Herzensheiligtum
Herbert King
1. Vorgang der Entstehung
2. Wohnung Gottes im Menschen
2.1 Der Mensch ist Wohnung Gottes.
2.2. Der Gott des Herzens
2.3 Der Himmel ist im Menschen
3. Marianische Dimension
4. Herzensheiligtum als inneres Prinzip der Schönstatt-Heiligtümer
5. Bedeutung
Lesen Sie ergänzend zu diesem Artikel die preisgekrönte Diplomarbeit von Martina Kraus:
Das menschliche Herz als Wohnung des dreifaltigen Gottes.
Mit Herzensheiligtum ist „das menschliche Herz als Wohnung des dreifaltigen Gottes vor allem gemeint“ (Grußw 7.9. 1968, 7).
1. Vorgang der Entstehung
Zum Ur- und Erstimpuls der kentenichschen Spiritualität gehört das >>Heiligtum der Gottesmutter in Schönstatt, das Ur-Heiligtum. Aus diesem haben sich die diesem nachgebildeten Filialheiligtümer entwickelt, später das >>Hausheiligtum, das Pilgerheiligtum. In den letzten Jahren der Wirk- und Lebenszeit Pater Kentenichs entstand aus diesem Prozess das Herzensheiligtum.
Die Idee des Herzensheiligtums ist so in einem originellen und originären Lebensprozess geworden, der vorsehungsgläubig gedeutet wurde und sich an der natürlichen und übernatürlichen Seinsordnung orientiert hat. Nicht ein Programm oder eine Lehre steht am Anfang. Hier wuchs religiöses Leben schöpferisch auf urwüchsige Art. Pater Kentenich hat sich nicht gescheut, sich zu solchem Leben und seinen Formulierungen zu bekennen und diese festzuhalten.
Das bei den Lebensvorgängen der verschiedenen übrigen Heiligtümer Entstandene und Erarbeitete gilt auch für die Realität Herzensheiligtum. Damit ist ein kreativer Prozess zu seinem Ziel gekommen. Die mit den Heiligtümern gemachten Erfahrungen werden auf das Innere des Menschen übertragen bzw. es wird erlebt, dass das mit dem Schönstatt-Heiligtum Gemeinte überhaupt aus dem Innern der Menschen kommt.
2. Wohnung Gottes im Menschen
In den Erfahrungen mit dem Herzensheiligtum ist ein Lebensvorgang geworden, der die Einwohnung Gottes im Menschen aktualisiert und verdeutlicht.
2.1 Der Mensch ist Wohnung Gottes
Das Herz steht hier für das Ganze der menschlichen Persönlichkeit. „Das will heißen: Meine Seele – und mit meiner Seele die ganze Persönlichkeit, der ganze Mensch – ist dem Heiligen Geist geweiht und ist vom Heiligen Geist bewohnt“ (AGl 17, 166). Was Johannes und vor allem Paulus formulieren und was die christliche Tradition als Einwohnung Gottes erfahren und reflektiert hat, ist im Herzensheiligtum in einem kreativen Prozess neu aufgenommen und verarbeitet worden und wird lebendig. Die biblischen Worte: „Durch den Glauben wohne Christus in euren Herzen“ (Eph 3,17) und: „Haltet Christus in euren Herzen heilig“ (1 Petr 3,15) ist schöpferisch neu Wirklichkeit geworden.
Der Mensch ist Wohnung Gottes. „Der Heilige Geist wohnt in uns“ (Röm 8,9). Durch Christus werden wir „zu einer Wohnung Gottes erbaut“ (Eph 2,21). Der dreifaltige Gott wohnt im Menschen: „So betont der heilige Johannes, dass mit dem Heiligen Geist auch der Vater und der eingeborene Sohn in uns Wohnung nehmen“ (ErlM 1936, 82, vgl. Joh 14,15-24).
Eigens hervorgehoben ist der Leib. „Ein Heiligtum wie die Kirche, wie der Tabernakel ist mein Leib“ (Vortr 30.12.1946, 103). Damit greift Kentenich auch hier paulinisches Denken auf: „Wißt ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt?“ (1 Kor 6,19). Und deswegen die Aufforderung: „Verherrlicht also Gott in eurem Leib“ (1 Kor 6,20). J. Kentenich deutet in solchen Zusammenhängen den Leib in seinen vielfältigen Aspekten symbolisch als sichtbaren Ausdruck des Heiligen Ortes, welcher der Mensch ist, so z.B. die Augen: „Die Augen des Menschen… sind das ewige Licht. Das ewige Licht zeigt die Gegenwart Gottes an; meine Augen zeigen die Gegenwart des ewigen Gottes in meinem Inneren an“ (RomV 1965 II, 185).
So ist der Mensch Tempel Gottes, ein Wort, das für den christlichen Menschen der Erstzeit besonders voll klingt und eigentlich für diesen Sachverhalt gar nicht verwendet werden darf, denn der Tempel ist nur einer: „Wißt ihr nicht, dass ihr Tempel Gottes seid und der Geist in euch wohnt?“ (1 Kor 3,16).
Früh verwendet J. Kentenich Ausdrücke wie „Dreifaltigkeitskirchlein“, „Dreifaltigkeitsheiligtum“, „lebendige Marienkirche“ (RomV 1965 I, 178). In Fortführung der >>Anbetung des „Allerheiligsten“ in der Monstranz, die in Schönstatt bewusst gepflegte Praxis ist, sieht J. Kentenich den Menschen als „lebendige Monstranz“, die Christus im innersten Kreis ihrer reichen Schönheit trägt. „Wir wollen ein Heiligtum…, ein Herzensheiligtum in uns erleben, insofern wir eine heilige Monstranz darstellen, ‚lauter und ganz, die Christus, den Herrn, getragen‘ und ständig, täglich neu trägt“ (Anspr 12.5.1966, 264 f.). Hier ist ein marianischer Beiklang herauszuhören.
Das zentrale Wort für diese Wirklichkeit wird „Heiligtum“. Im Innersten des Menschen, in seinem Herzen, in der Tiefe seiner Seele wohnt Gott wie in einem Heiligtum und macht den Menschen in einer sehr speziellen Weise zu einem göttlichen Abbild bzw. er krönt seine Abbildlichkeit mit seiner realen Gegenwart.
2.2. Der Gott des Herzens
Die zentrale Erfahrung des Wohnens Gottes im Menschen, die durch das Herzensheiligtum in den Vordergrund gerückt wird, erfährt „die ganze jenseitige Welt in ihrer Immanenz“ (RomV 1965 I, 185). Gott ist nicht nur der Ferne, sondern auch der Nahe. Auch ist er nicht einfach außen oder oben. Ebenso wenig ist er nur in der Natur anzutreffen. Er ist dem Menschen nach einem Wort des hl. Augustinus innerlicher als der Mensch sich selbst innerlich ist. Es ist der Gott des menschlichen Herzens, seiner Erfahrungen und Gedanken, auch seiner Abgründe. „Der Vatergott wohnt also in uns, nicht nur über uns… Der Gott des Lebens, der unser äußeres Schicksal in Händen hält, steht nunmehr vor uns als der Gott unseres Herzens“ (RomV 1965 II, 258 f.).
J. Kentenich ist sich bewusst, dass er damit eine deutliche Akzentverschiebung vornimmt. Schon immer hat er selbstverständlich auch den „Gott der Altäre und den Gott unseres Herzens“ (PatEx 1967, II, 180) gekannt, doch „fast mit einer beispiellosen… Einseitigkeit haben wir den Gott des Lebens gekündet“ (RomV 1965 I, 176). Das soll ergänzt werden: „Was wir vorher in etwa verneint oder umakzentuiert haben, muss jetzt wieder geradegerichtet werden“ (RomV 1965 II, 258). Er will, dass eine deutlich neue Akzentuierung vorgenommen wird: „Die Familie als Ganzes hat hier noch eine weite Strecke Weges zurückzulegen“ (PatEx 1967 II, 180).
2.3 Der Himmel ist im Menschen
Gott wird also auch im Innern des Menschen erlebt. Das wird noch einmal besonders deutlich in der Aussage Pater Kentenichs, dass der „Himmel“, der Ort des Wohnens Gottes, im Menschen ist. Bezugnehmend auf die progressive Entsakralisierung der Schöpfung und speziell des Weltraumes in einer Zeit der Raumfahrt wird sich Kentenich bewusst, dass die Symbolik des Himmels und des Obens für heutiges Gotteserleben nicht mehr die tragende Bedeutung haben kann, wie sie sie in der Vergangenheit hatte. „Wo ist dann also der Himmel? Der Himmel für mich ist die Einwohnung der Dreifaltigkeit und der Himmel für den Dreifaltigen Gott ist meine begnadete Seele“ (RomV 1965 II, 177). „Wenn wir den Himmel nicht im Herzensheiligtum sehen, wo ist dann der Himmel? Mein Herzensheiligtum ist der Himmel Gottes, und der Himmel Gottes ist morgen mein Himmel. So bekommen all die großen dogmatischen Wahrheiten einen neuen Sinn“ (RomV 1965 I, 121).
So gewinnt die paulinische Aufforderung „Unser Wandel aber ist im Himmel“ (Phil 3,20) eine neue Bedeutung: „Der Himmel ist unser eigenes Innere, ist unser Herzensheiligtum“ (RomV 1965 IV, 118).
Und im Blick auf die Vollendung des Menschen im „Himmel“ sagt J. Kentenich: „Um in den Himmel zu kommen, muss ich jetzt schon im ‚Himmel‘ sein“ (Anspr 19.5.1966, 28).
3. Marianische Dimension
Das Herzensheiligtum als schöpferische Weiterentfaltung des Schönstattheiligtums hat eine eminent marianische Dimension. Es ist in hohem Maße ein Heiligtum der Gottesmutter.
Zunächst wird Maria selbst als ein Heiligtum gesehen, als „heilige Monstranz“. Auf sie ist zunächst und in erster Linie das anzuwenden, was über das Wohnen des dreifaltigen Gottes im Menschen gesagt werden kann. Einer der besonders häufigen marianischen Aussagen Kentenichs ist in dem Wort „Christusträgerin“ gegeben. Das gilt für ihre historische Mutterschaft, gilt aber noch weit mehr für das Wohnen Christi in ihr durch alle Zeiten und Ewigkeiten. In die gleiche Richtung weist der alte Titel „Gefäß des Heiligen Geistes“.
Die Gottesmutter Maria wohnt aber auch in der Seele des Christen. Mit und in Christus hat sie im hl. Geist Anteil am göttlichen Leben in einer Fülle wie sonst niemand. Diese Fülle lebt sie in Gott und mit Gott im Menschen. Der ganze Himmel ist ja in ihm.
Bei Maria wird noch einmal besonders deutlich, dass es auch um psychologisch-bewusstseinsmäßige „Einwohnung“ geht. Das gilt ja auch von Christus, der „durch den Glauben in euren Herzen wohnt (Eph 3,17)“. In der traditionellen Lehre von der Einwohnung Christi hat man das psychologisch-bewusstseinsmäßige Element allerdings einseitig ontologisiert. Die Einwohnung Christi durch den Glauben wird dann eigentlich von seiner Gottheit ausgesagt. Die Betonung des marianischen Elements ist für Kentenich auch eine Verdeutlichung des menschlichen Elements Christi.
Jedenfalls erhält hier die religiöse Erfahrung des Innern und die Arbeit an diesem eine interessante Deutung und ist ein wichtiger Beitrag zur „Taufe“ der psychologisch gedeuteten Selbst- und Fremderfahrung.
4. Herzensheiligtum als inneres Prinzip der Schönstatt-Heiligtümer
Wir kommen wieder zum Ausgangspunkt, zum Schönstatt-Heiligtum, zurück.
4.1. Das kleine Schönstatt-Heiligtum, das so selbstbewusst – auch dies ist wieder in einem Prozess so entstanden – Heiligtum genannt wird, weist dadurch schon immer darauf hin, dass es nicht auf das Äußere einer großen Kirche ankommt, dass also etwas sehr Unscheinbares eine innerlich sehr große Kirche sein kann, dass es auf den inneren Gehalt ankommt, dass vor dem Äußeren ein inneres geistig-seelisches Heiligtum steht.
Von Anfang an gab es in der Schönstattfamilie das Bewusstsein, dass das Heiligtum geistig-seelisch gebaut werden müsse. In diesem Zusammenhang entstand Praxis und Lehre der Beiträge zum >>Gnadenkapital. „Gebete und Opfer“, das Bemühen in Selbsterziehung, Familie und Beruf, sowie das religiöse und gesellschaftliche Engagement sollen „Beiträge“ sein, die Maria bitten, sich tatsächlich den unscheinbaren Ort zu einem Ort ihres Wohnens und ihrer Wirksamkeit zu machen (>>Gründungsurkunde). So lebt in Schönstatt die Überzeugung, dass dieser Ort kein Heiligtum mehr ist, wenn keine „Beiträge“ mehr gebracht werden.
Damit ist nicht mehr das steinerne Heiligtum das eigentlich Wichtige. Die Menschen, die sich und insofern sie sich auf das Heiligtum in Schönstatt beziehen, sind das eigentliche Heiligtum. Der steinerne Bau ist Sichtbarwerdung einer geistig-seelisch-gnadenhaften Realität, in Schönstatt „lebendiges“ Heiligtum genannt. Oder sie vergleichen das Heiligtum mit einer „Baustelle“. Damit soll ausgedrückt sein, dass der „Bau“ des Heiligtums nie zu Ende ist, weil es eben vor allem eine geistig-seelisch-gnadenhafte Realität ist.
4.2 In einer solchen Sicht ist das Herz Pater Kentenichs das erste Heiligtum, der Ort des Bundesschlusses, ein geistig-seelisch-gnadenhafter Ort. Sein Herz, seine Seele, sein Leib ist ein Tempel, ein Heiligtum dieses Liebesbündnisses und wird durch diese Wirklichkeit entsprechend geprägt. Von jetzt an hat alles mit dieser Grunderfahrung zu tun.
4.3. Gemeinschaftliches Heiligtum
Was in P. Kentenich begonnen, geht weiter in all denen, die sich durch ihn in diese Wirklichkeit hineinziehen lassen und andere mitnehmen, eben dadurch, dass sie sich spirituell auf diesen Ort beziehen. Es entsteht in der Sprache des Herzensheiligtums ein gemeinschaftliches Herzensheiligtum. Damit ist die überindividuelle Realität der Gemeinschaft angesprochen: Das Wohnen Gottes und der Gottesmutter in der „Gemeinschaftsseele“. Gott ist zwischen den Menschen, unter ihnen, der Himmel zwischen und unter ihnen.
Schönstatt ist ein großes Netzwerk von Herzensheiligtümer. So werden „wir alle insgesamt … eine einzige große Marien- und Dreifaltigkeitskiche“, werden „selber ein Heiligtum der Dreimal wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt…“ (Anspr 12.5.1966, 265).
So ist auf einem originellen Weg das verwirklicht und neu entstanden, was der Epheserbrief sagt: „Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. Durch ihn werdet auch ihr im Geist zu einer Wohnung Gottes erbaut“ (Eph 2,21 f.).
4.4. Relativierung des Tempels
Damit ist das vollzogen, was Jesus eingeleitet hat. Weder auf einem bestimmten Berg noch in Jerusalem soll Gott angebetet werden, sondern „im Geist und in der Wahrheit“ (Joh 4,24). Und doch hat er einen Ort, einen neuen Ort: Jesus selbst ist der neue Tempel. „Er aber redete vom Tempel seines Leibes“ (Joh 2,21, vergl. Mt 26,61). Das soll nicht heißen, dass der Tempel in die Unsichtbarkeit hineinverlegt wird. Aber er ist relativiert. Jedes magische Verständnis ist abgewiesen.
Das ist auch beim Schönstattheiligtum geschehen. „Jetzt sind wir soweit gelangt, dass wir aus der Kette von Heiligtümern eigentlich zum Zentralsten vorgedrungen sind. Wir kennen unser Urheiligtum, kennen Filialheiligtümer, kennen Stadtheiligtümer und kennen Hausheiligtümer. Nun das wichtigste? Es ist das Herzensheiligtum“ (Anspr 9.9.1966, 7).
Damit wird das steinerne Heiligtum relativiert, d.h. in Beziehung zu etwas Umfassenderen gesetzt und in seinem eigentlichen inneren Gehalt erkannt. Es gilt auch für dieses: „Denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr“ (1 Kor 3,17). Das bedeutet auch, dass es auf den gläubigen Kontakt mit dem Heiligtum ankommt: „Ich brauche das nicht physisch zu tun. Natürlich, wenn ich die Gelegenheit habe, werde ich den Boden auch physisch betreten“ (RomV 1965 I, 121).
Und der Sinn der Wallfahrt nach Schönstatt ist, „auch gleichzeitig das Herzensheiligtum einweihen zu lassen“ (Unser Familienheiligtum, 38) bzw. dieses dort zu finden und wieder zu erkennen.
Es ist also nur konsequent, wenn Pater Kentenich die spezifischen Wallfahrtsgnaden, z.B. die Wandlungsgnade nicht nur in Schönstatt erwartet. „Also nicht etwa nur vom Urheiligtum, nicht etwa nur von den Filialheiligtümern, sondern auch vom Haus- und Herzensheiligtum“ (Anspr 12.5.1966, 264).
Und was Pater Kentenich an Verheißungen mit dem Urheiligtum verbindet, das verbindet er auch mit dem Herzensheiligtum. So werden „die Geschicke der Welt“ auch im Haus- und Herzensheiligtum „auf Jahrhunderte wesentlich mitbestimmt werden“ (Anspr 4.6.1966, 182).
Von hier aus wird der ganze Vorgang der Errichtung des Schönstattheiligtums im Jahr 1914, der zu so viel Missverständnissen in der Vergangenheit geführt hat, in seiner eigentlichen inneren Struktur sichtbar. Ebenso kommt der Vorgang der Errichtung der Filialheiligtümer und erst recht der der Hausheiligtümer in seiner inneren Struktur in den Blick. Vom Ende eines langen Entwicklungsprozesses her kann der Anfang neu gelesen und verstanden werden. Es wird auch noch einmal neu sichtbar, was es bedeutet, dass keine Wunder und Erscheinungen am Anfang stehen, auch nicht die alte Tradition eines Wallfahrtsortes.
Nackt und unmittelbar sollte in einem langen Prozess die Erfahrung und Erkenntnis gemacht werden, dass, gut neutestamentlich, es beim Heiligtum um die Sichtbarmachung einer geistigen Wirklichkeit geht, um die Bezeichnung eines göttlich-menschlichen Handelns und einer speziellen göttlichen Anwesenheit.
5. Bedeutung
Damit ist in Schönstatt etwas erfahren und reflektiert, was allgemein gilt. Jedes religiöse Zeichen, allen voran die steinernen Gotteshäuser, wollen als Ausdruck einer inneren Wirklichkeit gesehen und erarbeitet werden. Damit ist ein Typ von christlicher Spiritualität angesprochen, ebenso von pastoraler Vorgehensweise. In der Vergangenheit hat die kirchliche Segnung und Weihe, hat vor allem die eucharistische Präsenz Christi im Tabernakel, die Ausstattung der Gotteshäuser insgesamt, sowie eine entsprechende Verhaltensweise im Gotteshaus eine Ahnung und auch Erfahrung von der eigentlichen geistigen Wirklichkeit gegeben. Dadurch wurde das Entfalten einer ausdrücklichen Lehre dieser Vorgänge unnötig. In einer Zeit, in der der traditionelle nonverbale Zeichenkosmos aber an Eindeutigkeit und Kraft verloren hat, ist es wichtig, solche Vorgänge bewusst zu machen. Es bedeutet aber auch eine Neubewertung des Menschen und seiner inneren Welt. Insofern haben wir im Prozess, der vom Urheiligtum über die Filialheiligtümer zum Haus- und Herzensheiligtum geht, und in dem damit verbundenen Bewusstsein paradigmatisch den Weg vor uns von einer mehr territorial-örtlich-kosmozentrischen Sicht der Gegenwart Gottes hin zu einer mehr anthropologischen. Ebenso bedeutet es eine deutliche Ergänzung einer mehr ontologischen Sicht der Gegenwart Gottes zu einer bewusstseins- und lebensgefühlsmäßigen. Ebenso fordert es eine reflektierte Theologie solcher Vorgänge im Bewusstsein und Lebensgefühl.
Literatur:
- Mein Herz – Dein Heiligtum, Vallendar-Schönstatt 21984.
- M. Becker, Der Gott unseres Herzens, in: Regnum 28 (1994), 117-125
- M. N. Stosiek: Dein Heiligtum strahlt aus, in: OW 1995, 198-215
- P. Wolf, Zum Heiligtum werden, OW 1995, 149-159
- ders., Ihm heilig sein, OW 1995, 160-174.
Schönstatt-Lexikon:
Herausgeber: Internationales Josef-Kentenich-Institut für Forschung und Lehre e.V. (IKF)
Verlag: Patris-Verlag, Vallendar-Schönstatt – All rights by Patris-Verlag – www.patris-verlag.de
Online-Präsentation: Josef-Kentenich-Institut e.V. (JKI) – www.j-k-i.de