Konzil, Zweites Vatikanisches

Konzil, Zweites Vatikanisches

Joachim Schmiedl

Vor, während und nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil beschäftigte sich P. Kentenich ausführlich mit der Bedeutung dieser großen Kirchenversammlung (1962-1965). Die Hoffnung auf eine tief greifende Erneuerung der Kirche begleiteten seine Aussagen dazu. Die Konzilsdebatten verfolgte Kentenich von seinem Exilsort Milwaukee aus mit kritischer Wachsamkeit. Positiv vermerkte er, dass die liturgische und biblische Orientierung stärker zum Zug gekommen sei. Er konstatierte aber gleichzeitig eine Hilflosigkeit gegenüber psychologisch-pädagogischen Grundfragen. Die Möglichkeit, dass verschiedene Strömungen sich frei artikulieren konnten, war für ihn ein Zeichen der Dialog- und Erneuerungsfähigkeit der Kirche. Eine der Hauptaufgaben des Konzils lag für Kentenich im Wandel des Kirchenbildes und in der Auseinandersetzung mit der Welt: „Das Kernstück [des Konzils] liegt darin, dass die Kirche weit geöffnet wird und dass die Kirche den Mut hat, gestützt auf den Heiligen Geist, sich auseinanderzusetzen mit allem Modernen und all das Edle, Wertvolle, das die moderne Zeit, die moderne Entwicklung gebracht, in ihren Schoß aufzunehmen, zu taufen und zu verarbeiten.“ (AGl 14,175) Bei aller positiven Zustimmung und Übereinstimmung mit den Zielen Schönstatts betrachtete P. Kentenich die Arbeit des Konzils zum Verhältnis Kirche-Welt erst als einen Beginn. Er kommentierte z.B. in Predigtzyklen die Liturgiekonstitution, das Kirchenschema und die Mariologie des Konzils.

In der Endphase des Konzils, die P. Kentenich in Rom verbringen durfte, akzentuierte er besonders das Kirchenbild von „Lumen gentium“ und sah darin die große Aufgabe der nachkonziliaren Erneuerung, wohl wissend, dass manche Kreise ein altes statisches Kirchenbild retten wollten. Paul VI. versprach er die Mithilfe der Schönstatt-Bewegung bei der Verwirklichung der nachkonziliaren Sendung. In vielen Vorträgen bereitete Kentenich die Schönstatt-Bewegung auf eine zustimmende Rezeption des Konzils vor. Er sprach davon, dass Schönstatt viele Anliegen des Konzils bereits vorweggenommen habe. Gleichzeitig gehe es auch um eine notwendige „Anpassung an das Konzil“. Für die Zielsetzungen der Bewegung könne man neu formuliert sagen: „Sendung des Zweiten Vatikanischen Konzils“. Die nachkonziliaren Turbulenzen deutete Kentenich als „Neugeburt mit Geburtswehen“, die in einer ersten Phase zunächst zerstörend wirke und erst später einem konstruktiven Wachstum Platz mache.

Ein wichtiges Zeichen für Kentenich war es, dass seine Rückkehr aus der kirchlichen Verbannung mit dem Ende des Konzils zusammenfiel. Kardinal >>Bea kommentierte die Rehabilitierung des Gründers mit den Worten, ohne das Konzil wäre Schönstatt von der Kirche nicht recht verstanden worden.


Literatur:

  • J. Kentenich, Aus dem Glauben leben. Predigten in Milwaukee, bisher 17 Bände, Vallendar-Schönstatt 1969 ff. 13 17
  • Propheta locutus est. Vorträge und Ansprachen von Pater J. Kentenich aus seinen drei letzten Lebensjahren I-IX

Schönstatt-Lexikon:

Herausgeber: Internationales Josef-Kentenich-Institut für Forschung und Lehre e.V. (IKF)

Verlag: Patris-Verlag, Vallendar-Schönstatt – All rights by Patris-Verlag – www.patris-verlag.de

Online-Präsentation: Josef-Kentenich-Institut e.V. (JKI) – www.j-k-i.de

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