a) Ein Blick in die Zeit
Ein in unserer Zeit vieldiskutierter Wert ist die Menschenwürde.[1] Das betrifft nicht nur die Fragen der Bioethik[2] und der Menschenrechtsverletzungen, sondern auch das praktische Erleben vieler Menschen. Wir erleben eine immer stärker werdende Funktionalisierung des Menschen. „In immer mehr Bereichen unserer Gesellschaft wird es üblich, den einzelnen im Kosten-Nutzen-Kalkül entsprechend der Summe seiner potentiellen Leistungen und seiner Vorzüge zu bewerten.“[3] Der Wert des Menschen bemißt sich immer mehr nach seiner „Brauchbarkeit“. Für diejenigen, die diese Anforderungen nicht erfüllen können oder dürfen, weil sie alt, krank oder arbeitslos sind, hat eine solche Sicht enorme Auswirkungen. Gerade auf dem Arbeitsmarkt erlebt sich der Mensch oft als ersetzbar und als Objekt von Rationalisierungen.
Dazu kommen starke Entwertungstendenzen, die von einer Massengesellschaft ausgehen. Nicht der Wert des Menschen, sondern das Diktat technischer Notwendigkeit, die Macht des Geldes und der Medien bestimmen weitgehend den Lauf der Dinge. Das Indivduum erlebt sich hier ohnmächtig und unwichtig.
Daneben scheint es so, daß in unserer Zeit der Mensch nur noch partiell gefragt ist, eine bestimmte Eigenschaft oder in einer bestimmten Funktion: als Konsument, als Wählerin, als Sportlehrer, als Freundin, als Vater, als Ehefrau, als Arbeiter.
Ein Ergebnis dessen ist wohl der starke Verlust des Selbstwertgefühls und eine Zunahme von Minderwertigkeitskomplexen. Immer öfter wird daher versucht, das Selbstwertgefühl an materiellen Dingen festzumachen, an Statussymbolen, am Konsum[4] oder an Erlebnissen.[5] Hierin könnte wohl auch der tiefere Grund liegen, für Tendenzen in unserer Gesell-schaft, die Soziologen zur Zeit mit Begriffen wie „Erlebnisgesellschaft“[6] oder „Risiko-gesellschaft“[7] klassifizieren.
Eine Studentin gibt ihre Eindrücke in einem religiösen Lied folgendermaßen wieder:
„In unserer Welt zählt nur Leistung Macht und Geld. Alles ist optimiert und organisiert. Tiefe Sehnsucht macht sich in uns breit nach Wärme und Geborgenheit.“[8]
Es stellt sich die große Frage, woher der Mensch in einer solchen Situation seinen Wert beziehen kann.
b) Lebenszeugnisse
Eine 24 jährige Gemeindeassistentin schreibt:
„Dieses Wohnen Gottes in mir schenkt mir eine unendlich große Würde, eine Würde, die mir niemand nehmen kann, die ich einfach habe. Ich kann vieles falsch machen und ein schwacher Mensch sein, das ist ganz egal, diese Würde bleibt mir immer geschenkt, da kann nichts passieren.“[9]
In einem Lied, das in der Schönstattjugend entstanden ist, heißt es:
„Wenn ich ganz still werde und tief in mich hineinhorche, dann ahne ich ein Stück von dem, was ich Großes in mir trage. Wenn ich heimkomme zu mir und den Lärm zurücklasse, dann entdecke ich den Reichtum, der in mir verborgen ist.“[10]
Unter der Überschrift „Was bin ich ´wert´?“ ist in der Zeitschrift Begegnung zu lesen:
„Daß er [Gott] mich so will und liebt, das macht meinen Wert aus. Er hat mein Herz für sich geschaffen. Er will darin wohnen. Er will in mir sein und durch mich wirken. Er in mir, das ist mein Wert. Ein Wert, den nichts zerstören kann: nicht meine Niedergeschlagenheit, nicht meine Fehler, nicht meine Unsicherheit, ja nicht einmal meine Sünde.“[11]
g) Der Wert des Menschen vor Gott
Nach dem biblischen Menschenbild kommt dem Menschen eine unverlierbare Würde zu, denn er ist als Gottes Ebenbild geschaffen (Gen 1,26) und er darf Tempel Gottes sein
(1 Kor 3,16). Der Mensch ist seinem Gott so kostbar und wertvoll, daß dieser ihn zu seiner Wohnung erwählt. Der Mensch ist Gott „heilig“. Dieses Bewußtsein kann dem Menschen ein Gefühl seines Wertes und seiner Würde schenken und stattet ihn mit einem starken Selbstwertgefühl aus, das den Entwertungstendenzen unserer Zeit standhalten kann. Kentenich war es daher über viele Jahre hinweg ein großes Anliegen, „aus dem Glauben Kräfte zu mobilisieren für ein neues gesundes Selbstwertgefühl.“[12] So betont er in vielen Predigten und Ansprachen die Verbindung zwischen der Einwohnung Gottes und der Würde des Christen[13]. Doch bleibt er nicht bei der Feststellung der Würde stehen, die er „königlich“ nennt, er ermuntert seine Zuhörer immer wieder, sie sollten ein neues, ein „königliches Lebensgefühl“ ausprägen, da sie durch die Taufe in den „Adelsstand“[14] hineingehoben wurden. Dies ist ein geeignetes Mittel um Minderwertigkeitsgefühle, die in unserer Zeit so häufig vorkommen, zu überwinden.
a) Ein Blick in die Zeit
Das tiefste Bedürfnis des Menschen ist das, zu lieben und geliebt zu werden. Die Sehn-sucht nach Geborgenheit ist bei Jugendlichen in den 90-er Jahren stark ausgeprägt.[15] „Familie, Freundschaft und Partnerschaft stehen wieder hoch im Kurs“, stellt Lorenz fest.[16] Nach der Emnid-Umfrage 1994 ist für 54% der Deutschen Liebe das Wichtigste im Leben.[17] Auch im Musikgeschmack Jugendlicher schlägt sich der Wunsch nach Geborgen-sein nieder. Die Techno-Musik mit ihren immer gleich bleibenden Rhythmen schenkt vielen Jugendlichen (und teilweise auch Erwachsenen) dieses Gefühl[18] und läßt sie so ihrem Alltag entfliehen.
Diese ausgeprägte Sehnsucht nach Geborgenheit der heutigen Generation sieht Lorenz in dem starken Druck begründet, dem der Mensch und speziell der Jugendliche in unserer Gesellschaft ausgesetzt ist.[19]
Eine wichtige Aufgabe in unserer heimatlosen[20] Zeit scheint mir auch zu sein, daß der Mensch Heimat in sich selbst findet. Wesentlich mit Heimat verbunden sind, neben der vertrauten Umgebung, Menschen, die einem vertraut sind und einen ungefragt annehmen.
b) Lebenszeugnisse
In dem Lied „Du in mir – Aufbruch ins neue Land“ von H. Kiess heißt es weiter[21]:
„Wenn ich mir Zeit nehme und mich ganz öffne,
dann spüre ich langsam den Raum in meinem Herzen.
Wenn ich dich anschaue und unsre Blicke sich treffen,
dann merke ich: Du wohnst in mir.
Vater, du hast mich so reich beschenkt, mein Herz ist dein Heiligtum
und auch mein Herz ist geborgen in dir. Ein Leben in Fülle beginnt.“[22]
In einem Artikel der Frauenzeitschrift „Begegnung“ fand ich folgenden Satz:
„Ich erfahre mich kostbar und geliebt und kann deswegen … ein neues Ja zu mir selber sagen.“[23]
g) Herzensheiligtum bedeutet Erfahrung der Liebe Gottes
Gott, der im Menschen wohnt, zeigt ihm damit seine Liebe. Die Einwohnung Gottes gilt als Proprium des Heiligen Geistes.[24] Congar bezeichnet den Hl. Geist als gegenseitige Liebe des Vaters und des Sohnes.[25] Wenn die „Liebe ausgegossen ist in unsere Herzen“ (vgl. Röm 5,5), dann liegt der Schluß nahe, daß der Glaubende durch die Einwohnung sich besonders von Gott geliebt fühlen darf. Diese Liebe schließt eine bedingungslose Annahme der ganzen Person in sich. „Gnade bedeutet deshalb im tiefsten, daß wir von Gott durch Jesus Christus im Heiligen Geist unbedingt angenommen, bejaht und geliebt sind und daß wir in Liebe ganz eins sind mit ihm… Diese unbedingte Annahme in der Begegnung mit der unendlichen Liebe Gottes ist die letzte und höchste Erfüllung des Menschen, das Heil des Menschen“ formuliert der Erwachsenenkatechismus.[26] So kann der Mensch letztlich nur in Gott die Geborgenheit finden, die er sucht, wie P. Johannes XXIII. erkennt: „Nur wenn Gott nicht als unerreichbares und fremdes Wesen über dem Sternenzelt, sondern als der in der menschlichen Seele Anwesende erfahren wird, kann wahres Geborgensein entstehen.“[27]
In Anlehnung an Guardini stellt Bauer fest, daß eine Annahme seiner Selbst nur der Person möglich ist, die sich von Gott geliebt weiß.[28] „Wenn Gott mich ganz tief berührt, dann bin ich ausgesprochen glücklich, daß es mich gibt, so wie ich bin. Dann habe ich eine echte Freude an mir selber.“[29] Ein solcher Mensch kann ehrlich mit dem Psalmisten beten: „Ich danke dir, Gott, daß du mich so wunderbar gestaltet hast.“ (Ps 139,14a)
Dieses „Ja“ zu sich selbst ist eine dringend notwendige Bedingung für geglücktes Menschsein und es ist Voraussetzung für Mitmenschlichkeit.[30]
Kentenich war es ein wichtiges Anliegen, daß der Mensch sich als von Gott beachtet erlebt. Und daß der Mensch sich auch selbst achtet, annimmt, schätzt und liebt. Ausdrücklich betont er immer wieder, daß diese Selbstliebe sich auf die ganze Person beziehen müsse, ganz besonders auch auf den Leib, da Gott ja gerade diesen als Wohnung erwählt hat
(vgl. 1 Kor 3,16).[31] So ist es wichtig, daß der Christ ein gesundes Verhältnis zu seinem Leib gewinnt, ihn schützt und pflegt.[32]
a) Ein Blick in die Zeit
Seit Jahren ist „Selbstverwirklichung“ ein wichtiges Schlagwort unserer Zeit. Dies hat sich besonders in den Angeboten der Volkshochschulen und anderer Bildungseinrichtungen niedergeschlagen.[33] Psychodynamische und esoterische Angebote zur Selbsterfahrung und Selbstentfaltung bestimmen das Marktangebot. King stellt fest, das „magische Wort ist `selbst`. Selbstsein, Selbstverwirklichung, Selbstfindung, Selbstgestaltung.“[34] Gerl-Falkovitz hält das Bedürfnis nach Authentizität, das Bedürfnis man selbst sein zu dürfen, für ein wichtiges Grundanliegen unserer Zeit.[35] Die Individualität der Person steht im Vordergrund im Gegensatz zur Konformität mit den Spielregeln und Gesetzen der Gattung. Der heutige Mensch ist nicht mehr so fest eingebunden in seinen Lebensraum. Er muß sich vielfach entscheiden, wie er leben will und was zu seiner Persönlichkeit paßt. Das beginnt bei alltäglichen Dingen: wann er aufsteht und in die Arbeit geht (Gleitzeit ist ja heute in den meisten Arbeitsbereichen eingeführt), was er zum Frühstück ißt, welche Fernsehsendungen er ansieht, wie er seine Freizeit gestaltet, wohin er in den Urlaub fährt, welches Auto er sich kauft, welche Fortbildung er betreibt, usw.. Unser Leben ist bestimmt durch viele Wahlmöglichkeiten, neue Unverbindlichkeiten und Ungebundenheit. Das erfordert einen freien starken Menschen, der seinen Standpunkt in der Welt hat. Durch Medien, Trends und Moden ist jedoch viel Fremdbestimmung in unserer Zeit, so daß trotz vielbeschworener Individualität auch ein starker Individualitätsverlust konstatiert werden muß.[36]
Für viele Menschen bedeutet der Beruf nicht mehr die Entfaltung der eigenen Möglichkeiten und Kräfte. Aufgrund von Rationalisierung arbeiten zunehmend Menschen in Berufen, für die sie überqualifiziert sind. Das führt dazu, daß das „eigentliche“ Leben und die Entfaltung der Persönlichkeit in den Freizeitbereich verlegt wird. Der Mensch will hier erfahren, was er kann. Es könnte hier ein Grund, für den Trend zum Abenteuer liegen (Vgl. Rafting, Bungee-jumping, S-Bahn-Surfen, Survival-Training und ähnliche Phänomene unserer Zeit). Vielleicht kommt hier die Sehnsucht zum Ausdruck, die tieferliegenden Kräfte in sich entfalten zu wollen.
b) Lebenszeugnisse
Eine junge Frau berichtet von ihrem Neubeginn im Studium:
„Weil Christus in mir wohnt, bin ich ein Heiligtum, habe eine unendliche Würde. Dann brauche ich nicht mehr zu schauen: bin ich beliebt, anerkannt, übersehen mich die anderen oder loben sie mich? Dann kann ich ungezwungen sein, wie ich bin und brauche nicht stän-dig `Theater zu spielen`, um dazuzugehören und anzukommen.“[37]
g) In der Begegnung mit dem „Du in mir“ wächst die Persönlichkeit
In der christlichen Religion ist Selbstwerdung ein wichtiges Ziel. Gott hat den Menschen als Original geschaffen und diese Originalität ist zugleich Gabe und Aufgabe des Menschen. Ganoczy unterscheidet hier die Begriffe „Selbstverwirklichung“ und „Selbstwer-dung“. Die „Selbstwerdung“ ist ein gnadenhaftes Geschehen, das sich primär Gott ver-dankt.[38]
Das menschliche Leben ist geprägt von Beziehungen. Sie sind unersetzbar für menschliches Leben. Für eine gelingende, tiefe Beziehung ist Voraussetzung, daß beide Partner ihre Originalität ausgeprägt haben. Denn erst das Erlebnis seines einmaligen Eigenseins und Eigenwertes in einer personalen gegenseitigen Liebe macht den Menschen fähig zur Hingabe an den anderen. Gleichzeitig wächst der Mensch durch die Beziehung in seiner Identität.[39] „Der Mensch wird am Du zum Ich“ ist ein vielzitiertes Wort von Martin Buber. Wenn dieses Wort schon von zwischenmenschlichen Beziehungen ausgesagt werden kann, um wieviel mehr, muß es dann Geltung haben für die Beziehung zu Gott? Denn Gott ist der Schöpfer und damit der Ursprung des Menschen. Je mehr jemand seinem Ursprung nahe ist, desto mehr wird er, was er selber ist. Die Begegnung mit dem Gott, der in mir wohnt, hat hier also eine eminente Bedeutung, wie Augustinus feststellt: „Wenn ich nicht in Gott bleibe, kann ich auch nicht in mir sein.“[40] In der Begegnung mit dem in ihm wohnenden Gott, wird der Mensch mehr er selbst, kann so seine gottgewollte Identität ausprägen[41] und damit auch dem Sinn seines Lebens ein Stück näher kommen. Er läßt sich von Gott formen, der in ihm lebt (vgl. Gal 2,20). Es handelt sich hier um eine Persönlichkeit, die in sich selbst und damit in Gott ruht.
a) Blick in die Zeit
Immer mehr Menschen fühlen sich großen Anforderungen ausgesetzt: die Zahl der Schüler und Schülerinnen, die das Gymnasium besuchen, wächst in unserer Gesellschaft ständig. Dabei wird zugleich die Erzielung von guten Noten seitens der Eltern gefordert. Auch wächst die Zahl der Studenten an unseren Universitäten, wobei in vielen Studiengängen ein starker Konkurrenzdruck entsteht. Der Kampf um Ausbildungs- und Arbeitsplätze bestimmt das Leben nicht nur der jungen Generation.
Immer mehr Frauen müssen[42] sich der Doppelbelastung von Beruf und Familie stellen, oft unter dem Anspruch an sich selbst, beides perfekt zu tun. Für viele erweist sich dies als große Belastung. Nicht umsonst sind Wörter wie „Mobbing“, „Streß“ und „Burn-out“ heute viel gebrauchte Wörter. Und es gab wohl in keiner Zeit so viele Herzinfarkte, Gehörstürze und ähnliche Krankheitsbilder, die durch Überlastung verursacht wurden, wie heute. Der heutige Mensch halte nicht mehr so viel aus, wie früher, heißt es,[43] und doch wachsen die Belastungen und Ansprüche an ihn, wie oben aufgezeigt. So stellt sich die Frage, woher der Mensch in unserer Zeit seine Kraft nimmt, ob er „Tankstellen“ in seinem Leben findet.
Dazu kommt, daß immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft allein leben. Ein Drittel aller deutschen Haushalte im alten Bundesgebiet sind Ein-Personenhaushalte.[44] Ungebunden sein und allein leben ist zu einer gängigen Lebensalternative geworden, ja sogar zu einem neuen Lebenswert. Dieses Alleinsein ist jedoch vielfach zu einer ungewollten Vereinsamung geworden. Dies läßt sich auch von vielen Beziehungen aussagen, deren Qualität kaum mehr den Ausdruck „Beziehung“ zuläßt. Hier herrscht oft das Gefühl von Einsamkeit und Unverstandensein. Selbst in echten und tiefen Beziehungen ist immer ein Stück weit Einsamkeit mit vorhanden, da man als Mensch nie ganz vom anderen verstanden werden kann.[45] In einer Umfrage, in der Jugendliche nach ihren Ängsten gefragt wurden, wurde häufig die Angst vor dem Alleinsein thematisiert.[46] Es ist die Angst, „ganz auf sich allein gestellt zu sein“.
b) Lebenszeugnisse
„Ich glaube, noch keine Parole[47] hat mich persönlich so berührt wie die diesjährige. In meinem Leben stehen so viele Veränderungen bevor: Studienbeginn, Ortswechsel, außerdem habe ich seit ein paar Wochen eine Freundschaft, die mich von meiner Einstellung her ziemlich herausfordert. Ich habe wirklich den Eindruck, ich bin total im Aufbruch. Und bei all dieser Unsicherheit ist es für mich ungeheuer wichtig, daß… das DU in MIR gilt.“[48]
„Seit ich Schönstatt besser kenne und im Liebesbündnis gewachsen bin, kann ich mit schwierigen familiären Situationen besser umgehen. Ich bin nicht allein – Christus ist in meinem Herzen, mit ihm bin ich stark.“[49]
„Nach einem Streßtag kann ich mich zurückziehen in mein Herzensheiligtum. Hier schöpfe ich nun wieder Kraft und Ruhe, denn Jesus Christus wohnt in mir, er ist meine Kraftquelle.“[50]
„Das Herzensheiligtum gibt mir die Möglichkeit, auch außerhalb der Kirche, wenn ich allein bin, oder auch wenn ich mit Menschen zusammen bin, meine Augen und Ohren innerlich zu schließen und mich zurückzuziehen und dem lieben Gott dort zu begegnen. Das ist mir eine wichtige Kraftquelle für meine tägliche Arbeit. Ich kann auf den anderen neu zugehen, was schwer schaut, wird ein wenig leichter, und ich kann meine Sorgen gleich abladen oder ganz schnell meinen Dank und meine Freude dorthin bringen. Ich brauch´ das alles nicht aufzuheben und mit mir zu tragen, bis ich am Abend wieder in mein Hausheiligtum komme, sondern darf es direkt abgeben. Es ist nicht einfach nur ein Gedanke, sondern eine ganz persönliche Begegnung mit Gott und der Gottesmutter in meinem Herzen.“[51]
g) Die Erfahrung, daß Gott in einem wohnt, schenkt Kraft für den Alltag
Die Einwohnung Gottes schenkt dem Menschen die Erfahrung, daß der dreifaltige Gott, der in ihm wohnt, immer bei ihm ist. Er ist zugleich Gesprächspartner und Helfer (vgl.
Mt 11,28). Kentenich wies bereits 1954 darauf hin, daß ein Grund für Vereinsamung und Selbstverschließung des Menschen, in der Tatsache liege, daß die Wahrheit der Einwohnung zu wenig berücksichtigt werde.[52]
Ein Christ ist nie wirklich allein. Dies ist eine Glaubenswahrheit, die von großer psycho-logischer Bedeutung ist. Der Mensch darf sich mit allem, was er ist, mit seinem Leben, sei-nen Sorgen und Ängsten dem überlassen, der in ihm wohnt. So können sich göttliche Kraft und menschliche Schwäche vermählen.[53] Derjenige, der sich darauf einlassen kann, wird gelassener und standfester: „Diese wunderbare Gemeinschaft mit dem in mir wohnenden Gott ist eine Gemeinschaft der Ruhe, des Friedens. Das Bewußtsein, ich bin nicht allein, Gott lebt in mir, müßte mich ganz ruhig machen, ganz vertrauensvoll, so daß wir nur noch dem Augenblick lebten: Der Geliebte, der in mir wohnt, der macht ja alles! Gott muß der Schwerpunkt meines Lebens sein.“[54]
Der Glaubende erfährt, daß er in Gott geborgen ist. Dies kann zu einer großen Kraftquelle werden, auch in Extremsituationen. Kentenich verweist auf einen Priester, der sich im Nationalsozialismus so vor der Nervenzerrüttung in der Schutzhaft bewahren konnte.[55]
Von einer Jugendlichen hörte ich vor kurzem den Satz, der von der hl. Theresa von Avila stammen soll, „Gott und ich sind immer die Mehrheit“. Dieser Satz gibt ihr die Sicherheit, daß sie im Bund mit Gott, allen Schwierigkeiten, die auf sie zukommen werden, gewachsen sein wird. Der Mensch kann sich darauf verlassen, daß Gott nicht nur mitgeht, er trägt auch mit. Ein solcher Mensch wird getragen von dem Vertrauen, daß der, der bei ihm ist, größer, klüger, mächtiger und gütiger ist als die eigene Person. Er gewinnt eine gewisse Standfestigkeit, auch in einer Welt, die säkularisiert und vom Pluralismus geprägt ist. Sein Gewissen und damit Gott, der in ihm wohnt, [56] schenkt ihm Orientierung.[57]
a) Ein Blick in die Zeit
Neue Innerlichkeit, Selbstverwirklichung, Individualismus sind wichtige Schlagwörter unserer Zeit.[58] Das „Ich“ steht stark im Mittelpunkt im Denken und Erleben vieler Menschen. In dieser Entwicklung liegt die Gefahr, daß es überhand nimmt und zum Egoismus umschlägt. Früher haben Kinder automatisch in der Großfamilie gelernt, auf andere Rücksicht zu nehmen, auf sie einzugehen und sie zu achten. Im alltäglichen Miteinander wuchsen sie in ein gutes Sozialverhalten hinein. Unsere heutige Familienform hat sich gänzlich geändert. Viele Kinder wachsen als Einzelkinder auf und erleben sich selbst als den Mittelpunkt, um den sich alles dreht. Oft bestehen erst in Kindergarten und Schule erste Einübungsmöglichkeiten ins Sozialverhalten. Aufgrund des großen Leistungsdrucks, dem Kinder und Jugendliche heute oft seitens des Elternhauses ausgesetzt sind, herrscht in den Klassen und Gruppen manchmal mehr Konkurrenzdruck als ein gutes soziales Klima.
Bei Kindern und Jugendlichen wird ein immer größer werdendes Gewalt- und Aggressionspotential festgestellt. In den Pausehöfen der Schule wird oft mehr gestritten und Gewalt ausgeübt, als daß friedlich miteinander gespielt wird.
Ich denke, daß sich hier im Sozialverhalten auswirkt, was oben bezüglich Wert und Würde des Menschen festgestellt wurde. Es gibt im Unterricht auch immer mehr verhaltensauffällige Kinder, die oft mit allen möglichen Mitteln auf sich aufmerksam zu machen versuchen. Sie wünschen, beachtet und angenommen zu werden, um zu erleben, daß sie wertvoll und liebenswert sind. Offenbar werden immer noch in vielen Familien die Kinder mit materiellen Dingen gut versorgt, wohingegen andere elterliche Pflichten stark vernachlässigt werden. Hier wirkt sicher noch verstärkend mit, daß es in unserer Gesellschaft immer mehr alleinerziehende Elternteile gibt.[59]
Wie soll ein Mensch, der sich selbst nicht als wertvoll und geliebt erlebt, anderen Menschen mit Achtung, Ehrfurcht und Liebe begegnen können?
b) Lebenszeugnisse
„Wenn uns bewußt ist, daß in jeder und jedem der liebe Gott wohnt und lebt, dann können wir nur ehrfürchtig miteinander umgehen, und es ist uns nicht egal, wie es der oder dem anderen geht. … Manchmal, wenn es mir so ganz schwerfällt, mit jemandem umzugehen, dann überlege ich: `Lieber Gott, du willst mir in diesem Menschen begegnen. Du willst dich mir offenbaren durch diesen Menschen!` Und dann finde ich immer etwas Großes an ihm.“[60]
„Jesus, du in mir, du in meinem Nächsten, in jedem Menschen, der mir begegnet. Ich verstehe meine Mitmenschen besser, bringe mehr Verständnis für sie auf, habe mehr Respekt vor jeder Eigenart.“[61]
„In der Schule habe ich eine 9. Klasse zu unterrichten, und das kann hin und wieder recht schwer werden. Ich habe diese Klasse bereits als 7. und 8. unterrichtet. Morgens, wenn ich weiß, daß ich diese Klasse wieder zu unterrichten habe und es wieder schwer wird, dann vertraue ich sie im Morgengebet ganz besonders der Gottesmutter an und sage ihr: `Sorge du dafür, daß das bei den Schülern ankommt, was Gott ihnen heute durch mich sagen will. Folgendes passierte mir dann einmal: Ich habe mich zur Tafel gedreht, um etwas anzuschreiben, und dabei kam mir der Gedanke, daß jetzt 15 Schüler hinter mir sitzen und in jedem dieser Schüler wohnt Gott, in jedem dieser Schüler kann ich Ihm begegnen. Das hat mir wieder Mut und Kraft gegeben, daß ich mir Mühe gebe und nicht einfach die Lust verliere.“[62]
„Im Rahmen der Erstkommunionvorbereitung gestalte ich Elternabende mit. Dabei wollen wir in den Elternabenden die Eltern wieder ein Stück zur Eucharistie hinführen . Bei den Elternabenden arbeiten wir normalerweise in drei Tischgruppen mit 10-12 Eltern. Dabei ist mir wichtig geworden die Eltern spüren zu lassen, daß sie von mir nicht in eine Schublade gesteckt werden, sondern daß sie mir wichtig sind und ich sie annehme, so wie sie sind. Sie sind mit ihrem Glauben gefragt, und daß ich von meinem Glauben rede, ist nicht einfach nur mein Beruf.[63] Ich versuche sie spüren zu lassen, daß sie die Erfahrungen, die ich mit Gott in meinem Herzensheiligtum gemacht habe, auch machen können, wenn sie es wollen.“[64]
g) Die Einwohnung als Hilfe zu einem richtigen Umgang mit der Menschenwürde
Wie oben schon angedeutet, ist meines Erachtens ein direkter Zusammenhang zwischen dem Selbstwertgefühl und dem Respekt vor dem Wert des anderen vorhanden: nur wer sich selbst als wertvoll erlebt, kann auch im anderen Menschen den Wert erkennen und ihm dementsprechend begegnen. Diese Würde neu zu entdecken und zum leuchten zu bringen, nennt das Apostolische Schreiben „Christifideles Laici“ die zentrale Aufgabe der Kirche heute.[65] Derjenige, der das Bewußtsein hat: „in mir wohnt Gott“, kommt nicht umhin, zu erkennen, daß Gott auch im anderen wohnt. Dieses neue Bewußtsein kann den Umgang mit anderen verändern: es entsteht eine neue Qualität des Umgangs miteinander, der versucht dem Sein des anderen gerecht zu werden. Ein solches Verhalten ist geprägt von Ehrfurcht vor der Person des anderen.[66] Die Einwohnung kann damit zur Hilfe werden zu einem Verhalten, das von christlicher Nächstenliebe geprägt ist. Die Bibelstelle: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40), bekommt unter diesem Gesichtspunkt gelesen eine ganz neue Aktualität. So wird die Nächstenliebe zu einem Gradmesser für die Gottesliebe. Die Nächstenliebe, der Dienst am Nächsten wird damit direkt zum Gottesdienst.[67]
Dieser christliche Umgang mit dem anderen ist aber nicht nur ein geschuldetes Verhalten aufgrund des Wertes des anderen. Der Mensch, der sich darauf einläßt, kann ganz viel geschenkt bekommen: im anderen Menschen begegnet ihm Gott. Jede Begegnung mit Menschen, kann so zu einer Gottesbegegnung werden und kann einen selbst bereichern.
„Hier ist eine Spiritualität grundgelegt, die von der Erfahrung menschlicher Liebe und Gebundenheit zur Gottesliebe aufsteigt und von der Gottesliebe immer wieder zum Menschen kommt. Der Mensch ist nicht `heilig`, im Maße er die Welt und die Menschen verläßt und gering achtet, sondern im Maße er liebt, ganzheitlich liebt.“[68]
Gott, der die Liebe ist (vgl. 1 Joh 4,8b), möchte durch uns Menschen andere lieben und ihnen seine Liebe zeigen. Der Mensch ist mit diesem Anspruch der Gottes- und Nächstenliebe also nicht alleine gelassen, Gott selbst ist in ihm und möchte durch ihn andere lieben. Der Heilige Geist macht ihn zum Liebhaber Gottes und des Nächsten, wie Augustinus es formuliert.[69]
Der Christ darf und muß daher mit seinem Gott neu lieben lernen, fordert Kentenich. Dabei geht es ihm um eine ganzheitliche Ausprägung der Liebe auf allen Ebenen (natürlich und übernatürlich).[70]
So hat im Herzen eines Glaubenden nicht nur Gott einen Platz, auch die anderen Menschen bekommen hier Raum. In der Spiritualität der Schönstatt-Bewegung hat sich hierfür der Ausdruck eingebürgert „füreinander Heiligtum“ zu sein. Dahinter steckt die Erfahrung: Im Herzen des anderen begegnet mir Gott, ich kann ihn hier sogar anbeten, beim anderen Menschen kann ich ausruhen und auftanken in der Nähe und Liebe Gottes wie im Heiligtum. Und gleichzeitig ist das Verhalten getragen von der Ehrfurcht vor dem Unberührbaren, dem Heiligen im anderen Menschen sowie von dem Gespür für „Schutzzonen“, die jeder Mensch auch seelisch braucht.
Unter den Glaubenden, die Gott in ihrem Herzen tragen, entsteht eine Verbindung, die zu echter Solidarität wachsen kann. Diese drängt zu Engagement und konkretem Einsatz, wenn man merkt, daß ein anderer Hilfe benötigt. Es ist die Verbindung, das Einssein im mystischen Leib Christi. (1 Kor 12,12-31)
d) Auswirkungen in Pastoral und Pädagogik
Besonders im pastoralen und pädagogischen Bereich[71] ist es wichtig, daß das Verhalten von Annahme und Wohlwollen geprägt ist. Bei einem solchen Seelsorger oder Pädagogen werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene ernst genommen in ihrer Person. Sie dürfen sich wertvoll erleben. Dies ist wohl die grundlegende Basis, damit Menschen, das Bewußtsein, daß Gott in ihnen wohnt, ausprägen können. Dies war bereits Montessori ein großes Anliegen: „Das Geheimnis der Erziehung ist, das Göttliche im Menschen zu erkennen und zu beobachten, d.h. das Göttliche im Menschen zu erkennen, zu lieben und ihm zu dienen; zu helfen und mitzuarbeiten von der Position des Geschöpfs und nicht des Schöpfers. Wir haben das göttliche Wirken zu fördern, aber nicht uns an seine Stelle zu setzen.“[72] Die Aufgabe für Pädagogen und Seelsorger liegt hier in der „Mitarbeit mit der Gnade Gottes“.[73] So wird Erziehung zum Dienst an der „Ausprägung der Gottebenbildlicheit des Menschen“, was nach Kentenich primäre Aufgabe christlicher Erziehung sein sollte.[74]
So sollte eine solche Erziehung und Seelsorge darauf ausgerichtet sein, das Positive im anderen Menschen zu suchen und es zu fördern: Immer wieder an den Stärken des anderen anzuknüpfen und ihm so zu helfen, diese auszuprägen und selbst schätzen zu lernen.
Wenn die Realität, daß Gott in diesem Christen wohnt, wirklich ernst genommen wird, so kann wirklich eine dialogische Erziehung/ Seelsorge stattfinden. Der Pädagoge kann von den anderen lernen und auf manches aufmerksam gemacht werden.
Wer die Realität der Einwohnung wirklich ernst nimmt, dem schenkt dieses Wissen Gelassenheit und Geduld. Der Pädagoge braucht nicht mutlos und ungeduldig zu werden über die oft nicht akzeptablen Verhaltensweisen der Kinder und Jugendlichen. Er weiß ja, daß Gott in ihnen anwesend ist und in ihnen überallhin mitgeht. Er kann auf die göttliche Wirklichkeit im anderen vertrauen und kann daher loslassen, wo es nötig und pädagogisch sinnvoll scheint.
So kann das Wohnen Gottes im Menschen eine große Hilfe sein in Pastoral und Erziehung, sowohl für Seelsorger und Pädagogen selbst, wie auch für die Erziehung von freien, starken Persönlichkeiten.
a) Ein Blick in die Zeit
Die Ehe scheint heute in der Krise zu sein. Die Zahl der Scheidungen steigt kontinuierlich an. Auch die Anzahl der „Single-Haushalte“ ist so groß, wie nie zuvor.[76] Der heutige Mensch wird oft als „nicht mehr bindungsfähig“ bezeichnet.
Zugleich ist für viele junge Leute eine lebenslange Ehe doch ein erstrebenswerter Wert. So gaben in der IBM-Studie ´95 75% der Befragten an, daß sie später heiraten möchten.[77]
Gleichzeitig entwickelt sich bei vielen die Angst, daß die Partnerschaft zerbrechen könnte. Immer wieder kommt die Frage auf, ob man sich an einen Menschen überhaupt lebenslang binden könne. Angebote, die diese Angst und Fragen ernst nehmen und Hilfen zur Partnerschaftsgestaltung anbieten, gibt es nach wie vor nur in ganz geringem Maße (auch im kirchlichen Bereich).[78]
b) Lebenszeugnisse
„Mir ging nach und nach auf, daß dieses Motto[79] immer konkretere, persönlichere Züge annahm und mich selbst in meinem Tiefsten, Innersten berührte, ansprach und forderte. Das `Du`, das mich zu dieser Zeit besonders beschäftigte, war mein Freund und die Frage, wie es mit unserer langjährigen Beziehung weitergehen sollte. Ich erzählte ihm vom Herzensheiligtum und davon, daß Gott und die Gottesmutter in jedem Menschen gegenwärtig sind. Diese Gedanken waren am Anfang recht neu und ungewöhnlich für ihn. Gleichzeitig spürte ich, daß er davon irgendwie auch fasziniert und angetan war. Wir redeten viel darüber, was es für den Umgang miteinander bedeutet, wenn man im anderen Gott und `ein Stück Himmel` sieht – und dadurch hat sich in unserer Beziehung so nach und nach einiges verändert. So wie ich am Anfang erst wieder ganz neu entdeckt habe, wie wertvoll ich bin, weil ich doch Gott in mir trage und als `lebendiges Heiligtum` durch die Welt gehe, so habe ich auch meinen Freund plötzlich mit ganz neuen Augen gesehen und ihn viel ehrfürchtiger und behutsamer behandelt. Auch der Austausch von Zärtlichkeiten bekam eine ganz andere Dimension und einen neuen Aspekt, weil wir dadurch ganz leibhaftig etwas von Gottes Liebe und Zärtlichkeit erfahren und dem anderen schenken durften. Uns ist immer tiefer aufgegangen, daß die Partner füreinander wirklich ein Transparent Gottes sind und sein sollen, und daß dieses `Du in mir` eine Beziehung unheimlich beglückt und bereichert. Natürlich haben wir auch die große Spannung erlebt, die sich wohl zwangsläufig ergibt, wenn man sich eine solche Haltung erobert hat und im Alltag darum ringt, sie auch ganz konkret zu leben. Es war nicht immer leicht, mit der Enttäuschung umzugehen, wenn man beim Austragen von Konflikten und Meinungsverschiedenheiten total vergessen hatte, im anderen den lieben Gott zu sehen… Aber insgesamt haben wir schon gemerkt, daß sich unsere Grundeinstellung dem Partner gegenüber gewandelt hat und daß der Gedanke vom `Du in mir` bewirkt hat, daß wir immer öfter staunend vor der Größe des anderen stehen und ihn immer dankbarer als Geschenk Gottes betrachten und behandeln. In uns ist allmählich eine ganz tiefe innere Verbundenheit gewachsen, und wir haben immer deutlicher gespürt, daß wir füreinander gedacht sind und für immer zusammen bleiben wollen.“[80]
g) Die Einwohnung als Hilfe zur Gestaltung einer partnerschaftlichen Ehe
Vieles was sich oben über die Qualität menschlicher Begegnung aus dem Herzensheiligtum sagen ließ, trifft auch die menschliche Liebesbeziehung. Kentenich war es ein großes Anliegen die eheliche Liebe zwischen Mann und Frau als einen Weg zur Heiligkeit hervorzuheben[81] und eine spezifisch „eheliche Frömmigkeit“ herauszuarbeiten.[82] „Die eheliche Liebe ist eine möglichst tiefe, dauernde Liebes- und Lebensgemeinschaft, vor allem eine Liebesgemeinschaft.“[83] Sie hat den Sinn, daß beide Partner sich gegenseitig ergänzen, in selbstlos-opfernder Liebe eins werden und ihr gegenseitiges Einssein in Christus, in Gott erleben.[84] Die Erneuerung des katholischen Ehe- und Familienlebens ist seiner Meinung die größte Aufgabe der Kirche der Zukunft und sie ist Grundvoraussetzung des neuen Menschen in Christus.[85] Das Wohnen Gottes im Menschen scheint mir hier ein wertvoller Ansatzpunkt zu sein.[86]
Beide Partner erleben das Wohnen Gottes im Menschen je in ihrer Art ganz persönlich, und beide erleben es auch beim Partner. Was daraus folgt, ist eine unüberbietbare Ehrfurcht voreinander, ein gleichsam anbetendes Staunen angesichts der Gegenwart Gottes im geliebten Du. Die Partner versuchen einander mit den Augen Gottes anzuschauen, d. h. sie schätzen einander trotz ihrer Fehler und Schwächen. Die Qualität der menschlichen Begegnung der Partner gewinnt so eine ganz neue Dimension. Sie übersteigt das rein Menschliche und ragt ins Göttliche hinein. Die Begegnung zweier Menschen wird so immer wieder zur Gottesbegegnung, die gegenseitige Liebe zum Ausdruck der Gottesliebe. Im konkreten Alltag muß sich das in vielen Zeichen äußern. So pflegen z.B. viele Schönstatt-Familien besonders das Gespräch in ihrer Ehe, d.h. sie nehmen sich bewußt Zeit füreinander, zeigen sich ihr gegenseitiges Interesse aneinander, und legen Wert darauf, den anderen immer besser zu verstehen. So entsteht mit der Zeit eine Kultur seelischer Verbundenheit. Der eine Partner ist immer mehr im anderen zuhause und damit letztlich beheimatet im Herzen Gottes. Diese Heimat im anderen ist endgültig und unauflösbar. Hier wird die Unauflöslichkeit der Ehe nicht mehr zur lästigen Pflicht[87], sondern die Ehe wird zum Ort der Geborgenheit. Dies ist aber nur möglich, wo der Partner zum Transparent für Gott wird. Die Ehepartner werden füreinander und für ihre Kinder zu einer dauernden lebendigen Botschaft von Gott, der durch sie sagt: „Ich liebe dich – endgültig, unwiderruflich.“[88] Diese Liebe Gottes wird hier nun leibhaftig spürbar und erfahrbar.
Wo ein Mensch hinter dem anderen Gott sieht, kann er sich im öffnen und sich ihm ganz und vorbehaltlos schenken.[89] [90] In der leib-seelischen Vereinigung von Mann und Frau wird dies erfahrbar. „Kentenich sieht die eheliche Vereinigung von Mann und Frau in dem Maße als Akt der Vollkommenheit, als er Ausdruck einer tiefen seelischen Verbundenheit miteinander und mit Gott ist.“[91]
„Auch die Vermählung mit dem anderen Geschlecht soll immer nur Ausdruck und Mittel sein, um die Brautschaft mit Christus in entsprechender Weise zu vertiefen.“[92] So wird die eheliche Liebe und der eheliche Akt zu einem Weg zu Gott.
Durch das Ehesakrament wird die Familie zu einem „lebendigen Heiligtum“, zu einer „Hauskirche“ (vgl. LG 11). Diese hat nach Brantzen ihren theologischen Ort in der heiligen Familie von Nazaret.[93] Kinder können hier ganzheitlich in die Lebensgemeinschaft mit Gott hineinwachsen. Nach Kentenich wird die „Hauskirche“ in Zukunft eine wichtige Bedeutung für die Kirche haben.[94] Das schönstättische Hausheiligtum hat die Funktion die Familienmitglieder immer wieder daran zu erinnern, daß Gott in ihrer Mitte wohnt.[95]
[1] Vgl. A. Stosiek: Menschenwürde ohne Gott? In: Regnum 3/1994, 108-116, hier: 108.
[2] Vgl. z.B. die Frage um die Abtreibung menschlichen Lebens oder auch die aktuelle Diskussion um die Klonierung von Menschen und Tieren.
[3] Stosiek: Menschenwürde ohne Gott? 108.
[4] Vgl. Stosiek: Schönstätter leben intensiver. In: Oktoberwoche 1995, 175-197, hier: 185,187.
[5] Diese Tendenz dürfte fatale Folgen haben, wenn die Krise des Arbeitsmarktes und der ganzen Wirtschaft in Deutschland noch weiter zu nimmt, wovon momentan aber wohl realistischerweise ausgegangen werden muß.
[6] Vgl. G. Schulze: Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart. Frankfurt, New York, 19933.
[7] Vgl. U. Beck: Risikogesellschaft auf dem Weg in eine andere Moderne. Suhrkamp. Frankfurt, 199511.
[8] H. Kiess: Frausein ist mehr. In: Sing mit. Liedsammlung der Schönstatt-Mädchenjugend, 440.
[9] Zit. nach: Neues Ufer. Werkheft der Schönstatt-Mädchenjugend Deutschlands. Heft 2/1995, 14.
[10] H. Kiess: Du in mir – Aufbruch ins neue Land. Zit. nach: Neues Ufer. 4/1995, 3.
[11] Begegnung. Schönstatt-Zeitschrift für Frauen & Mütter. Heft 4/ 1996, 102.
[12] Wolf: Ihm heilig sein. In: Oktoberwoche 1995, 160-174, hier: 164.
[13] Vgl.: „Alles, was uns durch die Gotteskindschaft und Christusgliedschaft geschenkt ist- hören Sie sehr gut! -, bedeutet ja eine Standeserhöhung. Und gerade heute, wo alles so plebejisch eingestellt ist,…, von welcher Bedeutung ist es da, daß wir eine Standeserhöhung erleben und deswegen mit der Zeit – ich meine, ich dürfte jetzt sagen – ein göttliches Lebensgefühl bekommen. Das überwindet alle Minderwertigkeitskomplexe . … Es will auch angewandt werden auf Minderwertigkeitsgefühle, wenn etwa ein Schatten auf meinem Stammbaum liegt oder wenn ein Schatten auf meinem persönlichen Leben liegt. Das alles ist nicht schlimm; ich bin ja in einen neuen Stand erhoben worden. Eine Standeserhöhung – das ist das Wesentliche.“ Kentenich: Rom-Vorträge. Vortrag v. 30.11.1965. Zit. nach: Christus mein Leben, 83.
[14] „Wir sind also insgesamt in den Adelsstand der Kirche erhoben worden. Stellen wir uns einmal vor, wir stammen aus einsamer, armseliger Hütte, jetzt aber werden wir geadelt. Was ist das für ein neues Lebensgefühl!“ Kentenich: Rom- Vorträge II. Vortrag v. 01.12.1965. Zit. nach Texte über das Herzensheiligtum, 85.
[15] Vgl. Barz: Postmoderne Religion, 56.
[16] Lorenz: Die Werte sind im Kommen, 36.
[17] Vgl. ebd., 182.
[18] „Bei guter Techno-Musik fühle ich mich geborgen“, sagte vor kurzem der deutsche Schauspieler Alexander Radzun in einem Interview mit der Frauenzeitschrift Brigitte. In: Brigitte. Das Magazin für Frauen. Heft 26/96, 72.
[19] Vgl. Lorenz: Die Werte sind im Kommen 138.
[20] Es gab wohl noch nie so viele Flüchtlinge und Migranten wie heute. Und auch in unserer Gesellschaft ist Mobilität ein hoch geschätzter Wert. Als eine negative Folge davon, sehe ich, daß der Mensch in seiner Umgebung nur mehr schwer Heimat findet.
[21] Strophe 1 siehe V 1ab.
[22] H. Kiess: Du in mir – Aufbruch ins neue Land. Zit. nach Neues Ufer. 4/1995, 3.
[23] Zit. nach: Begegnung. Heft 3/1996, 87.
[24] Vgl. II 3b.
[25] Congar: Der Heilige Geist, 92.
[26] Katholischer Erwachsenen-Katechismus. Bd. I, 249.
[27] Zit. nach: G. Popp: Gott in mir. Wege zu mehr Geborgenheit. Regensburg: Pustet, 1993, 11.
[28] Vgl. E.J. Bauer: Von der Wissenschaft zur Wahrheit. In: Gordan (Hg.): Der Christ der Zukunft: ein Mystiker. Die Vorlesungen der Salzburger Hochschulwochen 1991. Graz u.a.: Styria, 1992, 44.
[29] T. Beller: „…die Erfahrung, daß Gott uns mag!“ Vortrag an den Führungskreis der Schönstatt-Mädchenjugend am 16.08.1994. Zit nach: Neues Ufer. Heft 3/1995, 7.
[30] Vgl. Mt 22,39: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Hier ist die Selbstliebe zum Verständnis des Gebotes,wie zu seiner Befolgung vorausgesetzt.
[31] „Nicht nur unsere Seele, nein, auch der Leib ist eine Dreifaltigkeitskirche. Der Leib ist also der Dreifaltigkeit geweiht. Und wenn er ihr geweiht ist, dann haben wir unseren Leib auch zu behandeln wie eine Kirche“. Kentenich: Ansprache an den Führungskreis der Schönstatt-Mädchenjugend am 17.08.1968. In: Es geht dich an. Vorträge für die Schönstatt-Mädchenjugend. Bd. II. Als Manuskript hg. v. Sekretariat der Schönstatt-Mädchenjugend. o.J., 244-251, hier: 250.
[32] Vgl. Penners: Leiblichkeit. In: Schönstatt-Lexikon, 218f. [online] Siehe auch Pkt. V 4 dieser Arbeit.
[33] Vgl. Kursprogramm der VHS Eichstätt Januar – Juli 1997:
„Frauen auf Erfolgskurs“ – Personality-Training für Frauen, 12.
„Mann hat es…“ Personality-Training für Herren, 12
Farb- und Stilberatung,49.
[34] King: Neues Bewußtsein, 145.
[35] H.-B. Gerl-Falkovitz: Maria und die Situation des Glaubens in Deutschland. In: Oktoberwoche 1989, 8294, hier: 84.
[36] Vgl. G. Pollak: Charakterisierung des Umbruchs – zwischen altem und neuem Ufer, in: P. Wolf, M. Faatz (Hg.), 25 Jahre JKI. Aus der Arbeit des Josef Kentenich Instituts, 1995, 113-127, i. bes. 115.
[37] Zit. nach: Oktoberwoche 1996, 16.
[38] Vgl. Ganoczy: Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, 355.
[39] Vgl. Kentenich: „…daß wahre Gemeinschaft …zwischen dem personalen Ich und dem personalen Du nur möglich ist, wo das personale Ich seine volle Eigenart entfaltet und selbstlos zum Du hinüberbringt, und daß die weitgeöffnete und verschwenderisch sich auswirkende Hingabe an das Du die Eigenständigkeit der Persönlichkeit erst zur vollen Entfaltung und zur Vollreife bringt.“ Kentenich: Maria, Mutter und Erziehern, 340.
[40] Augustinus, Confessiones, 7, 11, 17. Zit nach: Kentenich: Maria, Mutter und Erzieherin, 346.
[41] Vgl. hierzu auch die kentenichsche Lehre vom Persönlichen Ideal. Dargestellt bei: Erika Frömbgen: Persönliches Ideal. In: Schönstatt-Lexikon, 306-310. [online]
[42] Die Frage, ob dies durch finanzielle Gründe, durch Gründe der Selbstverwirklichung oder durch sonstige Gründe bedingt ist, spielt hier keine Rolle.
[43] Vgl. Stosiek: Schönstätter leben intensiver. In: Oktoberwoche 1995, 175-197, hier: 193.
[44] 1990 waren es im Westen 34,95% aller Haushalte, davon sind 75% der Ledigen unter 45 Jahre alt. Mittlerweile dürften es wohl eher noch mehr geworden sein. Vgl. Vester: Soziologie der Postmoderne, München: Quintessenz, 1993, 139.
[45] Vgl. B. Louis, Vorlesung Sozialpsychologie an der Katholischen Universität Eichstätt, SS 1997, Vorlesung v. 15.04.1997.
[46] Barz: Postmoderne Religion, 53.
[47] Die Jahresarbeit der Schönstatt-Mädchenjugend stand 1995 unter dem Leitwort: „Du in mir – Aufbruch ins neue Land“.
[48] Zit. nach: Neues Ufer. Heft 2/1995, 12.
[49] Aus einem Brief der Diözesanverantwortlichen der verheirateten Frauen und Mütter der Schönstatt-Bewegung in der Diözese Eichstätt, Frau Brigitta Schötz, in dem sie mir Aussprüche von Frauen zur Jahresarbeit 1996 zur Verfügung stellte.
[50] ebd.
[51] Zit. nach: Neues Ufer. Heft 2/1995, 16.
[52] Kentenich: Maria, Mutter und Erzieherin, 395.
[53] Vgl.: „Der echte Christ bejaht seine Grenzen…., sein Kleinsein, wirft sich aber vertrauensvoll in die Arme des Vaters und wird so Herr über all seine Sorgen, während der moderne Heide, der diese Zusammenhänge nicht kennt, sich in sich selbst verkrampft und am Leben früher oder später zerbricht.“ Kentenich: Texte zum Vorsehungsglauben, 74.
[54] J. Kentenich: Mein Herz – dein Heiligtum, 27.
[55] J. Kentenich: Der erlöste Mensch.1936. Zit. nach: Texte über das Herzensheiligtum, 43.
Auch wenn die hier zitierte Aussage früher war, so kann doch Kentenich selbst hier als Beleg für diese Aussage angeführt werden: Er selbst überstand so im Herbst 1941 eine vierwöchige Dunkelhaft unbeschadet. Vgl. E. Monnerjahn: Häftling 29392, Der Gründer des Schönstattwerkes als Gefangener der Gestapo 1941-1945. Vallendar-Schönstatt: Patris, 19844, 75-78.
Vgl. auch die Aussage Kentenichs in einem Brief vom 01.01.1942 aus dem Gefängnis Koblenz: „Man sagt mir, von den 85 Geistlichen, die in den letzten Jahren hier durchgegangen, wären 99% innerlich verbittert, gelähmt, zerbrochen. … Gestern fragte mich ein Herr, …, ob ich denn nicht auch bisweilen schwere Stunden hätte. Ehrlich konnte ich ihm antworten: Nicht nur keine schweren Stunden, nein, auch nicht einmal eine schwere Sekunde, – auch nicht bei Gelgenheit der Kellerhaft mit ihrer außergewöhnlichen Zermürbungsmaschine.“ Zit. nach: Karmelbriefe, 17f.
[56] Vgl. die Definition des II. Vatikanischen Konzils für das Gewissen in GS 16 : „Das Gewissen ist die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist.“
[57] Vgl. die Auswirkungen im alltäglichen Leben unter V 4.
[58] Vgl. V 1c.
[59] Im Jahr 1990 gab es bereits 1.823.000 alleinerziehende Mütter und Väter in der BRD, d.h. fast 10% der Familien haben nur ein Elternteil. Vgl. Vester: Soziologie der Postmoderne, 141.
[60] Zit. nach Neues Ufer. Heft 2/1995, 7.
[61] Aus einem Brief der Diözesanverantwortlichen der verheirateten Frauen und Mütter der Schönstatt-Bewegung in der Diözese Eichstätt, Brigitta Schötz, in dem sie mir Aussprüche von Frauen zur Jahresarbeit 1996 zur Verfügung stellte.
[62] Zit. nach Neues Ufer. Heft 2/1995, 14. 16.
[63] Das vorliegende Zeugnis ist von einer Gemeindereferentin geschrieben.
[64] Zit. nach Neues Ufer. Heft 2/1995, 16.
[65] „Die unverletzliche Würde eines jeden Menschen neu zu entdecken und entdecken zu lassen, ist eine wesentliche Aufgabe, ja, in jenem gewissen Sinn die zentrale und alle anderen einschließende Aufgabe im Kontext des Dienstes an der Menschheitsfamilie, zu dem die Kirche und ihre Laien berufen sind. …
Die Leuchtkraft der Würde des Menschen kommt von ihrem Ursprung und von ihrer Zielbestimmung her voll zum Ausdruck: Von Gott nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen, vom kostbaren Blut Christi erlöst, ist der Mensch berufen, `Kind Gottes im Sohn`und lebendiger Tempel des Heiligen Geistes zu sein.“
P. Johannes Paul II.: Apostolisches Schreiben „Christifideles Laici“. Über die Berufung und Sendung der Laien in Kirche und Welt. Hg.v. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz. 4. korr. Auflage, 1991, 57.
[66] Vgl dazu Kentenich: „Wir werden die Ehrfurcht vor der Persönlichkeit niemals vertieft, wertgesättigt in uns aufnehmen und leben, wenn nicht die ganze jenseitige Welt in ihrer Immanenz – nicht nur in der Transzendenz – lebendig wird.“ in: Rom-Vorträge I. Vortrag v. 02.11.1965. Zit. nach: Texte über das Herzensheiligtum, 62.
[67] Womit nicht gesagt werden soll, daß dies die einzige Form des Gottesdienstes sei, die nicht durch andere Formen ergänzt werden müsse.
[68] King: Liebe. In: Schönstatt-Lexikon, 223-229, hier: 227. [online]
[69] Vgl. Augustinus: Gnade ist die Liebe und Nähe des dreieinigen Gottes. In: Müller: Gnadenlehre. Bd.I. 178.
[70] Vgl. Kentenich: Rom-Vorträge. Vortrag vom 02.11.1965. In: Texte über das Herzensheiligtum, 64.
[71] Das hier ausgesagt gilt im Besonderen auch für die Erziehung in der Familie. So gilt das im Folgenden für Seelsorger und Pädagogen ausgesagte ebenso für Eltern.
[72] Montessori, in: H.K. Berg: Montessori für Religionspädagogen, Stuttgart 1994, 70. Zit. nach: H.-M. Bondong: Christus im Kind. Religiöse Aspekte in der Pädagogik Maria Montessoris. In: Regnum 4/1995, 154-163, hier: 155.
[73] ebd., 160.
[74] Vgl. Penners: Eine Pädagogik des Katholischen, 306.
[75] Hier wäre es meiner Ansicht nach auch sehr reizvoll den Aspekt der Einwohnung als Hilfe zum jungfräulichen Leben zu betrachten. Leider stand mir dafür kaum Material zur Verfügung und kann daher nicht als eigener Punkt behandelt werden. Aber ich glaube, daß das Herzensheiligtum auch eine große Chance ist, um die einzigartig-exklusive Beziehung zu Gott, die in der Jungfräulichkeit gegeben ist als Lebensform zu gestalten. Schließlich ist in der Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen (vgl. Mt 19,12) die „engste personale Verbindung zu Christus“ (Birkenmaier, Jungfräulichkeit, in: SST-Lex 190 [online]) gegeben.
[76] Vgl. Anm. 268.
[77] Vgl. Lorenz: Die Werte sind im Kommen. 188.
[78] So fand ich im Programm der VHS Eichstätt lediglich einen Kurs zum Thema „Streiten will gelernt sein“ (VHS-Programm Januar-Juli 1997, 11).
Im Programm des Kath. Bildungswerk des Landkreises Eichstätt werden außer einem eintägigen Ehevorbereitungskurs auch keine Angebote zu diesem Thema gemacht.
[79] Du in mir – Aufbruch ins neue Land. Jahresmotto der Schönstatt-Mädchenjugend 1995.
[80] Zit. nach Neues Ufer. Heft 3/1995, 8f.
[81] Bereits im NT wird die Ehe als Lebensform „im Herrn“ bezeichnet (1 Kor 7,39) und wird damit als Heilsweg ausgewiesen. Vgl. Eph 5,21-33.
[82] Vgl. Kentenich: „Eheliche Spiritualität“, In: Regnum, Heft 4/1994, 145-151, hier 149.
[83] J. Kentenich: Am Montagabend: Mit Familien im Gespräch, Bd. 20, 99. Zit. nach: Brantzen. Ehe. In: Schönstatt-Lexikon, 63.
Beachtenswert finde ich, daß Kentenich dies bereits 1933 ebenfalls betont, also in einer Zeit, in der die Moraltheologie noch eine ganz andere Wertung der Ehezwecke kannte (primär Nachkommenschaft). Vgl. J.Kentenich: Ehenot und Eheideal. Gestalt und Gestaltung der katholischen Ehe heute. In. Regnum, Heft 4/1968, 166-174, hier Vorbemerkung, 166.
[84] Vgl. Kentenich: Vortrag für Ehepaare in Milwaukee, USA, am 27.03.1961. In: Christus, mein Leben, 82.
[85] Vgl. Gerwing: Familie als Leitbild. In: SST-Lex, 78-80. [online]
[86] Bereits 1975 stellte B. Schneider in Anlehnung an F. Böckle fest:
„Wenn uns im Bruder, im Freund oder im Gatten nicht Gott begegnet, wenn in der Liebe kein Atem aus der Unendlichkeit herweht, wenn ich den Geliebten nicht mit einer Liebe lieben kann, die von viel weiter herkommt als mein endliches Liebesvermögen, dann `wird es sich nicht verlohnen, das Abenteuer zu bestehen, denn es wird den Menschen weder seines Kerkers noch seiner Einsamkeit entledigen`.“
B. Schneider: Fragen zur personalen Geschlechtlichkeit. In: Regnum, Heft 3/1975, 125-136, hier 127.
[87] Kochs Feststellung unterstützt diese These: „Eine unauflösliche Ehe ist als Geschenk und Forderung nur im Glauben zu verwirklichen.“ G. Koch: Ehesakrament. In: Beinert (Hg.): Lexikon der katholischen Dogmatik, 100-104, hier 104.
[88] „In der unwiderruflichen Liebe der E.(Ehe)-Gatten wird die durch Christus vermittelte endgültige Liebe Gottes zu den Menschen sichtbar und wirksam (vgl. DS 1799).“ G. Langemeyer: Ehe und Familie. In: W. Beinert (Hg): Lexikon der katholischen Dogmatik, 104f., hier: 104.
Dieser Gedanke ist meiner Ansicht nach sehr wertvoll für die Begründung der Unauflöslichkeit der katholischen Ehe.
[89] Geschieht dies in einer „rein menschlichen“ Beziehung entsteht Abhängigkeit und Unfreiheit.
[90] Vgl. Kentenich: „ Ich als Mann, was verehre ich in meiner Frau? Das ist Christus. Und ich als Frau, was verehre ich im Manne? Das ist wiederum Christus. Nicht wahr, wenn wir uns alle als Abbilder der Christusgestalt sehen, was ist das ein wundersam tiefes, ehrfürchtiges, liebendes Hingegebensein.“ Vortrag für Ehepaare in Milwaukee, USA, am 20.03.1961. Zit. nach: Christus, mein Leben, 140.
[91] Brantzen: Ehe. In. SST-Lex, 62-65, hier: 63. [online]
[92] J. Kentenich: Rom-Vorträge II, Vortrag vom 01.12.1965. Zit. nach: Texte über das Herzensheiligtum, 84.
[93] Vgl. Brantzen. Ehe. In: SST-Lex, 64. [online]
[94] Vgl. ebd.
[95] Vgl. J. Kentenich: Ansprache nach einer Familienweihe, 02.10.1966, in: Texte über das Herzensheiligtum, 116.