Die Pädagogik der Bindung (Bindungspädagogik) stellt einen wichtigen Grundpfeiler des pädagogischen Systems Kentenichs dar. Im letzten Kapitel wurde beschrieben, wie „seelische Bindungen, vor allem personaler Art“[223], eine entscheidende heilende Funktion in seinem jungen Erwachsenenleben hatten. Auch deshalb richtete er in seiner pädagogischen und seelsorgerlichen Tätigkeit seine Aufmerksamkeit auf die Bindungsthematik. In seinem Umfeld beobachtete er „das alarmierende Anwachsen seelischer Krankheiten aufgrund fehlender Bindungen, vor allem in der frühen Kindheit“[224]. In den gesellschaftlichen Umwandlungsprozessen seiner Zeit sah er die Ursache für die wachsende emotionale „Entwurzelung“ des Menschen, dem es nicht mehr gelingt,
„dauerhafte Beziehungen einzugehen. Anfang der dreißiger Jahre hatte diese Diagnose der seelischen Situation […] bei ihm einen Grad reflexiver Sicherheit erreicht, dass er erstmals die Grundlinien einer zeitgemäßen Bindungspädagogik [unter Berücksichtigung psychologischer und philosophisch-theologischer Erkenntnisse] entwickeln konnte.“[225]
In dieser Arbeit kann nicht die ganze Komplexität des bindungspädagogischen Ansatzes Kentenichs behandelt werden. Es werden nur einige wichtige Aspekte kurz dargestellt. Diese stützen sich „auf zwei grundlegende Aussagen“, auf welche sich das ganze System der Bindungspädagogik Kentenichs (nach Günther Boll) zusammenfassen lässt:
„Zum einen liegt ihm die Einsicht zugrunde, dass der Mensch ohne verlässliche, liebevolle Beziehungen verkümmert. Seelische Bindungen stellen die unverzichtbare Basis für eine gesunde Entfaltung des Menschen dar. Zum anderen ist Pater Kentenich der Überzeugung, dass die natürlichen Bindungen den Boden für die Entfaltung der übernatürlichen Bindungen bereiten. Sie bilden somit deren Fundament.“[226]
Bevor die Prinzipien der seelischen Beheimatung nach Kentenich anhand seiner Bindungspädagogik näher erläutert werden, stellt sich zunächst die Frage: Was versteht Kentenich unter dem Begriff „Bindung“?
Paul Vautier, der verschiedene Texte von J. Kentenich zum Thema „Bindung“ analysierte, betont, dass bei ihm grundsätzlich zwischen zwei Begriffskategorien, die er im Zusammenhang mit dem Wort „Bindung“ verwendet, unterschieden werden muss.
Der erste Ausdruck bezeichnet Bindung als moralische oder rechtliche Verpflichtung. Wie bereits im Punkt 3.2 erwähnt, geht es Kentenich in seinem pädagogischen Anliegen um die Erziehung einer selbständigen Persönlichkeit, die aus innerer Freiheit heraus ihr Leben verantwortungsvoll gestalten kann. Er möchte „einen Menschentyp erziehen helfen, der wegen seiner starken Ausrichtung auf hohe Ideale mit einem Minimum an pflichtmäßigen Bindungen auskommt, diese als notwendige Sicherung menschlichen Gemeinschaftslebens aber mit innerer Freiheit bejahen und mit Sinn erfüllen kann“[227]. Sein Prinzip, das ein solches Bindungsverständnis vor Augen hat, lautet daher: „Bindung soweit als notwendig, Freiheit und Geistespflege soweit als möglich.“[228]
In seiner Bindungspädagogik verwendet Kentenich den Begriff „Bindung“ jedoch meistens in einem anderen Sinn, der zugleich als Grundlage für die seelische Beheimatung des Menschen aufgefasst werden kann.[229] Auch wenn bei Kentenich eine klare Definition dieses Begriffs fehlt, lässt sich zusammenfassend festhalten: „Bindung“ ist nach ihm ein positiv besetzter Ausdruck für affektiv betonte „Beziehungen, die den Menschen mit Personen, Dingen, Orten und Ideen [Werten] verknüpfen“[230]. Sie gehören zu den grundlegenden psychologischen Anlagen des Menschen und tragen wesentlich zu einer gesunden psychischen und sozialen Entwicklung bei.[231] Sie zeichnen sich durch langsames Wachstum und emotionale Verwurzelung aus, und sind deshalb meistens auf Dauerhaftigkeit angelegt.[232] Bindung ist in diesem Zusammenhang als psychologischer (seelischer) Vorgang zu verstehen.
Vautier stellt aufgrund seiner Textanalyse der Werke Kentenichs fest, dass die personalen Bindungen des Menschen im Vergleich zu anderen Bindungen in seinen Texten eindeutig im Vordergrund stehen.[233] Personale Bindungen sind durch gegenseitige Wechselwirkung zwischen den jeweiligen Bezugspersonen charakterisiert. „Für Pater Kentenich geht es dabei um die ganzheitliche Entfaltung der in der menschlichen Anlage liegenden Liebesfähigkeit, die dadurch – anders als bei der Freud’schen Libidotheorie – in eine unterschiedliche anthropologische Deutekategorie hineingestellt wird.“[234]
Kentenich ist nicht im strengen Sinne Psychologe oder Pädagoge, sondern Priester und Seelsorger, der psychologische und pädagogische Erkenntnisse, die er hauptsächlich durch die Beobachtung des sowohl eigenen als auch fremden Lebens gewinnt, in seine theologische Reflexion mit einbezieht und sie in seiner seelsorgerlichen Tätigkeit anwendet.[235] Daher ist es verständlich, dass in seinem psychologisch-pädagogischen Paradigma der religiöse Aspekt eine wesentliche Rolle spielt. „Die religiöse Dimension der Gebundenheit liegt quer zu [allen] […] Dimensionen [der Gebundenheit] und ist allen gemeinsam. Sie wird bei Kentenich immer mit thematisiert […].“[236]
In seiner ganzheitlichen Denkweise versucht er alle Bindungen des Menschen in einer „organischen“ Ganzheit – also miteinander verbunden und in gegenseitiger dynamischer Wechselwirkung – zu sehen und zu fördern, denn es geht ihm um die Entwicklung einer Psychologie und Pädagogik, die dem ganzheitlichen seelischen Wachstum im Leben des Menschen dient. Diesen Ansatz nennt er die Lehre vom „Bindungsorganismus“.[237]
„Bindungsorganismus“ ist für Kentenich nicht nur ein beschreibender Ausdruck, sondern ist von ihm als eine klare anthropologische Grundbestimmung gedacht. Der Mensch lebt und soll in einem Bindungsorganismus leben. Durch die Entfaltung seines „organischen“ Bindungsgefüges geht der Prozess seiner seelischen Beheimatung voran. Mit der Lehre vom „Bindungsorganismus“ bleibt Kentenich nicht nur auf einer rein psychologisch-pädagogischen Ebene, sondern er bezieht auch den theologischen Aspekt mit ein.[238]
Eines der pädagogischen Hauptziele Kentenichs ist die Förderung des Wachstums der seelischen Bindungen des Menschen. In seiner Analyse des Bindungsverhaltens versucht er zu einem zusammenfassenden Ergebnis zu kommen. „Seine Grundüberzeugung lautet, dass Entstehen, Wachsen und Ausreifung seelischer Bindungen beim Menschen nach den Gesetzmäßigkeiten eines ‚psychologischen‘ Organismus verlaufen – parallel zu der Entwicklung und zu den Abläufen des biologischen Organismus.“[239] Am Ende stellt er vier Wachstumsgesetze auf, die m.E. auch auf den Prozess der seelischen Beheimatung anwendbar sind:[240]
1. Das Wachstum seelischer Bindungen vollzieht sich langsam und benötigt „ein Milieu affektiver Zuwendung“[241].
Diese Gesetzmäßigkeit scheint banal zu sein. Jedoch ist ihre Beachtung für die pädagogische und psychologische Aufgabe in der Begleitung von Personen und Gruppen sehr wichtig.[242] In der Ausführung seiner zweiten These zum „Wesen“ und „Werden“ der Heimat sagt Kentenich zum langsamen Wachstum seelischer Bindungen folgendes:[243]
„Es dauert etwas, bis die Lebensbänder verknüpft sind mit einem Gegenüber! Ähnliches gilt von der Bindung an einen Ort. Wie lange dauert es zum Beispiel, bis ein kleines Kind sein Bett erlebt hat, bis ihm jede Ecke der Wohnung etwas zu sagen hat! Die Dinge muss man heute erst wieder reflexiv klarmachen. […]. Damit etwas gebunden werden kann, braucht es Zeit.“[244]
2. „Seelische Bindungen wachsen von innen heraus.“[245]
Bei dieser Formulierung kommt der psychologisch-pädagogische Ansatz Kentenichs zum Vorschein, der eine besondere Aufmerksamkeit auf die tiefe emotionale Ebene des Menschen richtet. Für das „Innen“ des Menschen verwendet Kentenich meistens den Ausdruck „Gemüt“.[246]
„Nicht äußeres Sich-Geben und Verhalten (‚behaviour‘), nicht das Sich-Einfügen in einen Funktionsablauf (Arbeiten, Wohnen, Ehe, Familie, usw.) machen seelische Bindung aus, sondern eine aus dem Innern der emotionalen Tiefenschicht hervorgehende und darin bleibend wurzelnde seelische Beziehung, die deswegen, weil sie „von innen heraus“ gewachsen ist, mit affektiver Beteiligung der Person zustande kommt.“[247]
Für das Wachstum seelischer Bindungen ist neben rationalem Verarbeitungsprozess „die integrierende Funktion des Erlebnisses“[248] von grundlegender Bedeutung „und spielt für das Entstehen der Bindungen die eigentlich konstituierende Rolle“[249]. Damit legt Kentenich einen großen Wert auf „das Aufnehmen und Verarbeiten von Erlebtem und Erkenntnissen mit der ganzen Person“[250].
3. Seelische „Bindungen wachsen aus einer organischen Ganzheit in eine andere organische Ganzheit“[251].
Das bedeutet für Kentenich, „dass jede neue Erfahrung in die bereits bestehenden integriert wird“[252]. Das Wachstum seelischer Bindungen wird deshalb durch ihre gegenseitige Wechselwirkung gefördert, denn sie stehen weder isoliert nebeneinander noch in einem logischen Nacheinander, sondern bilden einen Bindungsorganismus.[253] „Pädagogisch gesprochen heißt das für ihn [Kentenich], dass jede erzieherische Beeinflussung sich an die augenblickliche Interessenperspektive des betroffenen Menschen anpassen und seine Fassungskraft beachten muss.“[254]
4. Seelische „Bindungen wachsen gleichzeitig, aber nicht gleichmäßig“[255].
Damit ist gemeint, dass eine bestimmte Bindung, insofern sie sich gesund entfaltet, für einen gewissen Zeitraum „stark im Vordergrund steht und einseitig betont wird, andere hingegen“[256] in den Hintergrund gerückt werden. Sie wachsen jedoch mit. Nach einer gewissen Zeit, in der ein Integrationsprozess verläuft, wird schließlich „die neue Bindung in das Gesamtgefüge des Bindungsgeflechtes einbezogen“[257]. Boll betont die Relevanz der Beachtung dieser Gesetzmäßigkeit für das
„Zusammenspiel natürlicher und übernatürlicher Bindungen, bei dem auch im völlig gesunden religiösen Wachstum streckenweise nicht die objektiv höchstrangige Bindung an Gott im Vordergrund stehen wird, sondern die Bindung etwa an ein menschliches Du. […]. Wenn es sich um echtes Wachstum handelt, wird sich der Akzent allmählich stärker auf die erfahrene Bindung an Gott verschieben.“[258]
Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen, die in eine neue Umgebung hineinkommen und mit ihr konfrontiert werden, sind besonders stark auf die Beachtung dieser vier Gesetzmäßigkeiten vonseiten ihrer (angehenden) Bezugspersonen angewiesen. Im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie diagnostiziert Michael Winterhoff heutzutage eine emotionale und soziale Unreife in der psychischen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, die mit der Nicht-Beachtung der Wachstumsprozesse seelischer Bindungen eng zusammenhängt. Das Problem sieht er v.a. bei den Erwachsenen (Eltern, Erziehern und Lehrern), die oft, wegen starker beruflicher Auslastung und schnelllebiger Lebensweise, selber als Bezugspersonen in keinem gesunden Bindungsorganismus leben, der ihnen einen „Raum“ der Ruhe, Geborgenheit und Sicherheit bieten würde.[259]
Kentenich selber litt in seinen Reifejahren unter einem Mangel an seelischen Bindungen. Im dritten Kapitel wurde beschrieben, welche die Heilmittel waren, die ihm zur Heilung seines seelischen Lebens geholfen hatten.[260] In seiner seelsorgerlichen Aufgabe begleitete er u.a. Personen, die ebenso von einem Mangel an seelischen Bindungen bzw. von Störungen im Bindungsverhalten betroffen waren. Er zeigt verschiedene Wege auf, die zum Nachholen fehlender früherer Bindungen führen können. Weiter sucht er nach Möglichkeiten, die zur Entfaltung aller Bindungen in einem Bindungsorganismus verhelfen. Eingegrenzt auf die Perspektive dieser Arbeit, sollen hier nur einige Aspekte, welche das Entstehen und Wachsen menschlicher Bindungen fördern, kurz dargestellt werden.
Zunächst beschäftigt sich Kentenich mit der Frage, wie fehlende frühe Bindungen nachgeholt werden können. Es geht ihm um das Wecken der seelischen Erlebnisfähigkeit des Menschen.[261]
Der erste Weg geht über „Nacherlebnisse [Hervorhebung G.N.] primärer Bindungserfahrungen“[262]. Nach Kentenich kann durch sekundäre Bezugspersonen z.B. das „Mutter- oder Vatererlebnis“ später nachgeholt werden, denn sie können „ersatzweise die Erfahrung einer primären Bindung“[263] ermöglichen. Sie müssen jedoch die Wachstumsgesetze seelischer Bindungen besonders sorgfältig beachten und müssen v.a. die andere Person lieben: „Erzieher sind ja Liebende, die nie von ihrer Liebe lassen.“[264] Diese Aussage gründet in der „Liebespädagogik“ Kentenichs, die die Grundlage seines ganzen pädagogischen Systems bildet. Er sieht sie „als Weg zu innerer und äußerer Befreiung des Gegenübers“[265] und betont die Selbstlosigkeit der Erziehung aus Liebe und zur Liebe, die immer im Dienst des persönlichen Wachstums des Anderen stehen soll.[266]
Die zweite Form der Heilung seelischer Bindungen sieht Kentenich in „Gegensatzerlebnissen“, die dem Menschen helfen können, die mangelnden positiven Kindheitserfahrungen nachzuholen und positive Bindungen zu knüpfen.[267] Dieser Weg geht „entweder über ausschließlich kognitive Bildung innerer, positiver Repräsentanzen [Hervorhebung G.N.] (z.B. die eines liebevollen Vaters) oder über die kognitive Bildung einer positiven Elternrepräsentanz aufgrund von Modelllernen […]“[268]. Das gilt sowohl für die natürliche als auch für die übernatürliche Ebene. Wenn dem bindungssuchenden Menschen ein positives Gottesbild (z.B. des barmherzigen Vaters) vermittelt wird, wird es ihm nicht schwer fallen, eine positive Beziehung zu Gott (von seiner menschlichen Seite her gesehen) aufzubauen.[269] Kentenich ist sich gleichzeitig der Grenzen des Gegensatzerlebnisses bewusst und weist deshalb auf folgendes hin: „Soll eine derartige Seele wieder gesund werden, dann muss gesorgt werden, dass – wo es möglich ist – dieses Gegensatzerlebnis ergänzt wird durch ein Nacherlebnis.“[270]
Der dritte Weg zum Nachholen fehlender früherer Bindungen wird durch „Ergänzungserlebnisse“ charakterisiert.[271] Kentenich „beobachtete, dass nach schwierigen Kindheitserfahrungen vorhandene psychische Belastungen durch eine bewusste, verantwortliche Gestaltung eigener elterlicher und erzieherischer Aufgaben relativiert und sogar heilend beeinflusst wurden“[272]. Bei diesem Weg kommt die Funktion der gegenseitigen Wechselwirkung des seelischen Bindungsvorgangs zwischen einem Kind und seiner Bezugsperson besonders deutlich zum Ausdruck.
Ein wichtiger Weg zur Entfaltung seelischer Bindungen, die zur seelischen Beheimatung führen, ist nach Kentenich der „Anschluss an eine gesunde Gemeinschaft“[273]. Sie wird durch starkes Verantwortungsbewusstsein füreinander, tätige Nächstenliebe und Ehrfurcht gegenüber der Person des Anderen charakterisiert.[274] Sie zeichnet sich durch „seelische Verbundenheit“[275] zwischen ihren Mitgliedern aus, und schenkt dadurch seelische Beheimatung.[276] Gleichzeitig ist sie auf einen aktiven Dienst für alle Bedürftigen (also nach außen hin) ausgerichtet. Kentenich zitiert in diesem Zusammenhang die Stelle in Mt 25,31-46, die bereits beim „Communio-Gedanken“ erwähnt wurde.[277] Nun stellt sich jedoch die Frage: Wo kann der heutige Mensch eine solche Gemeinschaft finden?[278]
Die bisher beschriebenen Wege zur Heilung und Entfaltung der Bindungen des Menschen beschränken sich im Wesentlichen auf personale Bindungen. Zum Wachstum eines gesunden Bindungsorganismus gehört jedoch, nach Kentenich, auch das Wachstum ideeller Bindungen. Deshalb legt er großen Wert auf eine Pädagogik, die dazu beiträgt, dass der Mensch seine rationalen Erkenntnisse nicht als isolierte Einzeleinheiten verarbeitet, sondern sie immer in größeren Zusammenhängen, in einem „Bindungsorganismus“ zu deuten versucht. Es geht ihm um pädagogische Vorgänge, die nicht nur zur Vermittlung von „Wissen“ beitragen, sondern dafür sorgen, dass der Mensch zur ganzheitlichen Wirklichkeitswahrnehmung befähigt wird, die ihm ermöglichen soll, sich Grundhaltungen anzueignen und Lebensentscheidungen zu treffen. Er soll demnach einzelne Werte verbinden können, damit sie zu „Wertkomplexen“ werden und ihm Halt und Geborgenheit geben können.[279]
Damit kommt Kentenich zum nächsten Prinzip für die seelische Beheimatung des Menschen. Er nennt es „Halt in einem vorgelebten Beispiel“[280]. Wenn ein Mensch in einem anderen Menschen ein lebendiges Vorbild hat, kann er sich auch leichter an die von ihm vermittelten Wertekomplexe binden. Kentenich hebt damit eine wichtige Aufgabe der Erzieher hervor:
„Der Erzieher selber müsste in sich in umfassender Weise das Ideal seiner Gefolgschaft antizipieren, vorwegnehmen. Große Ideen werden nur insofern ihre Triebkraft entfalten, als wir sie in ihrer Werthaftigkeit inne werden. […]. Leben wird eben nur vom und am Leben entzündet. Ideen sind noch nicht Leben. Sie werden erst Leben, wenn sie im Träger eine Inkarnation gefunden und gefeiert haben.“[281]
Er weist in diesem Zusammenhang auf die Gegenseitigkeit des Erziehungsvorgangs hin: „Wer wirklich Erzieher ist, der wird durch seine Erziehertätigkeit viel mehr geformt, als er selber formt. Das Erziehen ist ein gegenseitiger Zeugungsakt.“[282] Damit will er die Bedeutung des Einfühlungsvermögens des Erziehers gegenüber dem Edukanden betonen:
„Wenn ich nicht geöffnet bin den Werten meiner Gefolgschaft gegenüber, dann öffnet sie sich nicht für meine Werte. […]. Alle Not und alle Unart unserer Gefolgschaft muss erst durch unser Herz gehen, ehe eine Reaktion von den Lippen weitergegeben wird. Sie muss erst im Herzen verarbeitet werden bis in die letzte Wurzel unseres Seins.“[283]
Für Kentenich ist charakteristisch, dass er alle Vorgänge, die zur Entstehung und Ausreifung seelischer Bindungen führen, gleichzeitig mit der religiösen Ebene des Menschen, seinem Verhältnis zur Übernatur in Beziehung bringt. Sein großes Anliegen ist die religiöse Erlebnisfähigkeit des heutigen Menschen zu fördern.[284] Wachstum seelischer Bindungen gedeiht nach Kentenich am besten, wenn ein Mensch, im Glauben verwurzelt, sich von Gott geliebt weiß (vgl. Gal 2,20). Seine brennende Frage lautet: „Wie kann es unter unseren geistesgeschichtlichen und psychologischen Bedingungen möglich sein, den Menschen wieder vital mit dem lebendigen Gott zu verbinden?“[285] Im nächsten Punkt soll kurz erläutert werden, welche die Grundperspektive Kentenichs ist, in der er diese Frage angeht und nach möglichen Antworten sucht.
Kentenich stützt sich auf die philosophisch-theologischen Forschungen zum Verhältnis zwischen Erst- und Zweitursache, die zu seiner Zeit aktuell waren, insbesondere auf Erich Przywara. Dabei betrachtet er Gott als Erstursache und alle Geschöpfe als Zweitursachen.[286] Weil seine Akzente auf psychologische und religionspädagogische Vorgänge hinzielen, konzentriert er seine Sicht auf die sog. „Psychologie des Grundverhältnisses zwischen Erst- und Zweitursache“[287]. „Es geht P. Kentenich um die Fragen: Darf ich mich an die Geschöpfe binden? Wie komme ich durch die Liebe zu den Geschöpfen zur Gottesliebe? Der Schwerpunkt der Fragestellung verschiebt sich von Metaphysik, Naturphilosophie und Schöpfungstheologie zur Pastoralpsychologie.“[288]
Zunächst betont Kentenich ein positives Verhältnis zur Zweitursache. Den Grund dafür sieht er, wenn er ihn zusammenfassend ausdrückt, in der Formulierung: „Deus operatur per causas secundas liberas (Gott wirkt durch freie Zweitursachen).“[289] In seiner psychologischen Perspektive, angewandt konkret auf den Menschen, heißt das für ihn: Der Mensch verbindet in seinem Wesen die materielle und die geistige Weltordnung. Gott, der Schöpfer, hat ihn als „Bindungswesen“ geschaffen, zu seinem Abbild. Er bindet sich (aus Liebe) an den Menschen und respektiert dabei seinen freien Willen und seinen Eigenwert. Nach dem sog. „Gesetz der organischen [Hervorhebung J.L.] Übertragung und Weiterleitung“[290] überträgt er auf die Menschen „etwas von seinen Vollkommenheiten mit der Absicht, dass jene sie auf andere Geschöpfe weiterleiten“[291]. Umgekehrt gilt nach diesem „Gesetz“, dass die Menschen durch die Geschöpfe zu Gott „weitergeleitet“ werden. Kentenich nennt oft als Beispiel dafür die Eltern-Kind-Beziehung.[292] „Eine ‚mechanistische‘ Anwendung dieser Gesetze würde aus diesen Vorgängen ein schroffes Nacheinander machen – am Schluss sollten wir ausschließlich nur noch Gott lieben.“[293] Deshalb hält Kentenich das Adjektiv „organisch“ für sehr wichtig. Er will damit folgendes zum Ausdruck bringen:
„Bindung an die Zweitursachen ist […] nicht etwas Vorläufiges oder ein bloßes Durchgangsstadium, sondern die eschatologische Vollendung wird als Integration von Bindung an die Zweitursachen und an Gott gesehen. Der ‚Bindungsorganismus‘ ist mehr als ein pädagogisches Hilfsmittel, er wird zum Zielbild: im Himmel, in Gott wird dieser Bindungsorganismus vollendet.“[294]
Kentenich sieht also die gesunde Entfaltung aller seelischen Bindungen (personalen, lokalen, ideellen, Bindungen an die Arbeit, an Güter) in einem Bindungsorganismus als den gewöhnlichen Weg zur Bindung an die Übernatur.[295] Und mehr noch: Die Bindungen des Menschen an die Zweitursachen sollen (pädagogisch betrachtet) Ausdruck, Mittel und Schutz (Sicherung) sein für seine Bindung an Gott. Kentenich erklärt seine Aussagen durch das Beispiel einer tiefen seelischen Bindung zwischen einem Kind und seinem Vater:
„Kindesliebe zum irdischen Vater ist für den Katholiken zunächst Ausdruck der Kindesliebe zum Himmelsvater. Sie erweist sich ferner als starker Schutz für diese Liebe. Der Grund ist folgender: Ist sie vorhanden, greift sie tief bis ins vor-, un- und unterbewusste Seelenleben, so ist es nach dem Gesetz der organischen Übertragung leicht, sie lebensmäßig auf den Himmelsvater zu übertragen. Wie die Erfahrung zeigt, kommen viele Katholiken zu keinem tiefen Kindesverhältnis zum Vatergott, weil ihnen die Grundlage in der niederen Ordnung fehlt.“[296]
In seiner pädagogischen Linie weist er gleichzeitig auf die „organische“ Weiterleitungsfunktion der Eltern und Erzieher hin: „Ich darf die Menschen bei mir nicht stehen lassen; ich muss sehen, dass die Menschen über mich hinaus weiter wachsen, hinein in das Herz Gottes.“[297] Mit der Integration der religiösen Dimension des Menschen und mit seinem Ansatz des natürlich-übernatürlichen Bindungsorganismus, der alle Bereiche des menschlichen Lebens auf der natürlichen und übernatürlichen Ebene umfasst und dadurch zur ganzheitlichen seelischen Beheimatung des Menschen führt, unterscheidet sich Kentenich von den Ansätzen der Tiefenpsychologie.[298] Er äußert sich zu den allgemeinen psychotherapeutischen Methoden seiner Zeit sehr kritisch:
„Anstatt dass man die Seele ihrer Naturanlage nach […] allseitig bindet und so in der Welt der Natur und Gnade beheimatet [Hervorhebung J.L.] und so gesunden lässt, durchwühlt man unaufhörlich und überaus einseitig das unterbewusste Seelenleben. Man hat keine Ruhe, bis Erb- und Grundanlage und Grundaufnahme – will heißen alles, was der unterbewusste Grund der Seele an Eindrücken in sich aufgenommen und noch nicht verarbeitet hat – ans Licht gezerrt ist. Aber auch dann noch bleibt man vielfach bei der Sinndeutung stehen und schreitet nicht zur Sinnerfüllung vor: zur Sinnerfüllung, wie sie im besagten doppelten Bindungsorganismus und der gegenseitigen Wechselwirkung grundgelegt ist.“[299]
In der Bindungspädagogik nach Kentenich hat die Person Marias eine besondere Stellung. Die Bindung an ihre Person, das gegenseitige Verhältnis zwischen ihr und dem Menschen, der sich ihr anvertraut, wird in der Schönstatt-Bewegung durch das „Liebesbündnis“ konkretisiert.[300] Im Kontext der Psychologie des Grundverhältnisses zwischen Erst- und Zweitursache ist „das Liebesbündnis mit der Gottesmutter […] [als] Ausdruck, Mittel und Schutz für den Gottesbund“[301] zu verstehen. Nach der Lehre vom natürlich-übernatürlichen Bindungsorganismus „haben auch die Liebesbeziehungen der Menschen untereinander Bundescharakter und werden in die Bundesgeschichte hineingenommen.“[302] Vautier betont, „dass das Liebesbündnis mit Maria eine konkrete Form des Gottesbundes ist“[303], und deshalb „keinen Sonderfall und kein Exklusivum“[304] darstellt. „Es folgt aus dem Bündnischarakter der menschlichen Beziehungen allgemein, die Ausdruck, Mittel und Schutz der Gottesbeziehung sind.“[305] In Maria findet der Mensch eine liebende Mutter, die ihn annimmt so, wie er ist, und die ihm Geborgenheit und Sicherheit schenkt.[306] Die große Zahl der Pilger, die mit ihrem Dank oder ihren Anliegen zu marianischen Wallfahrtsorten pilgern, bestätigt wie tief diese Erfahrung das Leben der Menschen prägt. Eine echte Marienverehrung ist nach Kentenich immer „organisch“, denn „der tiefste Sinn des Seins der Gottesmutter [besteht] darin, die Menschen zum Vater zu führen. […]. Wenn ich in die Gottesmutter hineinwachse, dann muss ich auch von Christus ergriffen werden“[307]. Papst Franziskus betont den ekklesiologischen Aspekt, der in der gegenseitigen Bindung zwischen dem pilgernden Volk Gottes und der Person Marias liegt: „Wenn die Kirche Christus sucht, klopft sie immer am Haus der Mutter an und bittet: ‚Zeige uns Jesus‘. Von ihr lernt man die wahre Jüngerschaft. Und das ist der Grund, warum die Kirche immer auf den Spuren Marias in die Mission geht.“[308]
Brantzen wendet den Gedanken vom natürlich-übernatürlichen Bindungsorganismus unter dem Gesichtspunkt der Beheimatung auf die Gemeindepastoral. Er sieht darin einen engen Zusammenhang mit dem Bild vom mystischen Leib Christi (vgl. 1 Kor 12,12-30) und dem Communio-Gedanken:
„Bindungsorganismus meint dabei nicht Uniformierung und Gleichschaltung und damit Bevormundung der einzelnen. Im Sinne der paulinischen Vorstellung vom Leib soll vielmehr in diesem Organismus jeder einzelne in Freiheit seine Gaben und Begabungen einbringen und darin seine Identität darstellen, zugleich sich so zu diesem Communio-Leib zugehörig erleben, dass die gegenseitige Fürsorge Beheimatung eröffnet.“[309]
[223] Boll, Günther M., Art. Bindung, Bindungspädagogik, in: Brantzen u.a. (Hg.), Schönstatt-Lexikon, 30.
[224] Ebd., 30.
[225] Ebd., 30. Vgl. dazu Boll, …vor allem mein Herz, 283f.
[226] Boll, …vor allem mein Herz, 283.
[227] Kentenich, Kindsein vor Gott, 366.
[228] Ebd., 367.
[229] Vgl. Vautier, Paul, Zur Theoriebildung des „Bindungsorganismus“ bei P. J. Kentenich, unveröffentlicht, Horw (Schweiz) 1979, 4. Zur geschichtlichen Begriffsbildung von „Bindung“ bei J. Kentenich s. Ebd., 5-17.
[230] Boll, Art. Bindung, Bindungspädagogik, 32. Vgl. dazu Niehüser, Bindung und menschliche Entwicklung, 59.
[231] Vgl. Niehüser, Bindung und menschliche Entwicklung, 44-46.
[232] Vgl. Boll, Art. Bindung, Bindungspädagogik, 32.
[233] Vgl. Vautier, Studien zum Bindungsorganismus, 4.
[234] Boll, Art. Bindung, Bindungspädagogik, 32.
[235] Vgl. dazu das Kap. 3.
[236] Niehüser, Bindung und menschliche Entwicklung, 31f. Vgl. dazu den Punkt 2.3. Detailliert wird der Zusammenhang der religiösen Gebundenheit mit anderen Bindungen des Menschen beschrieben in: Nailis, Annette M. (1937), Werktagsheiligkeit. Ein Beitrag zur religiösen Formung des Alltags, Vallendar 21978. Dieses Buch gibt die Vorträge des Exerzitienkurses mit dem Thema „Priesterliche Werktagsheiligkeit“ wieder, die Kentenich 1932-33 in der Variante für die Schönstätter Marienschwestern hielt. Kentenich selber war an der Bearbeitung maßgeblich beteiligt und hat den ganzen dritten Hauptteil selber geschrieben. Deshalb wird dieser Titel unter den Quellentexten Kentenichs angegeben. Vgl. Niehaus, Einführung in die Schriften Pater Joseph Kentenichs, 3. Teil, 67.
[237] Vgl. Boll, Günther M., Art. Bindungsorganismus, in: Brantzen u.a. (Hg.), Schönstatt-Lexikon, 34.
[238] Vgl. Ebd., 34f. S. dazu den Punkt 4.2.3.
[239] Boll, …vor allem mein Herz, 291.
[240] Vgl. Kentenich, Joseph (1959), What is my philosophy of education?, in: Kentenich, Josef, Philosophie der Erziehung. Prinzipien zur Formung eines neuen Menschen- und Gemeinschaftstyps, bearbeitet von Herta Schlosser, Vallendar 1991, 56.
[241] Niehüser, Bindung und menschliche Entwicklung, 47.
[242] Vgl. Boll, …vor allem mein Herz, 291f.
[243] Vgl. Punkt 2.3.
[244] Kentenich (1951), Dass neue Menschen werden, 183.
[245] Boll, …vor allem mein Herz, 292.
[246] Vgl. Ebd., 292. Vgl. dazu auch Niehüser, Bindung und menschliche Entwicklung, 47.
[247] Boll, …vor allem mein Herz, 292.
[248] Ebd., 292.
[249] Boll, Art. Bindungsorganismus, 35.
[250] Ebd., 292. Vgl. dazu den Punkt 2.3.
[251] Niehüser, Bindung und menschliche Entwicklung, 47.
[252] Boll, …vor allem mein Herz, 293.
[253] An dieser Stelle sei auf das Bild vom gemeinsamen Haus zum Leben hingewiesen, das m.E. den Gedanken vom „Bindungsorganismus“ in seiner Entsprechung zur Heimat anschaulich erklärt. Vgl. dazu Wollbold, Kirche als Wahlheimat, 16. (Punkt 2.1., S. 7).
[254] Boll, …vor allem mein Herz, 293.
[255] Ebd., 294.
[256] Ebd., 294.
[257] Ebd., 295.
[258] Ebd., 295. Diese Akzentverschiebung lässt sich m.E., wenn sie vereinfacht dargestellt wird, im Lebensverlauf eines religiösen Menschen erahnen, der am Ende seines Lebens einen guten Abschied von seiner „irdischen“ Heimat nehmen kann. Letztlich muss sich jeder Mensch im Moment des Todes von allen seinen natürlichen Bindungen lösen (um auf eine „neue, vollkommene Art“ seelische Bindungen eingehen zu können).
[259] Von Bredow, Rafaela / Kullmann, Kerstin, Spiegel-Gespräch: „Ein furchtbares Leben“. Emotionale Unreife, null Empathie – der Bonner Jugendpsychiater Michael Winterhoff, 58, diagnostiziert bei den Kindern von heute einen akuten Seelennotstand. Schuld sind mal wieder die Eltern, aber auch Erzieher und Lehrer, in: Der Spiegel 2013 (25.09.2013), 106-109.
[260] Vgl. Punkt 3.1. und 3.2.
[261] Vgl. Kentenich (1951), Dass neue Menschen werden, 98-110.
[262] Niehüser, Bindung und menschliche Entwicklung, 50.
[263] Ebd., 50.
[264] Kentenich (1951), Dass neue Menschen werden, 102.
[265] Schlickmann, Die Idee von der wahren Freiheit, 353.
[266] Vgl. Kentenich (1959), What is my philosophy of education?, 79-82. Vgl. dazu auch Schlickmann, Die Idee von der wahren Freiheit, 355-359. Ebenso vgl. Awi Mello, Das seelsorgliche Gespräch, 75-85; 115-117.
[267] Vgl. Kentenich (1951), Dass neue Menschen werden, 102f.
[268] Niehüser, Bindung und menschliche Entwicklung, 50.
[269] Vgl. Kentenich (1951), Dass neue Menschen werden, 103.
[270] Ebd., 104.
[271] Vgl. Ebd., 104.
[272] Niehüser, Bindung und menschliche Entwicklung, 50f.
[273] Kentenich (1951), Dass neue Menschen werden, 114.
[274] Vgl. Ebd., 119f.
[275] Ebd., 123.
[276] Vgl. die zitierte Strophe des „Heimat-Liedes“, Punkt 3.3., S. 37.
[277] Vgl. Kentenich (1951), Dass neue Menschen werden, 124f. Vgl. dazu Punkt 2.2.
[278] In der Schönstatt-Bewegung gibt es verschiedene Ansätze, die versuchen, Kentenichs Konzepte zum gemeinschaftlichen Leben in die pastorale Praxis umzusetzen. Im Punkt 5.2. sollen einige Ansätze kurz vorgestellt werden.
[279] Vgl. Ebd., 127-137. Wo dieser Prozess nicht stattfindet, kann es zu großen negativen Konsequenzen kommen, die schon kurz im Punkt 2.1., S. 8 erwähnt wurden.
[280] Ebd., 138.
[281] Ebd., 138f.
[282] Ebd., 142.
[283] Ebd., 142.
[284] Vgl. Punkt 2.3.
[285] Boll, …vor allem mein Herz, 302. Vgl. dazu auch Zollitsch, Robert, Gott erfahren in einer säkularen Welt, Rede anlässlich des Kongresses „Wohin ist Gott?“ (29. 05. bis 01.06.2012, Vallendar), hrsg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz; Nr. 28), Bonn 2012.
[286] Vgl. Vautier, Paul, Art. Zweitursache, in: Brantzen u.a. (Hg.), Schönstatt-Lexikon, 444f. Näheres zur „Zweitursachenlehre“ Kentenichs s. Birkenmaier, Rainer u.a. (Hg.), Causa secunda. Textbuch zur Zweitursachenlehre bei P. Josef Kentenich, hrsg. vom Josef-Kentenich-Institut, Freiburg im Breisgau 1979.
[287] Kentenich, Joseph (1967), Vortrag vor den Priestern am 04.09.1967 in Oberkirch, in: Propheta locutus est. Vorträge und Ansprachen von P. J. Kentenich aus seinen drei letzten Lebensjahren, Bd. XV, bearbeitet und herausgegeben von der Gemeinschaft der Schönstatt-Patres, Berg Sion 1999, 228.
[288] Vautier, Art. Zweitursache, 445.
[289] Ebd., 445.
[290] Kentenich, Vortrag vor den Priestern am 04.09.1967 in Oberkirch, 229.
[291] Vautier, Art. Zweitursache, 445.
[292] Vgl. Kentenich, Joseph (1934), Marianische Erziehung. Pädagogische Tagung, bearbeitet von Franz Lüttgen, Vallendar-Schönstatt 1971, 155f.
[293] Vautier, Art. Zweitursache, 445.
[294] Vautier, Paul, Art. Psychologie der Zweitursachen, in: Brantzen u.a. (Hg.), Schönstatt-Lexikon, 330. Im Kontext seiner Vorträge zur Heimat sagt Kentenich dazu: „Das Wesen des Himmels besteht in der visio beata, in einem seelischen Ineinander zwischen Mensch und Gott und damit gleichzeitig zwischen Mensch und Mensch in geheimnisvoller Tiefe. Menschen, die hier auf Erden zueinander gefunden haben, werden in der ewigen Seligkeit vertieft und vervollkommnet dieses seelische Ineinander erfahren dürfen.“ (Kentenich, Dass neue Menschen werden, 166.).
[295] Vgl. Ebd., 330. Vgl. dazu Punkt 2.3.
[296] Kentenich, Das Lebensgeheimnis Schönstatts. 2. Teil: Bündnisfrömmigkeit, 134. Ein positives Beispiel für die Anwendung des Gesetzes der organischen Übertragung und Weiterleitung sieht Kentenich am Lebensweg der heiligen Therese von Lisieux, wie ihn Hans Urs von Balthasar in seinem Buch „Therese von Lisieux – Geschichte einer Sendung“ beschreibt. Kentenich zitiert während der Pädagogischen Tagung 1951 aus dem Buch von Urs von Balthasar. Dabei bezieht er sich selber auf das Familienleben der hl. Therese mit folgenden Worten: „Wer ein gesundes katholisches Familienleben gelebt hat, ein Verhältnis zu Vater und Mutter und zu den Geschwistern gehabt hat, der wächst so ganz organisch […] in die übernatürlichen Wirklichkeiten hinein. Es ist eben das große Gesetz, das der liebe Gott in die menschliche Natur hineingebaut hat: Natur und Gnade sind gleichsam aufeinander angewiesen.“ (Kentenich, Dass neue Menschen werden, 46f.).
[297] Kentenich, Marianische Erziehung, 161.
[298] Vgl. Vautier, Paul, Art. Psychologie der Zweitursachen, 331.
[299] Kentenich Joseph (1954), Maria – Mutter und Erzieherin. Eine angewandte Mariologie, Vallendar-Schönstatt 1973, 418. Niehüser weist auf folgendes hin: „Kentenichs Aussagen zum Bindungsorganismus sind in seinen christlichen Gottglauben und in die religiöse Dimension im Allgemeinen […] eingebunden. Ohne diese Dimension kann er nicht hinreichend verstanden werden.“ (Niehüser, Bindung und menschliche Entwicklung, 21.).
[300] Vgl. Punkt 3.2. Der pastorale Ansatz des Liebesbündnisses wird im Kap. 5 näher erläutert.
[301] Kentenich, Maria – Mutter und Erzieherin, 246. Vgl. dazu Vautier, Maria, die Erzieherin, 273-298.
[302] Vautier, Maria, die Erzieherin, 274.
[303] Ebd., 275.
[304] Ebd., 275.
[305] Ebd., 275.
[306] Vgl. Kentenich, Dass neue Menschen werden, 56-62.
[307] Ebd., 225. Vgl. dazu auch Mohr-Braun, Heiligtum, 22f.
[308] Franziskus, Predigt bei der Eucharistiefeier im Nationalheiligtum Unserer Lieben Frau von Aparecida (24.07.2013), in: http://www.vatican.va/holy_father/francesco/homilies/2013/documents/papa-francesco_20130724_gmg-omelia-aparecida_ge.html (zuletzt aufgerufen am 05.09.2013).
[309] Brantzen, Gemeinde als Heimat, 439.