„Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein, oder er wird nicht mehr sein.“[1] So lautet ein oft zitiertes Wort in der Pastoral, das mir lange rätselhaft blieb.
Erst seitdem ich im Rahmen meiner Jugendarbeit in der Schönstatt-Bewegung auf den Gedanken der Einwohnung Gottes im Menschen gestoßen bin, verstehe ich die Aussage diese Satzes. Der Christ der Zukunft muß eine persönliche Gotteserfahrung haben, um zu einer persönlichen Gottesbeziehung zu gelangen, die lebenstragend und lebensgestaltend ist.
Als ich den Gedanken, daß Gott im Menschen wohnt, vor drei Jahren, das erste Mal gehört habe, hat er mich fasziniert. Ich hatte das Gefühl, daß in dieser Glaubenswahrheit mehr steckt als auf den ersten Blick offensichtlich ist. Im Laufe der letzten Jahre durfte ich immer wieder bei mir selbst und bei anderen Menschen beobachten, daß dieser Gedanke eine Kraftquelle für Leben und Glauben sein kann.
Aus dem Wunsch, diese Erfahrungen zu sammeln und ihnen auf den Grund zu gehen, ist das Thema dieser Arbeit entstanden. Mir ist es dabei wichtig, speziell auf J. Kentenich[2], den Gründer der Schönstatt-Bewegung, einzugehen und die Ausprägung dieses Gedankens bei ihm, da es ihm meines Erachtens gelungen ist, diese Glaubenswahrheit originell und fruchtbar für den heutigen Menschen umzusetzen, so daß sie eine echte Hilfe für ein christ-liches Leben in unserer Zeit sein kann.
Dies aufzuzeigen und zu begründen ist Ziel dieser Arbeit. Es wird also ein Thema des christlichen Leben herausgehoben und unter seinem Blickwinkel das Leben einseitig betrachtet.
Die Arbeit ist aufgrund dieser Zielsetzung inhaltlich sehr breit angelegt. Sie will sowohl theologische Quellen aufzeigen, das Spezifikum Kentenich darstellen sowie die Bedeutung für Leben und Glauben aufzeigen. Ich bin mir bewußt, daß gerade hier ihre Grenzen liegen: auf vieles kann nur kurz eingegangen, manches auch nur angedeutet werden. In manchen Bereichen wäre es sicher wünschenswert mehr in die „Tiefe“ zu gehen oder einen stärkeren Dialog mit der heutigen Theologie zu suchen. Leider war es mir in diesem Rahmen nicht möglich.
Das liegt sicher auch darin begründet, daß die Einwohnung Gottes im Menschen wohl in den Vorträgen Kentenichs einen breiten Raum einnimmt, aber keine einzige Schrift vorliegt, die als systematisierende Zusammenfassung gelten kann.
So liegt hier ein anfanghafter Versuch einer Darstellung vor, der viele Aspekte aufzeigt, aber keine umfassende Darstellung und Begründung sein kann. Dies ist im Rahmen einer Diplomarbeit nicht möglich.
Noch eine Anmerkung zum Gründer: Sein Vorname wird mit „f“ oder „ph“ geschrieben.[3] Die wechselnde Verwendung in dieser Arbeit beruht auf einer verschiedenen Schreibweise in den Quellen.
Ergänzungen in Zitaten sind durch „[ ]“ kenntlich gemacht. Die Literatur wird in den Anmerkungen normalerweise mit dem Namen des Autors, dem Titel und der Seitenzahl zitiert. Weitere Angaben finden sich im Literaturverzeichnis.
[1] K. Rahner: Im Gespräch. Bd. II: 1978-82. Hg. v. P. Imhof/ H. Biallowons. München: Kösel, 1983, 34.
[2] Zur Person Joseph Kentenichs und dem von ihm gegründeten Schönstattwerk vgl.
E. Monnerjahn: Pater Joseph Kentenich. Ein Leben für die Kirche. 3., erw. Aufl. Vallendar: Patris, 1990.
P. Wolf: Kentenich, Josef. In: LThK. Bd. V, 1398
L. Penners: Kentenich, Peter Josef. In: Marienlexikon. Bd. III. Hg. v. R. Bäumer/ L. Scheffczyk i. A. des Institutum Marianum Regensburg e.V. St. Ottilien: EOS, 1991, 541f.
J. Schmiedl: Kentenich, Pater Joseph. In: Schönstatt-Lexikon, 191-196.
A.Stosiek: Schönstatt-Bewegung. In: Marienlexikon. Bd. VI, 53f.
[3] Der Schönstatt-Verlag schreibt ihn mit „f“; der Patris-Verlag mit „ph“. Es scheint schon zu seinen Lebzeiten verschiedene Schreibweisen gegeben zu haben. Vgl. Schmiedl: Kentenich, P. Joseph. In: Schönstatt-Lexikon, 195f. [online]