich auszudrücken und Bewegendes nicht einfach so verklingen zu lassen. Diejenigen, für die es schwer ist, Einheiten der Stille und Reflexion auszuhalten, verstehen das Tagebuchschreiben als guten Einstieg, eben das lernen zu können. Um aus der eigenen Mitte zu leben und daraus das eigene Leben gestalten zu können, ist es zuerst nötig, überhaupt die eigene Mitte wahrzunehmen. In der Hektik des Alltagsgetriebes, durch die Überlagerung durch viele andere Hobbys und Verpflichtungen, durch Leistungsdruck oder die Reizüberflutung durch überhöhten Medienkonsum ist es möglich, der Auseinandersetzung mit mir selbst aus dem Weg zu gehen, bzw. gar nicht zu spüren, dass so etwas Not und gut tut. Am Tag für Dich können Einsicht in die momentane Dynamik ihrer eigenen Identitätsfindung gewinnen und Entwicklungsmöglichkeiten – auch in Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema – erspüren. Niemand wird Persönlichkeit, der der Beschäftigung mit dem eigenen Lebens, dem eigenen Selbst scheut. So wird neben der Beziehung zu anderen Mädchen und zu Gott auch die Beziehung zu mir selbst möglich.
Der Ton macht die Musik: Melodie und Text mit Tiefgang
Musik ist ein Medium, das im Leben der 12 -16-jährigen Mädchen eine tragende Rolle spielt. Über Musik drücken sie ihr Lebensgefühl aus, schaffen Identifikationsmöglichkeiten oder grenzen sich gegenüber anderen ab. An diesem Tag für Dich mit Übernachtung steht ein Lied im Mittelpunkt. Den Zugang erleichtert die Tatsache, dass der Text deutsch und allgemein verständlich ist und es dem Genre Rock/Pop zuzuordnen ist, das in der Regel dem Großteil dieser Altersgruppe gefällt. Die Methoden, die dieses Medium zur Geltung bringen, sind vielfältig.
Der erste Kontakt erfolgt über die Einladung, die Mädchen können sich also bereits im Vorfeld vom Text ansprechen lassen und sich damit auseinandersetzen. Am Samstagmorgen folgt dem ein bewusstes, mehrmaliges Hören des Liedes „Sie sieht die Sonne“, aber ohne anschließende Diskussion. Die Mädchen suchen in Zweiergruppen die über das Gelände verteilten Verse oder Wortgruppen, die dem Liedtext entnommen sind und sind aufgefordert, in einer Art Brainstorming die ersten Gedanken nach dem Entdecken festzuhalten. Auf diese Art und Weise können Abschnitte des Liedes, die sonst evtl. leicht überhört werden, bewusst wahrgenommen und überdacht werden. Die Jugendlichen entdecken Verse, die sie besonders ansprechen und solche, die sie in ihrer Stimmigkeit oder auf ihren Sinngehalt hin hinterfragen. Als Paar ist die Zeit des Laufens angenehmer und schafft Beziehung, Gespräche über das Lied und das damit in Verbindung gebrachte eigene Leben entstehen, was in einer größeren Gruppe weniger möglich wäre. Die Mädchen tragen ihre Ergebnisse in der Gruppenstunde am Nachmittag zusammen, und es kann eine Diskussion über die verschiedenen Sichtweisen entstehen, die für alle bereichernd sind. Verschiedene Methoden tragen dazu bei, das Lied in Bezug zum eigenen Leben zu bringen, z.B. durch das Lesen in Ich-Perspektive, durch Fragebögen, durch bewusste Stellungnahme zu einzelnen Aussagen. Die Überhöhung von „Sie“ auf Maria dient der Gewinnung eines (neuen) Zugangs zur Mutter Jesu, die in der katholischen Kirche eine besondere Stellung im Glaubensleben einnimmt. Das Lied kann helfen, Sichtweisen zu korrigieren und Maria zu entdecken als eine, die mit dem eigenen Leben in Verbindung stehen kann. Oder es mag ansprechen, das Wesentliche im Leben in Zusammenhang mit einer Frau zu entdecken, die ganz mit Gott verbunden war und ihr Leben aus dem Glauben heraus gestaltet hat. Das Wiederkehrende ermöglicht eine Vertiefung und eine intensive Auseinandersetzung mit dem Inhalt des Liedes, darum begegnet die Musik den Teilnehmern als Thema der einzelnen Einheiten, durch mehrmaliges Hören und Singen während des Tages und auch zum Abschluss des Gottesdienstes.
Gedanken in Worte fassen: ein Brainstorming
Diese Methode wird häufig in der Arbeit mit 12-16-jährigen Mädchen eingesetzt. Alle Gedanken und Assoziationen zu einem bestimmten Thema oder zu speziellen Aussagen oder Zitaten werden ohne Kritik und Bewertung aufgeschrieben. In der Gruppe finden dann die Zusammentragung aller Ideen und eine evtl. anschließende Diskussion statt. Brainstorming bietet den schüchternen Mädchen die Möglichkeit ihre Sichtweise darzustellen ohne große Worte machen zu müssen und trägt dazu bei, dass alle – und nicht nur die Wortführer der Gruppe – ihre Meinung vertreten können. Es hilft, die eigene Einstellung neu zu überdenken aufgrund des Lesens anderer Beiträge. Am wirkungsvollsten ist diese Methode in Kombination mit dem Medium Plakat, auf dem die verschiedenen Aussagen visualisiert werden. Plakate eignen sich aufgrund ihrer Größe dazu, auf einen Blick wesentliche Punkte zu erfassen, die anschließend reflektiert werden können. Das Papier wird am Ende der Einheit aufgehängt und begegnet so den Mädchen immer wieder. Am Ende des Treffens wird es mit in den Gottesdienst hinein genommen und symbolisiert, dass auch die Ideen und Gedanken der Mädchen mit in die Liturgiefeier hinein genommen werden, wie es ebenso die thematische Verbindung des Treffens mit dem Geschehen der Messe aufzeigt.
Mit Kopf, Herz und Hand: Kleber und Schere im Dienst der Ganzheitlichkeit
Im Dienste der Ganzheitlichkeit bietet das pragmatische Basteln einen willkommenen Ausgleich zu den kognitiven und affektiven Einheiten der Tage. Vor allem die Mädchen, die eher praktisch veranlagt sind und sich lieber durch Handarbeit als durch Sprache ausdrücken, finden hier eine gute Möglichkeit, ihre Eindrücke in Form zu bringen. In der Regel basteln Jugendliche heute außerhalb des Kunstunterrichts wenig, sodass so manches Mädchen aufgrund dieser Methode neue Talente an sich entdeckt. Die Jugendlichen können voneinander lernen, üben Kooperationsfähigkeit und dürfen stolz auf ihre Ergebnisse sein. An diesem Treffen gibt es verschiedene Bastelangebote, ausgerichtet auf das Lied „Sie sieht die Sonne“, die die Teilnehmer wählen können. Dadurch kann ein guter Umgang mit Wahlmöglichkeit auf kleinster Ebene gelernt werden, die Mädchen können sich an ihren Fähigkeiten orientieren und eigene Interessen einbringen. Material ist für jedes Angebot vorhanden, die Jugendlichen können also so intensiv und so viel basteln wie sie wollen. Die Atmosphäre lockert sich auf, und man kommt ins Gespräch: über das Thema aber auch über das eigene Leben. Die Erfahrung zeigt, dass das Basteln den eigenen Bezug zum Thema fördert und nachhaltige Wirkung hat, denn das Ergebnis wird meistens mit nach Hause genommen und erinnert so auf emotionale Weise an das Wochenende, ruft aber auch die thematischen Inhalte wieder hervor.
Wie ein Treffen nicht erst am Freitagnachmittag oder Samstagvormittag beginnt, sondern vorbereitet werden will, so endet es auch nicht am Samstag- bzw. Sonntagnachmittag. Die gemeinsame Zeit ist in der Regel eine sehr intensive, die sowohl die Verantwortlichen als auch die Mädchen nachkosten wollen. Der Tag für Dich will nicht nur aus dem Alltag herausreißen, sondern in den Alltag hineinwirken. Dem dienen der Kontakt über Mail oder Post, es werden Fotos verschickt, Zitate oder Anekdoten des Wochenendes bzw. des Themas und Berichte weiter geleitet. Für die Leiter bedeutet das meistens noch einiges an Engagement neben den formalen Arbeiten, die noch zu erledigen sind, wie Zuschussanträge stellen oder Abrechnungen. Aber diese Mühe lohnt sich: die Mädchen spüren wieder, dass sie auch nach der Veranstaltung noch wichtig sind, dass sie nicht vergessen werden, sondern dass sich da einer um sie sorgt und sie unterstützen will auf dem Weg zur eigenen Persönlichkeit.
Um die verantwortlichen jungen Frauen zu entlasten aber auch um die Selbsttätigkeit und das Selbst-Bewusstsein der Jugendlichen zu stärken, werden die Berichte über die Veranstaltung in der Regel von einigen Teilnehmenden geschrieben. Sie werden zusammen mit den Bildern der internen Chronik zugefügt und an das Bistumsblatt der Diözese und die Zeitschrift der Bamberger Schönstatt-Bewegung geschickt. Die Mädchen, die sich dazu bereit erklären, wissen, dass sie von der Leitung unterstützt werden und um Rat fragen können, wenn es für sie nötig erscheint. Sie haben nicht das Gefühl “ins kalte Wasser geworfen“ zu werden und damit überfordert zu sein, sondern dass ihnen etwas zugetraut wird und sie dabei begleitet werden.
Wenn die Sterne günstig stehn, und der Mond die Nacht bestrahlt,
wenn die Stille spricht, dann ist sie allem Unbegreiflichen so nah.
Wenn du sie ganz dringend brauchst, auch noch ihre Macken magst,
wenn du dich auf sie verlässt, dann fragt sie nicht, dann ist sie einfach da.
In ihr wohnen kleine kostbare Talente, eins davon ist, immer wieder gut zu tun,
ihr liegt an mir, sie lässt mir freien Raum,
und schenkt mir den Platz mich an ihrer Seite auszuruhn.
Sie sieht durch die Wolken die Sonne, und stellt sich hart in den Wind,
sie ist nie zu bequem, sie hat mir gezeigt,
wie Leichtigkeit gelingt, wie einfach so was klingt.
Wenn sie ihre Hand auflegt, ihre kleinen Wunder wirkt,
dann bin ich wehrlos, völlig hin und weg, und das grenzt an Zauberei.
Ob sie durch die Küche tanzt, oder Atmosphäre schafft,
ihr müsstet sie mal sehn und mich verstehn, auch wenn ich übertreib`.
Und ein Lachen, das sich quält, das durchschaut sie,
ein gelangweiltes Gespräch ist ihr zuviel,
doch keinem Streit, der ihr nötig scheint, geht sie aus dem Weg,
sie leistet sich ihren eignen Stil.
Hartmut Engler und Ingo Reidl
1.5.2 Ohne Werbung läuft gar nichts: Einladung
(siehe PDF-Datei 1)
1.5.3 Willkommen sein: Begrüßungskärtchen
(siehe PDF-Datei 2)
1.5.4 Textkärtchen: Wer sucht, der findet
(siehe PDF-Datei 3)
Wichtig ist die Spontaneität der Verantwortlichen während der Gebetszeiten. Um nicht an den Anliegen der Gemeinschaft vorbei zu beten, ist eine größere Textauswahl im Vorfeld gut, um sich dann für das entscheiden zu können, was im Moment am geeignetsten erscheint.
Könnte es sein, dass in mir Kräfte liegen, die noch nicht geweckt sind?
Könnte es sein, dass in mir Fantasien schlummern, die noch nicht wirken?
Könnte es sein, dass in mir Fähigkeiten sind, die mich weiterbringen?
Könnte es sein, dass in mir alles ist, was meinem Leben Sinn gibt?
Fehlen mir Mut und Kraft, mich ganz wahrzunehmen, anzunehmen, was ist?
Ich will ruhig werden, meine Möglichkeiten entdecken, mich entfalten.
Max Feigenwinter[485]
Im Gespräch mit dir werden meine Gedanken klar,
meine Gefühle wach, meine Ziele bewußt.
Im Gespräch mit dir finde ich mich selbst,
spüre ich meine Kraft, erfahre ich meinen Mut.
Im Gespräch mit dir lerne ich ja zu sagen:
ja zu mir, ja zu dir, ja zu dem, was letztlich wichtig ist.
Max Feigenwinter[486]
Nicht mehr so dahinleben und dich leben lassen
von den alltäglichen Pflichten, von der oberflächlichen Unterhaltung,
von den Erwartungen, die andere Menschen stets an dich stellen.
Eines Morgens früh aufstehen und einen Weg suchen,
der dir Klarheit bringt über das, was dich in der Tiefe bewegt,
was du selbst für dich willst,
was dir wichtig und wesentlich ist.
Christa Spilling-Nöker[487]
Nimm dich an. Sei du die, die du bist. […]
Erst dann fängst du an, zu werden, was du sein möchtest.
Versteh deine Schwächen,
erst dann kannst du mit ihnen arbeiten und sie zu Stärken verwandeln.
Setz deine Stärken so ein, dass du noch zerbrechlich bleibst,
und niemand unnötig abschreckst.
Achte auf deine Unsicherheiten, sie öffnen dir Wege in neues Land.
Ulrich Schaffer[488]
Du meintest dich zu kennen, deine Haltungen und Träume.
Du warst bei dir zu Hause und fühltest dich wohl.
Jetzt bricht etwas Neues in dir auf. Du bist überrascht und verunsichert.
Dein Horizont wird weiter. Ahnungen suchen dich heim.
Du kannst dich nicht mehr an der Person festhalten, die du einmal warst.
Weil du unterwegs bist, gehört auch deine Veränderung zu dir.
Auch sie ist einmalig. Du bist auch, was du wirst.
Ulrich Schaffer[489]
Kannst du einen Moment in der Stille stehen, nichts mehr wollen,
die Geräusche des Wollens und die Geschäftigkeit der Ziele abklingen lassen und aufmerksam werden auf das, was dann entsteht?
Überrascht dich, was da entsteht? Du gewinnst Einsichten, die du noch nie hattest,
und gehst Wege, die du noch nie vorher betreten hast.
Vielleicht veränderst du dich und kehrst heim zu dir, in Stille.
Was die Stille übersteht, hat Bestand.
Vielleicht muss alles in uns, was Angst vor der Stille hat,
erst seine Bedeutung verlieren und uns freigeben für die Stille.
In der Stille werden wir echt und verlieren das, was nicht zu uns gehört.
Ulrich Schaffer[490]
Maria, Du große Frau, klein und unscheinbar, jung und unerfahren;
Gott hat Dich berufen, [doch] braucht er Dein Ja.
Der Himmel hält den Atem an,
als Du […] Dein ‚mir geschehe, wie Du gesagt’ sprichst.
Du verlässt Deinen Weg, setzt alles aufs Spiel. Du stellst Dich hart in den Wind,
setzt Dich dem Gespött der Leute aus, den unangenehmen Fragen Deiner Freunde, den enttäuschten Blicken Deiner Familie.
Deine große Aufgabe war es nicht nur, ein Kind zur Welt zu bringen.
Deine Aufgabe war größer. Du bist mit diesem Kind durch dick und dünn gegangen.
Du bist deinem Ja treu geblieben.
Du kannst mir Vorbild sein. Ich will sein wie du,
ein kleines Stück dir ähnlich werden: stark und würdig, schlicht und mild.
Stephanie Ramer[491]
Du
Du bist etwas Besonders. Ob du die Welt auf den Kopf stellen oder lieber im Hintergrund bleiben willst – deine Art ‚Du’ zu sein, wird auf andere Menschen wirken. Dein Leben hinterläßt Spuren. Darauf hast du keinen Einfluß. Aber du kannst jetzt entscheiden, wie diese Spuren aussehen sollen. Denn die Entscheidungen, die du heute triffst, bestimmen dein Leben. Dein Weinen oder Lachen, deine Enttäuschung oder Zufriedenheit, deine Niederlage oder Erfolge formen auch die anderen um dich her.
Marion Stroud[492]
Abenteuer Leben
Es ist mir immer schwer gefallen anzunehmen, daß mein Leben eine besondere Bedeutung im allgemeinen Ablauf der Dinge haben könnte. Denn wenn ich mich mit anderen Menschen vergleiche, bin ich so schrecklich durchschnittlich. Nichts hebt mich von der Masse ab. Ich fühle mich oft wie eine Nummer, die keine Bedeutung hat.
Aber dann habe ich entdeckt, daß Gott uns so liebt, wie wir sind. Er wartet nicht, bis wir große Dinge tun oder uns alle Menschen mögen. Aber obwohl er uns so liebt, wie wir sind, läßt er uns nicht so, wie wir sind. Sondern er lehrt und formt uns, so daß wir fähig werden, das zu tun, was er gerade für uns vorgesehen hat.
Und das kann mein Leben zu einem Abenteuer werden lassen.
Marion Stroud[493]
Ich bin auf dem Weg ich suche um zu finden
um doch nie anzukommen nie zu finden
besser gehen suchen
als stillzustehen abzuwarten ob ich gefunden werde.
Andrea Schwarz[494]
Hand an meine Grenzen legen sie noch ein wenig weiter wegschieben können
ahnen wozu ich eigentlich in der Lage wäre
Andrea Schwarz[495]
Was ist der Mensch?
Was ist der Mensch? Ein Wunder, ein großartiges Geschöpf,
wenig geringer als Gott!
Was ist der Mensch? Dein Gedanke, dein Geschöpf, dein Kind!
Was ist der Mensch? Ich bin dein Ab-Bild und grenzenlos von dir geliebt!
Marie-Louise Langwald[496]
End-lose Liste
Ich habe angefangen, aufzuschreiben
die Großtaten meines Gottes in meinem Leben.
Meine Liste will kein Ende nehmen.
Ich will nie aufhören, dankzusagen
für die Geschenke, die du mir machst.
Erinnere mich daran.
Marie-Louise Langwald[497]
(siehe PDF-Datei 04)
(siehe PDF-Datei 05)
Es ging um Mädchen. Mädchen im Alter von zwölf bis 16 Jahren, mitten in der Adoleszenz, mitten im Werden. Sekretärin, Abiturientin, Frau werden sie. Einige von ihnen werden glücklich, einige unzufrieden, einige krank. Auf ca. 100 Seiten dreht sich implizit alles um ein Thema: Christliche Persönlichkeitserziehung. Zu Beginn eine Hypothese, soll sie zum Ende der Arbeit zur These werden. Mädchen, die von Anfang an christliche Persönlichkeiten sind, sind dazu aufgerufen es zu werden, damit ihr Leben gelingt. Um dieses Gedankenkonstrukt verstehen zu können, tut ein Exkurs in das für dieses Thema Wesentliche des christlichen Glaubens not. Und wieder ist es die Liebe, die zur Quintessenz wird. „Am Anfang war das Wort, das Ja der Liebe. Und das Wort war bei Gott, und Gott selbst war das Wort. Am Anfang war das Wort.“[498]Dieses Wort ist Fleisch geworden, in Jesus Christus aber auch in jedem einzelnen Menschen. Gottes Liebesbeweis an uns zeigt sich in der Einzigartigkeit und Besonderheit unsers Lebens, in der Uridee, in dem Göttlichen, das von Anfang an in einem jeden liegt. Und dieses, das Beste, aus mir herauszuholen, ist Sinn und Ziel des Lebens.[499] Christen glauben, dass dann Leben gelingt.Doch so einfach wie es klingt, ist es nicht. Dieses Ziel ist hoch, der Weg weit, ein fester Halt ist da unverzichtbar. Den haben wir in Gott, der Grund unseres Lebens ist, der uns als das erschaffen hat, was wir sind und gleichzeitig noch werden müssen: christliche Persönlichkeit. Von Gott von Anfang an so erdacht, liegt es an uns, das zur Entfaltung zu bringen. Kirchliche Jugendarbeit will dazu Hilfestellung geben, sieht sich gefordert ihren Beitrag zu leisten, damit Leben gelingt.Der schönstättische Lebenserfahrung von Heimat – Wandlung – Sendung[500] kann zur Trias und zum Konzept einer den Anforderungen unserer Zeit gerecht werdenden Jugendpädagogik werden. Die jugendlichen Mädchen sollen Heimat erfahren innerhalb der kirchlichen Jugendarbeit, sie wollen dort unterstützt werden in ihrer christlichen Persönlichkeitserziehung, d.h. die werden können, die sie eigentlich schon sind, um dann in einem dritten Schritt, durch ihre eigene Wirkkraft anderen die Option zu eröffnen, christliche Persönlichkeit zu werden, damit das Leben vieler gelingt.
[465] Vgl. 14. Shell-Jugendstudie von 2002; S. 84
[466] Nach der 14. Shell-Jugendstudie ist immerhin jeder 5. Jugendliche innerhalb einer Kirchengemeinde oder –gruppe aktiv; vgl. S. 203
[467] Holzborn, O.: Konzeption des Tabor; siehe Anhang Nr. 14; S. 13
[468] Vgl. Kentenich, J.: Ethos und Ideal der Erziehung; S. 32
[469] Holzborn, O.: Konzeption des Tabors; siehe Anhang Nr. 14; S. 2
[470] Bode, F.-J.: „Die Kirche hat der Jugend viel zu sagen, und die Jugend hat der Kirche viel zu sagen.“; siehe Anhang Nr. 15; S. 3
[471] Vgl. Schmiedl, J.: Pater Josef Kentenich; in: Schönstatt-Lexikon; S. 195
[472] Bode, F.-J.: „Die Kirche hat der Jugend viel zu sagen, und die Jugend hat der Kirche viel zu sagen.“; siehe Anhang Nr. 15; S. 8
[473] Inoffizielle Abkürzung für Schönstatt-Mädchenjugend
[474] Franz Reinisch, Namenspatron des Jugend- und Gemeinschaftshauses am Schönstatt-Zentrum Marienberg, verweigerte als einziger katholischer Priester den Fahneneid auf Hitler. Daraufhin wurde er zum Tode verurteilt und 1942 hingerichtet.
[475] siehe 2.6 Anlage Nr.1
[476] siehe 2.6 Anlage Nr.2
[477] siehe 2.6 Anlage Nr.3
[478] Engler, H./I. Reidl: Die sieht die Sonne; in: Seiltänzertraum; S. 48-53; siehe 2.5 Anlage Nr. 1
[479] siehe 2.5 Anlage Nr. 1
[480] siehe 2.5 Anlage Nr.3
[481] Traditionelle Bezeichnung innerhalb der Schönstatt-Mädchenjugend Bamberg für den letzten Abend eines Treffens, der auf humorvolle Weise besonders “nobel“ ist hinsichtlich der Kleidung, des Essens, der Verhaltens.
[482] Life Style; Brettspiel des Genres Kommunikation; Ravensburg 1989
[483] Sondermann, W.: Kirchliche Jugendarbeit in de Krise?; S. 144
[484] Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.): Ministranten- und Ministrantinnenpastoral; S. 20
[485] Feigenwinter, M.: Dieser Tag ist dir geschenkt; S. 13
[486] Feigenwinter, M.: Dieser Tag ist dir geschenkt; S. 16
[487] Spilling-Nöker, Ch.: Liebe das Leben; S. 6
[488] Schaffer, U.: Weil du einmalig bist; S. 9
[489] Schaffer, U.: Weil du einmalig bist; S. 18
[490] Schaffer, U.: In der Stille stehen; S. 6; 25
[491] Ramer, S.: Maria, Du große Frau; in: Jugend Gebetbuch; S. 40
[492] Stroud, M.: Mein Kummer-Liebe-Freude Buch; S. 7
[493] Stroud, M.: Mein Kummer-Liebe-Freude Buch; S. 70
[494] Schwarz, A.: Ich mag Gänseblümchen; S. 52
[495] Schwarz, A.: Ich mag Gänseblümchen; S. 65
[496] Langwald, M.-L.: Wiederbelebung; S. 15
[497] Langwald, M.-L.: Wiederbelebung; S. 93
[498] Zehender, Ch. (nach Joh 1,1-18): Das Ja der Liebe; in: Begegnungen; S. 2-3
[499] Vgl. Mosterts, K.: Jünglingsseelsorge; S. 7
[500] Vgl: Wackerbauer, W.: Wallfahrtsgnaden; in: Schönstatt-Lexikon; S.418-419