Die Rückkehr aus dem Konzentrationslager Dachau im Jahre 1945 verstand Pater Kentenich als „göttliche Besiegelung“ dafür, dass Schönstatt ein Gotteswerk ist: ein Werk Gottes, das auf einer göttlichen Initiative beruht, allerdings innerhalb der normalen Gnadenordnung und durch menschliche Werkzeuge ins Leben gerufen. Die glaubensmutige Entscheidung des Gründers am 20.1.1942, sich nicht gegen eine Einlieferung in das Konzentrationslager zu wehren, die dadurch herausgeforderte Treue und Hingabe seiner Gefolgschaft, die Ansätze internationaler Verbreitung im Konzentrationslager selbst und schließlich die unversehrte Rückkehr aus der „Hölle von Dachau“ waren das Siegel auf die gläubige Überzeugung von dieser göttlichen Initiative.
Seit dieser Erfahrung war im Gründer auch der Drang erwacht, das von ihm gegründete Werk der Kirche anzubieten. Denn er verstand Schönstatt ja als Frucht einer göttlichen Initiative, die der Kirche zur Verfügung stehen sollte für ihre eigene Erneuerung und für die fruchtbare Durchsäuerung der heutigen und zukünftigen Gesellschaft.
Der Weg Schönstatts in die Kirche hinein war dann konfliktgeladen und dornenreich. Er führte über eine bischöfliche und päpstliche Visitation zur vierzehnjährigen Verbannung des Gründers. Viel Geduld und zahlreiche Bemühungen waren notwendig, um den zuständigen Stellen der Kirche verständlich zu machen, was Schönstatt ist, was es will und wie es der Kirche dienen will.
Das zweite Vatikanische Konzil bewirkte schließlich innerhalb der Kirche einen Wandel des Denkens, der auch Schönstatt verständlicher machte. Es ist deshalb sprechend, dass das Ende des Konzils mit dem Ende des Exils zusammenfiel.
In den ersten Wochen nach der Verbannungszeit, als Pater Kentenich sich zwar schon in Rom frei bewegen, aber noch nicht nach Deutschland zurückkehren durfte – im November/Dezember 1965 – waren die führenden Vertreter Schönstatts um ihn in Rom versammelt. Sofort begann er in den „Romvorträgen“ die vergangene Zeit aufzuarbeiten und sie im Lichte des Vorsehungsglaubens zu deuten.
In diese Deutung floss ganz selbstverständlich ein, wie er das Ereignis des Zweiten Vatikanischen Konzils begleitet hatte und wie er den Vorgang deutete. In seinem Verständnis hatte Schönstatt schon vorausgelebt, was das Konzil jetzt für die ganze Kirche anzielte. In beiden bewirkte der Heilige Geist einen Strom, der jetzt zusammen floss.
Diesen Zusammenfluss markierte der Gründer mit zwei klassischen Ausdrücken der Schönstattgeschichte: Gleichschaltung und Einschaltung. Durch das Konzil hat sich die Kirche mit dem gleichgeschaltet, was der Geist in Schönstatt schon gewirkt hat. Das fordert von Schönstatts jetzt, dass es sich mit all seinen Kräften der Kirche einschaltet, besondere Verantwortung für die Verwirklichung des Konzils übernimmt, und dies in besonderer Treue zur Hierarchie.
In diesem Zusammenhang tauchten in den Darlegungen Pater Kentenichs alle die Schritte und Bilder auf, die schon früher die Stellung Schönstatts in der Kirche angesprochen hatten: das Wort vom „Schatten des Heiligtums“ (siehe Text 16); das Versprechen gegenüber Pius XII (am 14.3.1947) kurz nach der Promulgation der Enzyklika „Provida Mater“, die eine erste Grundlage für die neu entstehenden Säkularinstitute schuf und die Pater Kentenich veranlasste, dem Papst zu versprechen, Schönstatt werde alles tun, dass in der Kirche der Zukunft die Säkularinstitute dieselbe fruchtbare Rolle spielen werden, wie in der vergangenen Kirche die Orden und Kongregationen; das Versprechen gegenüber Paul VI (am 22.12.1965 bei der Spezialaudienz, die der Gründer nach seinem Exil erhielt) bei der er versprach, Schönstatt wolle sich für die Verwirklichung des Konzils ganz einsetzen; auch das Versprechen gegenüber Bischof Höffner von Münster, (der seinen Austritt aus den Pallottinern ermöglichte, indem er ihn in seine Diözese inkardinierte), Schönstatt wolle beitragen, dass in seiner Diözese das Konzil umgesetzt werde und dass der Bischof als Vater der Diözese Anerkennung finde; und schließlich das zentrale Wort, das Pater Kentenich aus der Enzyklika „Mystici Corporis“ (1943) ableitete: wenn Christus nach der Lehre des heiligen Paulus das Haupt seines geheimnisvollen Leibes ist, dann ist die Gottesmutter das Herz. Und da Schönstatt in besonderer Weise die ganze Gestalt der Gottesmutter in der Kirche darstellen und in sie einbringen soll, hat es die Sendung, Herz der Kirche zu sein.
Einen besonderen Höhepunkt in diesem Vorgang bildete der 8. Dezember 1965. Paul VI beendete das Konzil und rief die Gottesmutter zur „Mutter der Kirche“ aus. Am selben Tag fand die geistige Grundsteinlegung für ein Heiligtum in Rom statt, Symbol für diese Einschaltung Schönstatts in die Kirche. Pater Kentenich hielt dazu eine Ansprache, aus der der folgende Text entnommen ist.
Er findet sich in „Propheta locutus est“, Bd. I, S. 99 -128
In dieser feierlichen Stunde sehe ich Sie nicht nur als Einzelpersonen, sondern symbolhaft in Ihnen die ganze Familie; nicht nur die ganze Familie hier auf Erden, sondern auch alle Glieder des himmlischen Schönstatt, auch derer, die – wie wir wohl annehmen dürfen – nunmehr im Fegfeuer schmachten. Es ist also eine große Gemeinde, die hier versammelt ist.
Der Akt, den wir zu tätigen uns anschicken, ist zwar äußerlich gering, aber von überaus großer Bedeutung. Wir wollen den tieferen Sinn zu erfassen trachten.
Es handelt sich hier um eine sinngemäße Gleich- und Einschaltung in den feierlichen Schlussakt des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Die äußere Gleichschaltung besteht darin, dass wir den Grundstein segnen. Wenn auf dem Grundstein, den der Papst gesegnet hat (208), das Merkwort steht: Matri Ecclesiae, wenn also die neue große Kirche der Gottesmutter als Mutter der Kirche geweiht sein soll, dann ist es wohl selbstverständlich für uns, dass unser neues MTA-Heiligtum in Rom auch den Titel tragen muss: Matri Ecclesiae. Also eine gewisse Gleichschaltung.
Nun sind wir aber nicht damit zufrieden, nur von einer Gleichschaltung zu sprechen. Wir sprechen auch von einer Einschaltung in den Akt. Damit haben sie die Disposition der Gedankengänge, die ich Ihnen vortragen möchte.
Erste Frage: Wie sieht die Kirche aus, die nunmehr der Gottesmutter geweiht werden soll?
Zweite Frage: Wie sieht die Mutterfunktion aus, die die Gottesmutter dieser neuen Kirche gegenüber hat? – Hier dreht es sich also um den Akt, den Sie zum Teil in der Peterskirche miterlebt haben.
Sie hat ein anderes Gesicht als die Kirche von gestern und von vorgestern. Wenn Sie einmal auf sich wirken zu lassen, was das Konzil an Entschließungen und Äußerungen gebracht hat, dann werden Sie finden: das Zentralstück ist die Konstitution über die Kirche. Alles, was ansonsten beraten, geredet, beschlossen wurde, finden Sie keimhaft in der Konstitution über die Kirche. Dabei ist die Frage nicht: wie sehen die unveränderlichen Grundfesten der Kirche aus, wie ihre Metaphysik, sondern die Frage ist vielmehr: wie sieht die heutige Kirche sich selbst?
Das ist eine Kirche, die auf der einen Seite tief traditionsgebunden ist, aber auf der andern Seite gelöst von erstarrten traditionsgebundenen Formen.
Das ist eine Kirche, die in tiefgreifender Geschwisterlichkeit geeint ist, aber auch gleichzeitig hierarchisch, ja väterlich gelenkt und regiert wird.
Das ist eine Kirche, die die Sendung hat, die Seele der heutigen und der kommenden Kultur und Welt zu werden.
[….]
Ich meine, damit hätte ich kurz umrissen, wie das Bild der neuen Kirche aussieht.
Nun soll ja die Kirche, zu der vom Papst der Grundstein gelegt wurde, Symbol sein für die Mutter der Kirche. Dabei dürfen Sie nie übersehen: die Mutter der Kirche mit den neuen Zügen.
[…]
Nun haben wir eingangs behauptet: Der Akt, den wir nun zu setzen bereit sind, hat eine tiefe Bedeutung. Wir wollen dadurch dem großen Akt, der in St. Peter feierlich vollzogen wurde, gleichgeschaltet und eingeschaltet werden.
Wie sieht die Gleichschaltung aus? Die Frage müsste doppelt gestellt werden:
– Wie sieht die Gleichschaltung aus in das Kirchenbild?
– Wie sieht die Gleichschaltung aus in die Mutterfunktion?
Wenn wir an das Kirchenbild denken, dann werden diejenigen aus unsern R/>eihen, die Schönstatt kennen, die es studiert und gelebt haben, wahrscheinlich die Schwierigkeit machen: das Kirchenbild, das wir eben umrissen haben im Sinne des Konzils, ist ja unser Kirchenbild seit je gewesen! Wir haben ja gar kein anderes Kirchenbild gekannt! Also werden sie empfinden: Wir dürfen nicht sagen, wir schalten uns dem Kirchenbild des Konzils ein, sondern müssen wir nicht umgekehrt sagen: das Kirchenbild des Konzils hat sich uns gleichgeschaltet?
Wir sind also die ersten gewesen. Das ist zweifellos richtig. Es ist eine Frage, die neu studiert werden müsste, schon deswegen, weil außerhalb unseres Kreises wiederholt der Vorwurf gemacht wird: Ja ihr Schönstätter, ihr habt gar keine Ahnung! Ihr macht ja gar nicht mit dem mit, was die Kirche heute will und von sich sagt! Wir brauchen nicht mitzumachen, wir haben ja vorgemacht. Wir müssen nur wissen, wie wir dieses Kirchenbild bisher festgehalten und wie wir das Kirchenbild in den eigenen R/>eihen zu verkörpern getrachtet haben.
Der Streit der verflossenen Jahre war ja zutiefst ein Streit um das Kirchenbild. Die Kirche von gestern hat unser Kirchenbild nicht verstanden. Die Kirche von gestern hat sich eher bemüht, unser Kirchenbild auf das traditionelle Kirchenbild einzuebnen.
Wie sind wir zu unserem Kirchenbild gekommen?
a) Unser Kirchenbild ist herausgequollen aus tieferen als den üblichen Schichten des Corpus Christi Mysticum, also der Kirche.
b) Es ist allezeit inspiriert worden vom neuesten Zeitenufer, also von dem Ufer, das heute so umstritten ist;
c) Es ist ständig durchrieselt worden von einer machtvollen Fülle von Gnaden.
Ad a) Wenn wir unterscheiden zwischen einem vorkonziliaren und einem nachkonziliaren Bild der Kirche, dann müssen wir sagen: das nachkonziliare Bild ist unser vorkonziliares Bild. Wenn wir das nicht klar sehen, verstehen wir auch nicht, von welcher Bedeutung der Akt ist, den Sie nunmehr tätigen wollen.
[….]
Jetzt Gleichschaltung. Wahr ist: die Kirche hat sich uns gleichgestaltet und gleichgeschaltet. Das hindert uns aber nicht, im Blick auf das neueste Zeitenufer zu sagen: wir müssen uns gleichschalten und gleichgestalten dem Kirchenbild, das das Konzil uns nun gegeben hat, obwohl dies im wesentlichen unser Kirchenbild ist.
Ad b) Ganz im Sinne des Konzils habe ich sagen dürfen: Wir haben uns ständig orientiert am neuesten Zeitenufer.
Als etwas Neues wird ja dokumentiert und proklamiert, was uns Johannes XXIII. gegeben hat: Er hat Fenster aufgerissen, Türen aufgerissen! Es wird also nicht nur gefragt, was innerhalb der Kirche an Strömungen herrscht, sondern was in der ganzen Welt an Strömungen herrscht. Erinnern Sie sich bitte daran, wie stark das hier umrissene Gesetz der geöffneten Tür von Anfang an unser Denken inspiriert hat. Wir sind immer ausgegangen von dem Gedanken: wenn wir den modernen Geist, den Geist der Zeit kennenlernen wollen, dann lernen wir ihn am besten auf der Gegenseite kennen. Denken Sie nur an den Nationalsozialismus oder an den Bolschewismus. Das war immer unsere Stärke, von da aus uns zeigen zu lassen, was der liebe Gott im einzelnen von uns haben will. Das ist genau der Maßstab, den die Kirche heute anwendet. Türen und Fenster waren immer auf für uns. So mögen Sie verstehen, dass unser Kirchenbild das Kirchenbild des Konzils seit langem vorweggenommen hat.
Ad c) Und wie sind wir durchrieselt von einem Gnadenstrom!
Wir brauchen uns bloß an die Vergangenheit zu erinnern. Wir haben ja der lieben Gottesmutter immer die Aufgabe zudiktiert, dafür zu sorgen, dass der neue Mensch in der neuen Gemeinschaft – jetzt darf ich dafür sagen: der echte Christ und Katholik in der neuen Kirche – erzogen und geformt wird. Hier müsste ich an sich länger stehen bleiben. Gesagtes mag genügen. Es soll ja nur Ansporn sein, um nach allen R/>ichtungen weiter zu graben.
Zweitens, wie sieht die Mutterfunktion der Gottesmutter aus? Auch hier meinen wir, sagen zu müssen: Wo es sich um die bewusste Abhängigkeit von und Anhänglichkeit an die Gottesmutter handelt, dürfen wir wiederum sagen: das Konzil ist auf dem Wege, sich uns gleichzuschalten.
Das Marienbild, das wir von Anfang an gekündet haben, ist der Zeit so weit voraus! Die Päpste haben Zug für Zug festgestellt, was wir von Anfang an getan haben. Die Gottesmutter ist die amtliche Dauerhelferin und Dauergefährtin des Heilandes beim gesamten Erlösungswerk. Sie ist die große Erzieherin des neuen Katholiken. Sie will uns in das neue Bild der Kirche hinein erziehen!
Wir halten die These noch einmal vor Augen: Was bedeutet der schlichte Akt, den wir jetzt tätigen? Er ist eine Gleichschaltung mit dem feierlichen Schlussakt des Konzils.
Nachdem nun die Kirche sich durch das Konzil im wesentlichen auf unsern Boden gestellt hat – mag es sich um das Kirchenbild oder um die Mutterfunktion der Gottesmutter in ihrer Erzieherfunktion handeln -, ist jetzt der Begriff der Einschaltung für uns von besonderer Bedeutung.
Was verstehe ich in diesem Falle unter Einschaltung?
Das ist die Einschaltung in die Sendung der Kirche und die Einschaltung in die Sendung der Hierarchie.
Wie lange ringen wir um diese Einschaltung! Wenn ich Ihnen vorher sagte, die Kirche hat sich uns gleichgeschaltet beim Kirchenbild und bei der Mutterfunktion der Gottesmutter, dann dürfen Sie nicht übersehen: das ist durchaus möglich, da wir ja nie außerhalb der Kirche, sondern immer ein Glied der Kirche waren. Und das ist ja normal, zumal wenn wir eine gesunde Evolution in der kirchlichen Entwicklung annehmen. Es lässt sich geschichtlich nachweisen, dass das viele Male der Fall gewesen ist, dass die Kirche als ganze sich einem Teilglied, das aus tieferen Quellen gespeist wurde und die großen Linien der Zukunft voraus genommen hat, gleichgeschaltet hat. Dass das so ist, darf uns nicht verwundern. Deswegen ist bei uns immer das Drängen: Hin zum Papst, hin zur Hierarchie! Denken Sie nur an ein paar Ausdrücke.
a) Alles für Schönstatt, Schönstatt für die Kirche, die Kirche für den dreifaltigen Gott!
Was heißt das: Schönstatt für die Kirche? Als Glied der Kirche möchten wir die ganze Kirche immer wieder durchdringen, durchtränken und durchsäuern. Alles für die Kirche muss allerdings auch heißen: in Abhängigkeit von der kirchlichen Hierarchie, insonderheit vom Papst. Denken Sie weiter an andere bekannte Ausdrücke:
b) Im Schatten des Heiligtums sollen die Schicksale der Kirche auf Jahrhunderte wesentlich mitbestimmt werden. Was heißt das? Das mag jetzt eigenartig klingen, wenn ich sage: Die innere Umformung der Kirche besteht auch in ihrer Gleichschaltung uns gegenüber. Nun gehört zur Kirche wesentlich die Hierarchie. Wenn also im Schatten des Heiligtums die Geschicke der Kirche mitbestimmt werden sollen, dann heißt das letzten Endes: immer wieder in der Fühlung mit der Hierarchie.
c) Neuerdings nennen wir uns auch Herz der Kirche!
Dabei will Kirche nicht nur nach der innerlichen, sondern auch nach der äußerlichen wesentlichen Struktur gesehen werden.
Das eigenartig Schöne dabei ist dies: Der Sinn der beiden Visitationen war von mir aus gesehen letztlich weiter nichts als eine Einschaltung unseres Denkens und Wollens hinein in das neu gesehene Kirchenbild mit seinem wesentlichen Antlitz und deswegen auch eine Einschaltung hinein in die Abhängigkeit von der Hierarchie und vom Papst.
Und wenn Sie nun die neuesten Strömungen sehen, dann ist das für mich persönlich mit die größte Freude zu erleben, dass zumal die Spitzen unserer Priestersäule instinktiv ein ganz starkes Drängen haben: Hin nach Rom, hin zum Papst, hin zur Hierarchie (209)! Nebenbei gesagt, wir erinnern uns daran, dass wir schon immer der Orden des Bischofs sein wollten. Wir haben die Hierarchie nie übersehen, haben immer klar geschaut: die Diözesanpriester sind Orden des Bischofs, die pars motrix et centralis ist der Orden des Papstes.
Der Akt, den wir nun tätigen, will im tiefsten Sinne nicht nur als Gleichschaltung, sondern auch als Einschaltung im besagten Sinne betrachtet werden. Deswegen sehen wir im Schatten des Petersdomes unser kleines Heiligtum. Was will das heißen? Wir wollten nun nach Rom pilgern und in Rom mithelfen, die nachkonziliare Sendung der Kirche auch von hier aus mitzuvollziehen. Dabei vergessen wir aber nicht, dass die nachkonziliare Sendung der Kirche für uns schon die vorkonziliare Sendung war. Nur können wir jetzt besser erklären, was wir zur Erfüllung dieser Sendung tun, denn wir stehen jetzt im Denken und Empfinden der Kirche, in der öffentlichen Meinung, auf demselben Boden. Deswegen mag es uns heute viel leichter fallen, unsere Aufgaben in der Kirche zu lösen. Und das in der Zukunft noch stärker als bisher, schon deswegen, weil vermutlich morgen, übermorgen die Hierarchie uns gegenüber geöffneter ist. Denn die großen Fragen, die nunmehr zu lösen sind, sind ja lauter Dinge, die in ihrer praktischen Verwirklichung heute unbekannt sind. Denken Sie nur an all das, was wir von der geschwisterlichen Einheit innerhalb der Kirche und von der hierarchisch-paternalen Funktion gesagt haben. Das mag sein, dass nunmehr viel darüber geschrieben wird. Aber bis der Episkopat einmal einsieht, was das heißt: mein Volk ist auch mir gegenüber Bruder, hat auf seinem Posten Mitverantwortung für das Wohl der Gesamtkirche, so wie ich Mitverantwortung habe. Es wird viel Zeit brauchen, bis diese Dinge alle einmal Wirklichkeit geworden sind! Das sind ja lauter Dinge, die wir bisher auf der ganzen Linie zu verwirklichen getrachtet haben. Wir haben also, wenn ich nachkonziliar denke, auf der einen Seite einen großen Vorteil, weil wir der Entwicklung weit voraus sind im Denken, Handeln und Empfinden, andererseits aber sind sie auch eine große Aufgabe.
Sie haben wohl gehört, dass ich kürzlich dem Bischof von Münster das Versprechen gemacht habe, wir wollten dafür sorgen, dass seine Diözese in Wahrheit eine Familie wird. Was heißt das? Wenn wir sagen: „Volk Gottes“, so will in der Kirche die einende Linie zwischen Episkopat und Volk gesehen werden. Dann bleibt für die Zukunft die große Frage: Wie wird jede Diözese, wie wird jede Pfarrei eine Familie Gottes? Und wie sieht in der Familie Gottes der Vater aus, wie sieht das Kind aus?
Vergessen Sie bitte nicht: der einfache Akt, den wir nunmehr setzen, schließt all diese Welten von Wahrheiten und Wirklichkeiten in sich. Wir ahnen nicht einmal, was das alles besagt, welche Wucht dahintersteckt, sonst hätten unsere Priester den Akt total anders vorbereitet.
[…]
So wollen wir die Gottesmutter bitten, dass sie uns den heutigen Tag tief einprägt. Wir wollen ihn nicht nur als Gabe nehmen, sondern auch als eine große Aufgabe; eine Aufgabe, die uns anregt, rückschauend große Zusammenhänge zu sehen, und vorwärts schauend unser ganzes Leben der Familie und in der Familie durch die Hände der Gottesmutter der Kirche und dem dreifaltigen Gott anzubieten.
Schönstatt-Lexikon ONLINE: Kirche
(208) Der Papst versprach, in Rom eine Kirche zu Ehren der „Mater Ecclesiae“ zu bauen als Dank für das Konzil und hat dafür bei der Schlussfeier des Konzils einen Grundstein gesegnet. Dafür standen ihm vier Steine aus der Nähe des Petersgrabes zur Verfügung. Einer der drei Steine, die übrig blieben, wurde der Grundstein des Sionsheiligtums mit der Aufschrift: „Sion Patris Matri Ecclesiae“.
(209) In den vorausgehenden Jahren sind vor allem die Diözesanpriester des Verbandes mehrmals nach Rom gewallfahrtet – die letzten 100 km zu Fuß – in dem Anliegen, Schönstatt in die Kirche zu tragen und den Gründer aus dem Exil zu befreien.